"Die weiter stark steigenden Neuinfektionszahlen werden von den Marktteilnehmern ausgeblendet", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Vielmehr hoffen die Anleger, dass mit einem Impfstoff die Pandemie besiegt und die wirtschaftlichen Negativfolgen in Grenzen gehalten werden."

Dax und EuroStoxx50 schafften am Montag ein Plus von 0,5 beziehungsweise 0,4 Prozent auf 13.207 und 3480 Punkte. Auch in den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart. "Die höchstwahrscheinlich verlängerten und teilweise neuen Lockdown-Maßnahmen, die am Mittwoch beschlossen werden, stehen zwar nicht ganz oben auf der Wunschliste der Anleger", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Es gibt keine Ausgangssperren und das ist gut für die Börse, die den Pfad der konjunkturellen Erholung damit ein paar Wochen weiterschreiben kann."

Zusätzlichen Rückenwind erhielten die europäischen Aktienmärkte von ermutigenden Konjunkturdaten. So ging das Barometer für die Stimmung der deutschen Einkaufsmanager weniger stark zurück als befürchtet. Vor allem die Geschäfte der Industrie laufen gut. Zwar dürfte die deutsche Wirtschaft wegen der Corona-Beschränkungen im vierten Quartal den Rückwärtsgang einlegen, sagte DZ-Experte Michael Holstein. "Doch der Schaden dürfte deutlich geringer ausfallen als im Frühjahr."

ASTRAZENECA MELDET IMPFSTOFF-STUDIENERFOLG


Die Mainzer Firma BioNTech und ihr Partner Pfizer haben in den USA einen Zulassungsantrag für ihren Corona-Impfstoff gestellt. In Großbritannien könnte das Präparat einem Zeitungsbericht zufolge bereits in den kommenden Tagen auf den Markt kommen. Die in Deutschland notierten BioNTech-Titel stiegen um 4,4 Prozent, Pfizer-Papiere gewannen im vorbörslichen US-Geschäft 1,4 Prozent.

Auch der Pharmakonzern AstraZeneca und die Universität Oxford meldeten am Montag einen Durchbruch bei ihrem Impfstoff. AstraZeneca-Aktien gaben in London dennoch fast zwei Prozent nach. Börsianer bemängelten, dass die durchschnittliche Wirksamkeit des Mittels hinter der Konkurrenz zurückblieb. "Während es ein Grund zum Feiern ist, dass binnen Wochen mit der Corona-Impfkampagne begonnen werden kann, ist es doch auch eine Realität, dass die Logistik dafür bislang nicht steht", sagte Michael Hewson, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets.

Dennoch macht sich die Reisebranche nun Hoffnung auf ein Ende der Krise. Der entsprechende Index legte bis zu 1,6 Prozent zu, die Aktien der Lufthansa gewannen vier Prozent. Auch am Rohstoffmarkt überwog die Zuversicht. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,5 Prozent und kostete mit 46,08 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt vor knapp drei Monaten. In ihrem Windschatten gewann der Aktienindex für die europäische Öl- und Gasbranche ebenfalls 2,7 Prozent. "Der Impfstoff ist die Eintrittskarte in die Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

CREDIT AGRICOLE ÜBERNIMMT ITALIENISCHE BANCA CREVAL


In Mailand bescherte eine Übernahmeofferte der Banca Piccolo Credito Valtellinese (Creval) einen der größten Kurssprünge der Firmengeschichte. Die französische Credit Agricole will das italienische Geldhaus für insgesamt 737 Millionen Euro oder 10,50 Euro je Aktie übernehmen. Dieser Deal sei strategisch sinnvoll, kommentierte Analystin Flora Bocahut von der Investmentbank Jefferies. Credit Agricole baue damit ihren Marktanteil in Italien aus. Creval-Aktien stiegen um bis zu 24,1 Prozent auf 10,79 Euro und Credit Agricole gewannen bis zu 4,3 Prozent.

rtr