In den USA signalisierten die Futures leichte Kursgewinne zu Handelsauftakt. Auf die Stimmung drückten der weiter schwelende Handelsstreit sowie der geopolitische Konflikt zwischen den USA und dem Iran, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

Zinssenkungsfantasien könnten diese Sorgen überdecken, sagte Emden. "Es ist die anhaltende Orientierungslosigkeit der Währungshüter, welche die Zinsfantasien am Leben hält und den Aktienmärkten den Rücken stärkt." Viele Marktteilnehmer rechneten mit einem Signal, dass die Zinsen im Juli gesenkt werden, einige erwarteten sogar bei der Sitzung am Mittwoch einen Zinsschritt, sagte Philippe Waechter, Chefvolkswirt des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management. "Ich rechne damit, dass die Fed diese Erwartungen enttäuscht und nicht so bald eine Zinssenkung vornehmen wird." Denn die Wirtschaftsdaten deuteten in den USA nicht auf einen raschen Abschwung hin, die Inflation sei niedrig. "Es besteht also kein Grund zur Eile."

Ihren Blick richten die Anleger zudem auf den G20-Gipfel am Monatsende in Japan, bei dem ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping geplant ist. "Mit einer Beilegung des Zollstreits ist allerdings nicht zu rechnen", warnte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer. "Zu festgefahren scheint die Situation inzwischen."

Am Rohöl-Markt machten Investoren neben dem Streit USA/China auch die wachsenden Spannungen mit Indien zu schaffen, schrieben die Analysten der Beratungsfirma JBC Energy. Sie schürten die Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft. Die Regierung in Neu-Delhi verhängte am Wochenende Vergeltungszölle gegen US-Waren. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 61,43 Dollar je Barrel (159 Liter).

LUFTHANSA-GEWINNWARNUNG SETZT LUFTFAHRT-BRANCHE ZU


Kopfzerbrechen bereitete Investoren eine Gewinnwarnung der Lufthansa. Wegen des harten Preiskampfs im Europaverkehr rechnet die Lufthansa für 2019 nur noch mit einem operativen Gewinn von zwei bis 2,4 statt 2,4 bis drei Milliarden Euro. "Da eine Reduzierung der Kapazitäten nicht in Sicht ist, ist die Konsolidierung auf dem europäischen Kurzstreckenmarkt wohl noch nicht vorüber", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Lufthansa-Aktien sackten zeitweise um knapp 13 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 15,42 Euro ab. In ihrem Sog büßten Air France und die British Airways-Mutter IAG sowie die Billig-Flieger Ryanair, EasyJet und Wizz bis zu 6,8 Prozent ein.

Aufwärts ging es dagegen für die Deutsche Bank nach einem Bericht, wonach das Geldhaus erneut eine milliardenschwere Bad Bank plant. Die Papiere legten 1,9 Prozent zu und waren damit Spitzenreiter im Dax. In London gewannen die Aktien der auf Asien konzentrierten Banken HSBC und Standard Chartered 1,6 beziehungsweise 0,9 Prozent. Sie profitierten von Kursgewinnen in Hongkong, nachdem dort die Regierungschefin Carrie Lam nach erneuten Massenprotesten gegen das umstrittene Auslieferungsgesetz um Verzeihung gebeten hatte.

rtr