Der DAX hat am Freitag seine Vortagesverluste ausgeweitet. "Das sind nichts anderes als gesunde Gewinnmitnahmen", sagte ein Börsianer. "Bei diesem wirtschaftlichen Umfeld ist es ohnehin ein Wunder, dass die Kurse auf diesem Niveau sind." Grund dafür war unter anderem, dass inzwischen immer mehr Bundesländer und Politiker härtere Corona-Beschränkungen fordern. Bundesinnenminister Horst Seehofer warnte dabei eindringlich davor, mit schärferen Corona-Maßnahmen bis nach Weihnachten zu warten. "Die einzige Chance, wieder Herr der Lage zu werden, ist ein Lockdown, der aber sofort erfolgen muss", sagte der CSU-Politiker dem "Spiegel".

Zusätzlich belastete den DAX, dass eine Einigung zwischen Großbritannien und der EU in den Brexit-Verhandlungen immer unwahrscheinlicher wird. Beide Seiten rüsten sich mittlerweile für ein Scheitern. Marktexperte Andreas Lipkow erwartet auch daher Kaufzurückhaltung an der Börse. "Die institutionellen Investoren werden wohl erst das Ergebnis des EU-Gipfels am Sonntag abwarten."

Ein weiterer Belastungsfaktor für die Aktienmärkte war die anhaltende Stärke des Euro. Devisenanleger seien noch mit der Nachlese des EZB-Entscheids vom Donnerstag beschäftigt, sagte Portfoliomanager Andrew Mulliner vom Vermögensverwalter Janus Henderson. Die Aufstockung der Wertpapierkäufe sei im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Eine zusätzliche Ausweitung sei nicht in Sicht.

Den Platz an der DAX-Spitze sicherte sich am Freitag Delivery Hero. Gefolgt wurde der Essenslieferdienst von den Papieren von Vonovia und Deutsche Wohnen. Als Schlusslicht ging die Deutsche Bank aus dem Handel.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Lufthansa droht 1000 Piloten erneut mit Entlassung im Frühjahr
Lufthansa-Chef Carsten Spohr droht erneut mit Entlassungen von Piloten im Frühjahr. "Mangels Einigung wird es wohl erstmals in der Geschichte unseres Unternehmens im zweiten Quartal 2021 so weit sein, dass uns 500 Kapitäne und 500 Erste Offiziere verlassen müssen", sagte Spohr der "Wirtschaftswoche". Das wäre ein Fünftel der rund 5000 Piloten der Lufthansa-Kerngesellschaft. Es sei kaum erklärbar, dass keine Lösung absehbar sei, sagte Spohr mit Blick auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), mit der eine weitreichende Einigung auf Einschnitte in der Corona-Krise aussteht.

Corona hat Frankfurter Flughafen weiter fest im Griff - Aktie verliert
Der Frankfurter Flughafen ringt weiter heftig mit den Folgen der Corona-Pandemie. Im November beschleunigte sich der Rückgang der Passagierzahlen im Vergleich zu den Vormonaten deutlich und die Aussichten sind wegen der stetig steigenden Corona-Infektions- und Todeszahlen düster. Im November sei die Zahl der Fluggäste am größten deutschen Airport im Vergleich zum Vorjahr um 87 Prozent auf 656 420 gefallen, teilte der Flughafenbetreiber Fraport am Freitag in Frankfurt mit.

Absatztief ohne Ende: VW-Konzern liefert auch im November weniger aus
Die Absatzkrise wegen der Corona-Pandemie ist für den VW-Konzern kurz vor dem Jahresende noch nicht ausgestanden. Nachdem es bereits im Oktober nach einer leichten Stabilisierung im Frühherbst wieder abwärts gegangen war, meldete das Unternehmen am Freitag auch für den November anhaltend schwache Zahlen. Demnach lieferten die Marken des weltgrößten Autoherstellers 9 Prozent weniger Fahrzeuge aus als im November 2019, die Gesamtzahl sank auf 899 900 Stück. Die Entwicklung seit Jahresbeginn ist noch verheerender, hier liegt das Minus derzeit bei 16,5 Prozent.

Rückschlag für Sanofi-GSK - Corona-Impfstoff verzögert sich
Die Corona-Impfstoffentwicklung der Pharmakonzerne Sanofi und GSK (GlaxoSmithKline) verzögert sich. Bei älteren Erwachsenen habe es in Tests eine unzureichende Immunreaktion gegeben, teilte Sanofi mit Sitz in Frankreich am Freitag mit. Dies gehe wahrscheinlich auf eine nicht ausreichende Antigen-Konzentration zurück. "Uns liegt die öffentliche Gesundheit sehr am Herzen, weshalb wir über die heute bekannt gegebene Verzögerung enttäuscht sind, aber alle unsere Entscheidungen sind und werden immer von Wissenschaft und Daten bestimmt", erklärte der Leiter der Sanofi-Impfstoffsparte, Thomas Triomphe, laut Mitteilung.

Walt Disney schraubt Prognose für Streaming-Kunden deutlich nach oben
Der US-Unterhaltungsriese Walt Disney erwartet bis 2024 dank eines ausgeweiteten Angebots einen starken Anstieg der Abonnentenzahlen seiner Streaming-Sparte. Diese sollen von derzeit rund 137 auf bis zu 350 Millionen zahlende Kunden ansteigen, gab der Konzern im Rahmen einer Investorenkonferenz am Donnerstagabend bekannt. Die bisherigen Ziele für 2024 aus dem April 2019 hatte das Unternehmen den Angaben zufolge bis Dezember nahezu erreicht.

Italienischer Staat kauft sich in ArcelorMittal-Stahlwerk Ilva ein
Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal hat den italienischen Staat als Mehrheitseigentümer für sein Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent an Bord geholt. Das Regierungs-Investmentvehikel Invitalia zahlt für einen Anteil von 60 Prozent an der zuständigen ArcelorMittal Gesellschaft AM InvestCo knapp 1,1 Milliarden Euro, wie ArcelorMittal und Invitalia am späten Donnerstagabend mitteilten. AM InvestCo betreibt vor allem das Stahlwerk Ilva neben kleineren anderen Stahlgeschäften.

Kursfeuerwerk für Airbnb-Aktie bei Börsengang
Der Aktienkurs des Apartment-Vermittlers Airbnb hat sich beim Börsengang am Donnerstag mehr als verdoppelt. Die Aktie ging in den Handel mit einem ersten Kurs von 146 Dollar (120,55 Euro) - bei einem Ausgabepreis von 68 Dollar. Der Börsenwert von Airbnb landete an der Marke von 100 Milliarden Dollar, nachdem das Papier mit 144,71 Dollar aus dem Handel gegangen war.

Pandemie lässt Gewinn bei Carl Zeiss Meditec bröckeln - Aktie verliert
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat im Zuge der Corona-Krise und einer sinkenden Nachfrage im abgelaufenen Geschäftsjahr weniger verdient. Unterm Strich blieb für das bis Ende September laufende Jahr ein Gewinn von 123,4 Millionen Euro und damit 23,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der Konzern am Freitag in Jena mitteilte. Für das kommende Jahr erwartet der Konzern grundsätzlich eine Erholung, die ersten Monate würden aber unter den Vorjahreswerten bleiben.

Zurich expandiert in den USA mit Milliardenzukauf
Der schweizerische Versicherer Zurich drückt in den USA aufs Gaspedal: Der Konzern übernimmt gemeinsam mit seinem US-Partner Farmers für knapp 4 Milliarden US-Dollar das Sach- und Unfallgeschäft des US-Konkurrenten Metlife. Damit gewinnt Farmers in seinem Heimatmarkt stark an Gewicht.

Lackum bleibt weitere fünf Jahre Chef von LEG Immobilien
Der Immobilienkonzern LEG Immobilien hat den Vertrag seines Vorstandsvorsitzenden Lars von Lackum vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Der Aufsichtsrat habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, teilte der Konzern am Freitag in Düsseldorf mit. Der 45-Jährige hat den Chefposten seit 2019 inne. Außerdem wurde auch der Vertrag mit Vorstandsmitglied Volker Wiegel (44) um drei weitere Jahre verlängert, hieß es.

Novartis erhält für Cholesterinsenker Leqvio Zulassung in der EU
Novartis hat für seinen Cholesterinsenker Leqvio (Inclisiran) in der EU die Zulassung erhalten. Konkret darf das Mittel bei Patienten eingesetzt werden, die erhöhte Cholesterinwerte aufweisen oder an einer bestimmten Fettstoffwechselstörung (gemischte Dyslipidämie) leiden, wie Novartis am Freitag mitteilte.

Roche startet SARS-CoV-2-Antigentest
Roche gibt die Einführung seines Elecsys SARS-CoV-2 Antigen-Tests bekannt. Dieser Test eignet sich für große Testmengen und dient laut Mitteilung vom Freitag als Hilfsmittel bei der Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion.

Apas-Chef handelte mit Aktien von Wirecard: Altmaier 'befremdet'
Noch während der Ermittlungen seiner Behörde zum Wirecard-Skandal hat der Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas mit Aktien des Skandalunternehmens gehandelt. Das räumte er in der Nacht zum Freitag im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags ein. Nun gerät auch der für die Apas zuständige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unter Druck: Er müsse seinen Behördenleiter Ralf Bose entlassen, forderten Ausschussmitglieder verschiedener Fraktionen. Altmaier selbst zeigte sich am Freitag "befremdet" über die Aktienkäufe.

rtr/dpa-AFX/iw