Viele Investoren rechneten damit, dass die EZB sich erst im Dezember zum Auslaufen ihres Pandemie-Kaufprogrammes äußern wird. Der zunehmende weltweite Inflationsdruck veranlasst immer mehr Zentralbanken dazu, ein Herunterfahren ihrer massiven Konjunkturhilfen zu erwägen. "Die EZB wird sich so sehr wie möglich bemühen, sich nicht auf die umstrittenen Themen einzulassen: Inflationsrisiko und Neukalibrierung der Politik", sagte ING-Stratege Antoine Bouvet. "Sie wird sich damit auseinandersetzen müssen, dass ihre Inflationsprognosen zu niedrig sind, ohne Panik auszulösen."

Japans Notenbank (BoJ) bleibt indes auf lockerem Kurs und wird sich mit einer Abkehr vom Krisenmodus wohl noch länger Zeit lassen. "Die Notenbanker spielen damit weiterhin auf Zeit", so die Einschätzung von NordLB-Ökonom Tobias Basse. Die BoJ geht davon aus, dass die Teuerung mindestens zwei weitere Jahre deutlich unter der angestrebten Zwei-Prozent-Marke bleibt.

VW ZIEHT AUTOSEKTOR NACH UNTEN


Papiere von Volkswagen fielen um bis zu vier Prozent, nachdem Europas größter Autobauer seine Absatzerwartungen für das laufende Jahr herunterschraubte. Wegen des anhaltenden Chip-Mangels fiel das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen im dritten Quartal um zwölf Prozent. Auch der Opel-Mutterkonzern Stellantis verzeichnete wegen Produktionsausfällen einen Absatzrückgang. Der europäische Autosektor verlor im Sog dessen rund ein Prozent.

Knapp drei Prozent abwärts ging es auch für den Ölkonzern Royal Dutch Shell, der deutlich weniger Gewinn im Quartal einfuhr als von Analysten erwartet. Für Bremsspuren sorgten Belastungen über 400 Millionen Dollar wegen Schäden durch den Hurrikan Ida in den USA im August.

Aktien von Beiersdorf fielen um 3,5 Prozent. Den Analysten von Jefferies zufolge blieb der Nivea- und Tesa-Hersteller trotz der Zuwächse im dritten Quartal etwas hinter den Erwartungen zurück.

OPTIMISTISCHERE AUSBLICKE HELFEN


Die optimistischeren Aussichten von AB InBev hievten die Aktien des weltgrößten Brauereikonzerns um mehr als acht Prozent nach oben und auf den höchsten Stand seit knapp drei Monaten. Auch die Aktien anderer Nahrungsmittel- und Getränkehersteller legen zu. Vor allem die Geschäftsentwicklung in Südamerika und im Euro-Raum sei beeindruckend gewesen, fassten die Analysten von Citi zusammen. Trotz des Drucks durch Covid-19 in China und der Unterbrechung der Lieferkette in den USA seien die Erwartungen beim Wachstum deutlich übertroffen worden, hieß es bei Jefferies.

Bessere Umsatzaussichten beflügelten auch Titel des Schweizer Spezialchemikalien-Herstellers Clariant um knapp vier Prozent. Eine erneute Prognoseanhebung half Capgemini. Die Aktien des französischen Beratungs- und IT-Dienstleisters stiegen um 3,5 Prozent an die Spitze des Pariser Leitindex. "Insgesamt sollten die Anleger mit der starken Performance im dritten Quartal und der weiteren Anhebung der Prognose für das Gesamtjahr sehr zufrieden sein", sagen die Analysten von JP Morgan.

rtr