Mut machte Investoren unter anderem die neue Billigkredit-Salve der Europäischen Zentralbank (EZB). Dort sicherten sich Geschäftsbanken aus der Euro-Zone 174,5 Milliarden Euro. "Da diese Kredite an Unternehmen und Verbraucher weitergereicht werden müssen, liefert die Nachfrage tiefe Einblicke in die Kreditnachfrage aus der Wirtschaft", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, brachte Licht und Schatten, resümierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "So erbaulich der Anstieg ist, das notorische Haar in der Suppe gibt es dennoch. Über Europa schwappt derzeit eine zweite Corona-Welle." Die kommenden Quartale blieben daher schwierig.

POLIT-QUERELEN IN USA BELASTEN EBENFALLS


Von der weltgrößten Volkswirtschaft sei auch keine Unterstützung zu erwarten, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Dort hemme das parteipolitische Tauziehen um die Neubesetzung eines vakanten Postens im Obersten Gerichtshof der USA die Verabschiedung eines dringend benötigten und von der Notenbank Fed geforderten weiteren Konjunkturpakets.

Vor diesem Hintergrund flüchteten einige Anleger in "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Dies hievte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 94,554 Punkten. Dies setzte wiederum den Goldpreis unter Druck, weil das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver wird. Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch bezeichnete den Kursrutsch der vergangenen Tage als überzogen. "Denn an dem positiven Umfeld hat sich seit Wochenbeginn nichts geändert." Unter anderem wegen der billionenschweren Geldspritzen der Notenbanken hat sich Gold seit Jahresbeginn um fast ein Viertel verteuert.

ÜBERNAHMEKAMPF UM VERSORGER SUEZ GEHT IN NEUE RUNDE


Bei den Aktienwerten rückten die französischen Versorger ins Rampenlicht. Veolia schließt eine Nachbesserung des bislang 2,9 Milliarden Euro schweren Übernahmeangebots für ein von Engie gehaltenen Anteils am Rivalen Suez nicht aus. Suez betrachtet den Vorstoß als feindlich und will ein Korsortium schmieden, um Engie dieses Aktienpaket abzukaufen. Parallel dazu lagerte Suez das Wassergeschäft in eine Stiftung aus, ohne deren Zustimmung ein Verkauf dieser Sparte, die im Falle einer Übernahme durch Veolia geplant ist, ausgeschlossen ist. Dieser Schachzug sei für Veolia zwar frustrierend, werde die Übernahme aber kaum zum Scheitern bringen, schrieb Analyst Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies. Suez-Aktien fielen in Paris um fast vier Prozent. Die Titel von Veolia und Engie gaben jeweils etwa ein Prozent nach.

Unter Verkaufsdruck standen auch die Papiere von Grenke, die sich um fast fünf Prozent verbilligten. Die Leasingfirma engagierte einen Sonderprüfer, um die vom britischen Investor Fraser Perring erhobenen Betrugsvorwürfe zu klären.

rtr