"Mit steigenden Zinsen und einer anziehenden Inflation sind die Tage der Kursrallys vorüber", sagte Volkswirt Thomas Mathews vom Research-Haus Capital Economics. Er rechne dank ermutigender Firmenbilanzen zwar mit weiteren Kursgewinnen, diese dürften aber eher gering ausfallen, weil Anleger bereits viel Vorschuss-Lorbeeren verteilt hätten.

Außerdem scheine eine Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr ausgemachte Sache zu sein, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Deshalb beschäftigen sich die Investoren immer stärker mit der Frage, ob steigende Aktienkurse und eine straffere Geldpolitik mit höheren Zinsen in der Zukunft zusammengehen können und werden."

ROHSTOFFPREISE ZIEHEN ERNEUT AN


Zudem verfolgten sie die Entwicklung des Ölpreises besonders aufmerksam, fügte CMC-Experte Stanzl hinzu. Sollte dieser auf 90 oder gar 100 Dollar steigen, könnte dies vorzeitige Zinserhöhungen nach sich ziehen. Am Dienstag verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um 0,8 Prozent auf 85,05 Dollar je Barrel (159 Liter).

Kupfer verteuerte sich ebenfalls und lag mit 10.331 Dollar je Tonne in Schlagdistanz zu dem Rekordhoch vom Mai. Eine Triebfeder seien die schrumpfenden Reserven, sagte Rohstoff-Händlerin Anna Stablum vom Brokerhaus Marex Spectron. Verschärft wurde die Lage durch eine drohende Blockade einer wichtigen Erzroute im Exportland Peru durch Anwohner. Diese wollen dadurch unter anderem gegen Umweltzerstörungen durch Kupferminen protestieren.

Die Rohstoff-Rally verhalf den Indizes für europäische Bergbau- sowie Öl- und Gaswerte zu Kursgewinnen. Letzterer markierte mit 296,08 Prozent ein erneutes 20-Monats-Hoch.

ERSTER BITCOIN-ETF IN DEN USA VOR SEINEM DEBÜT


Zugleich fieberten Anleger dem Debüt des ersten börsennotierten US-Fonds (ETF) auf Bitcoin entgegen. Sofern die Börsenaufsicht SEC nicht in letzter Minute einschreitet, geht im Tagesverlauf der ProShares Bitcoin Strategy ETF an den Start. Weitere Anbieter stünden mit ihren Produkten bereits in den Startlöchern, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Dies öffnet das Tor für Billionen Dollar potenzieller Investitionen in diesen Sektor."

Vor diesem Hintergrund legte der Kurs von Bitcoin gut ein Prozent zu und lag mit 62.176 Dollar weniger als 3000 Dollar unter seinem Rekordhoch von knapp 65.000 Dollar im April. Bei anderen Cyber-Devisen wie Ethereum oder Ripple griffen Investoren ebenfalls zu.

SOFTWARE AG ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN - POKER UM ENTAIN


Am deutschen Aktienmarkt steuerten die Titel der Software AG dagegen mit einem Minus von zeitweise mehr als 14 Prozent auf den größten Tagesverlust seit siebeneinhalb Jahren zu. Der SAP-Rivale schraubte zwar seine Gesamtjahresziele für den operativen Gewinn nach oben. Börsianer monierten aber die enttäuschenden Buchungen der Sparte Digital Business. Außerdem verlaufe die Erholung der Gewinnmarge schleppend.

In London rückte Entain ins Rampenlicht. Am Dienstag lief die Frist für den US-Rivalen DraftKings aus, seine Übernahmeofferte von 2800 Pence je Aktie oder insgesamt 22,4 Milliarden Dollar für den Glücksspiel-Anbieter offiziell zu unterbreiten. In den vergangenen Wochen gab es außerdem Spekulationen, dass der amerikanische Casino-Betreiber MGM nach dem gescheiterten Versuch vom Januar einen erneuten Vorstoß zum Kauf von Entain wagen könnte. Dessen Aktien fielen in London um 1,7 Prozent auf 2087 Pence. DraftKings lagen im vorbörslichen US-Geschäft ein Prozent im Plus.

rtr