Die aktuelle Erholung sei aber nur eine Pause im übergeordneten Abwärtstrend, warnte Timothy Graf, Chef-Anlagestratege des Vermögensberaters State Street. Schließlich drohe eine Stagflation - eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig steigender Inflation. Dieses Szenario spiegele sich weder in den Aktienkursen noch in den Erwartungen für die Firmenbilanzen angemessen wider.

Am Anleihemarkt hielt der Verkaufsdruck dagegen an. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 1,766 Prozent und damit in Reichweite ihres jüngsten Achteinhalb-Jahres-Hochs. "Die Zentralbanken haben realisiert, dass die Inflation ihren Höhepunkt noch nicht überschritten hat", sagte Portfoliomanager Mohammed Kazmi von der Privatbank UBP. Daher müsse mit aggressiveren Zinserhöhungen gerechnet werden. Vor diesem Hintergrund stieg der EuroEUR= um 0,4 Prozent auf 1,0551 Dollar.

BITCOIN WIEDER ÜBER 21.000 DOLLAR - ÖLPREIS ZIEHT AN


Parallel zum Aktienmarkt ging es auch mit den Kryptowährungen wieder aufwärts. Bitcoin verteuerte sich um drei Prozent auf 21.011 Dollar. Rückenwind erhalte der Markt offenbar vom Kurssprung der kriselnden Kryptobank Celsius, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Anleger hoffen verzweifelt, dass sich das Unternehmen wieder berappelt." Das Ausmaß der Celsius-Rally deute auf einen "Short Squeeze" hin. Dabei lösen Investoren in großem Stil Wetten auf fallende Kurse auf. Digitale Celsius-Anteilsscheine ("Token") stiegen binnen zwei Tagen zeitweise um fast 160 Prozent.

Aufwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 115,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Mit der Lockerung der Pandemie-Restriktionen in China, der Sommerreise-Saison auf der Nordhalbkugel und steigenden Temperaturen im Nahen Osten sei eine steigende Energienachfrage zu erwarten, sagte Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS. "Da das Angebot der Nachfrage hinterherhinkt, rechnen wir mit weiter steigenden Preisen."

NORDEX AUF TALFAHRT - SPANISCHE VERSORGER UNTER DRUCK


Bei den deutschen Aktienwerten rückte Nordex ins Rampenlicht. Gewinnwarnungen, Prognose-Senkungen und enttäuschende Geschäftszahlen schienen bei dem Windkraftanlagen-Bauer zur Regel zu werden, kritisierte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Umsätze und Auftragseingänge sind ebenfalls rückläufig - und dass, obwohl sich alle Welt vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise und einem sich schließenden Gashahn aus Russland nach den Windkrafträdern der Norddeutschen reißen müsste." Nordex-Titel fielen um bis zu 13 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 8,13 Euro.

In Madrid büßten die Titel der Versorger Iberdrola, Endesa und Naturgy bis zu 3,4 Prozent ein. Die spanische Regierung will die Branche höher besteuern, um durch den Energiepreisanstieg getriebene Zusatzgewinne abzuschöpfen.

rtr