Der Dax rutschte am Vormittag um bis zu 1,1 Prozent auf 13.133 Punkte ab, der EuroStoxx50 verlor 0,9 Prozent auf 3554 Zähler. Der Euro notierte behauptet bei 1,0185 Dollar.

Marktteilnehmer sehen die EZB nach den deutlichen Straffungen der US-Notenbank im Zugzwang und rechnen mit einer Anhebung um bis zu 50 Basispunkte. Er halte es allerdings für wahrscheinlicher, dass EZB-Chefin Christine Lagarde es bei 25 Basispunkten belasse, sagte Finanzmarkt-Experte Jan Felix Gloeckner vom Vermögensverwalter Insight Investments. "Die eher prozessorientierte EZB muss die Bestätigung ihrer aktualisierten mittelfristigen Inflationsprognose abwarten, bevor sie aggressiver agiert."

ITALIENS REGIERUNGSKRISE FORDERT EZB


Investoren warteten auch gespannt auf die Details zum sogenannten Anti-Fragmentierungstool der EZB, mit dem das Auseinanderlaufen der Anleihe-Renditen einzelner Euro-Staaten verhindert werden soll. Das ohnehin politisch heikle Unterfangen droht Volkswirten zufolge wegen der Turbulenzen in Rom noch brisanter zu werden. Italiens Ministerpräsident Mario Draghi will zurücktreten, nachdem seine drei wichtigsten Koalitionspartner einer Vertrauensabstimmung ferngeblieben waren. Die Commerzbank rechnet im September, Oktober mit Neuwahlen. "Damit dürfte der Antrieb für die Reformen, die Draghi auf den Weg gebracht hat, weitgehend dahin sein.

Die Anleger warfen italienische Staatsanleihen aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigenIT10YT=RR Titel auf ein Drei-Wochen-Hoch von 3,62 Prozent stieg. Dies setzte den italienischen Banken zu, die traditionell hohe Bestände dieser Bonds halten. Der Branchenindex rutschte um mehr als Prozent ab. Der Mailänder Leitindex verlor 2,7 Prozent.

RUSSEN DREHEN GASHAHN WIEDER AUF


Der von Russland wieder aufgedrehte Gashahn beruhigte die Anleger zunächst etwas. Zumindest verzeichnete der Netzwerkbetreiber der Pipeline Nord Stream 1 nach einer zehntägigen Wartungspause wieder erste Gasflüsse, was die Lage an der Preisfront entspannte. Der europäische Erdgas-Future notierte 7,7 Prozent leichter bei 149 Euro je Megawattstunde.

Inwieweit der Bedarf hierzulande gedeckt wird, bleibt aber unklar. "Energie wird zum politischen Druckmittel der kommenden Wochen und Monate und dürfte damit auch für eine weiterhin hohe Volatilität am Aktienmarkt sorgen", sagte Stratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Anleger nahmen bei den Aktien des Gas-Importeurs Uniper anfängliche Gewinne mit. Die Titel landeten anschließend rund fünf Prozent im Minus.

PROGNOSESENKUNG VON SAP VERGRAULT ANLEGER


Bei den Unternehmen rutschten Aktien von SAP nach einer Prognosesenkung um rund vier Prozent ab. "Das Umsatz-Wachstum vor allem im wichtigen Cloud-Geschäft deutet aber darauf hin, dass das Geschäft im Großen und Ganzen gut läuft", sagte ein Börsianer.

rtr