Der Dax legte am Mittwoch bis zu 0,5 Prozent auf 13.164 Punkte zu; der EuroStoxx50 zog in der Spitze um 0,7 Prozent auf 3600 Zähler an. Im Nacken sitzt den Anlegern allerdings weiter die Energiekrise. Wie angekündigt hat Russland die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 am Morgen weiter eingeschränkt. Solange die zukünftige Energieversorgung für Deutschland nicht geregelt sei, hänge der Markt am Tropf der Politik im Kreml, sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Der russische Staatskonzern Gazprom drosselte die Gaslieferungen am Mittwoch auf 20 Prozent der Kapazität. "Und auch die Zukunft der noch einmal geringeren Menge ist ungewiss", betonte Stanzl. Vor diesem Hintergrund setzte der europäische Erdgas-Future seine Rally fort und zog zeitweise mehr als 13 Prozent auf 222,50 Euro je Megawattstunde an. "Es sieht so aus, als ob die Verknappung jeden treffen wird", sagte ein Gashändler.

Die erneute Kürzung der russischen Gaslieferungen nach Europa sowie geringere Öl-Lagerbestände in den USA verteuerten auch Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee zog bis zu 1,4 Prozent auf 105,87 Dollar je Barrel (159 Liter) an.

WAS PLANT DIE FED?


Wenige Stunden vor dem Zins-Entscheid der US-Notenbank entfernte sich der Dollar unterdessen weiter von seinem jüngsten 20-Jahres-Hoch. Mit 106,95 Punkten notierte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,2 Prozent schwächer. "Die Märkte nehmen vor der heutigen Fed-Sitzung ein wenig vom Tisch", sagte Simon Harvey, Devisen-Spezialist bei Monex Europe. Der EuroEUR= stieg um 0,3 Prozent auf 1,0144 Dollar, machte damit aber nur einen Teil der Verluste vom Vortag wieder wett. "Wir gehen davon aus, dass sich der Euro nur schwer nach oben bewegen wird, solange die Gaspreise so hoch bleiben", sagte Colin Asher, Ökonom bei der Mizuho Bank.

Unter Börsianern gilt es als ausgemachte Sache, dass die Fed am Abend den Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. "Von daher wird der Ausblick der Notenbanker für die Börsen deutlich wichtiger sein als die Zinsentscheidung selbst", betonte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Fed-Chef Jerome Powell werde sich zwar nicht festlegen, aber auch nicht darum herumkommen, Hinweise auf das zukünftige Tempo zu geben.

AUSBLICKE SORGEN FÜR ZUVERSICHT - NICHT BEI ADIDAS


Bei den Einzelwerten überzeugte der britische Sagrotan-Hersteller Reckitt Benckiser die Anleger mit einer hochgesetzten Umsatzprognose dank stark erhöhter Preise. Die Titel legten an der Börse in London bis zu 6,7 Prozent zu. Auch der Zahlungsdienstleister Worldline schnitt im Halbjahr besser ab als erwartet. Anleger griffen zu und bescherten den Anteilsscheinen an der Börse in Paris ein Kursplus von bis zu 14,8 Prozent. "Es ist einer dieser Momente, in denen die Anleger auf die Ergebnisse in Europa schauen und denken, dass das Geschäft widerstandsfähig war", sagte Danni Hewson, Finanzanalystin bei AJ Bell.

Ein revidiertes Jahresziel schickte dagegen Adidas mit einem Kursverlust von knapp sechs Prozent ans Dax-Ende. Die Corona-Beschränkungen in China werden dem zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt auch in den nächsten Monaten noch schwer zu schaffen machen. Nach einem zurückhaltenden Ausblick müssen auch die Titel der Deutschen Bank Federn lassen und büßen in der Spitze 4,6 Prozent ein. Der Blick des Bankchefs in die Zukunft und die Bezeichnung des Renditeziels von acht Prozent als eine Herausforderung lasse Anleger vorsichtiger agieren, sagte Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.

rtr