Der deutsche Leitindex legte am Donnerstag um 0,8 Prozent auf 13.737 Zähler zu, der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent. Gebremst wurden die Gewinne allerdings durch die Ungewissheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed. Die Veröffentlichung der jüngsten Sitzungsprotokolle brachte kaum Erkenntnisse darüber, ob die Währungshüter im September erneut einen ungewöhnlich großen Zinsschritt in Höhe von 0,75 Prozentpunkten gehen wollen oder es bei einer Anhebung um einen halben Punkt belassen werden. In dem Protokoll "wurde zwar auf die Notwendigkeit weiterer Leitzinserhöhungen aufmerksam gemacht, es kam aber auch zum Ausdruck, dass das Tempo der Erhöhungen in Abhängigkeit der konjunkturellen Entwicklung verlangsamt werden könnte", schrieben die Analysten der Helaba in einem Kommentar.

Am Devisenmarkt richteten sich die Investoren auf weiter stark steigende Zinsen in den USA ein und griffen daher bei der US-Währung zu. Der Dollar-Index kletterte in der Spitze um 0,4 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 106,95 Punkten. Laut den Mitschriften äußerten Teilnehmer der Fed-Sitzung die Erwartung, dass es länger als angenommen dauern könnte, bis sich das Inflationsproblem auflöse. Die Notenbank hatte den Leitzins im Juli kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - so wie bereits im Juni. Er liegt nun in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

INFLATIONSSORGEN IM EURORAUM BLEIBEN HOCH


Auch im Euro-Raum dürfte die nächste Zinserhöhung trotz der Rezessionsgefahren nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Inflationsaussichten hätten sich seit der Juli-Sitzung nicht verbessert, sagte Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Juli entschieden wir uns für eine Anhebung um 50 Basispunkte angesichts des Inflationsausblicks. Im Moment denke ich nicht, dass sich dieser Ausblick grundlegend geändert hat."

Die Teuerungsrate im Währungsraum ist im Juli angetrieben durch hoch schnellende Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs und einen Preisschub bei Lebensmitteln auf einen Rekordwert von 8,9 Prozent geklettert. Die nächste EZB-Zinssitzung ist für den 8. September geplant. Der Euro notierte am Donnerstag 0,2 Prozent schwächer bei 1,0162 Dollar. Bergab ging es auch für die Kurse der zehnjährigen Bundesanleihen. Die Rendite stieg im Gegenzug auf 1,150 Prozent nach 1,081 Prozent im Schlussgeschäft vom Mittwoch. Das ist der höchste Stand seit fast vier Wochen.

VIELE EINZELTITEL GEHEN AUF ERHOLUNGSKURS


Auf der Unternehmensseite setzten vielen Einzeltitel zur Erholung an, nachdem Inflations- und Rezessionssorgen den Dax zur Wochenmitte zwei Prozent ins Minus gedrückt hatten. So legten etwa Covestro1 und BASF jeweils rund 2,5 Prozent zu. Tags zuvor hatten sie ein Minus von 5,3 und 4,6 Prozent verbuchen müssen.

Gefragt waren auch die Titel der Shop Apotheke, die von dem optimistischen Ausblick des Schweizer Konkurrenten Zur Rose profitierten. Die Online-Apotheke will dank Kosteneinsparungen und Effizienzmaßnahmen früher als bislang in Aussicht gestellt operativ rentabel werden. Die Aktien stiegen an der Schweizer Börse um bis zu 14,5 Prozent. Shop Apotheke Aktien zogen im SDax zeitweise um mehr als sechs Prozent an.

Zufriedene Gesichter gab es angesichts eines deutlichen Gewinnsprungs auch beim österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (SBO). Die Aktien legten 6,5 Prozent zu. Dank einer starken Nachfrage der Öl- und Gasbranche hat sich der operative Gewinn (Ebit) im ersten Halbjahr auf 44,8 (8,9) Millionen Euro verfünffacht.

rtr