Kopfzerbrechen bereitete Börsianern die Omikron-Variante des Coronavirus und deren Bekämpfung. Einige Staaten haben bereits Lockdowns verhängt, während Bund und Länder am Dienstag über eine Verschärfung der Restriktionen berieten. "Selbst wenn sich dies für einige Wochen auf das reale Leben und die Realwirtschaft auswirken wird, hofft der Markt, dass es nicht zu der befürchteten Abkühlung der Weltwirtschaft kommt", sagte Olivier Marciot, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Unigestion.
ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - ERDGAS AUF REKORDHOCH
Auch am Rohölmarkt waren Schnäppchenjäger auf der Pirsch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 72,43 Dollar je Barrel (159 Liter). "Erleichterungsrallys wie diese dauern aber meist nicht lange", mahnte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Sobald neue Kontakt- und Reisebeschränkungen verhängt würden, müsse mit erneuten Kursverlusten gerechnet werden.
Parallel dazu hievte die Furcht vor Angebotsengpässen den Preis für Erdgas in Europa auf ein Rekordhoch. Zuletzt kamen keine russischen Lieferungen durch die wichtige Jamal-Pipeline nach Deutschland. Der richtungweisende Terminkontrakt stieg um mehr als 16 Prozent auf 171,40 Euro je Megawattstunde. Vor diesem Hintergrund zog der Preis für eine Megawattstunde Strom zur Lieferung am darauffolgenden Tag um gut drei Prozent an und lag mit 428 Euro ebenfalls so hoch wie noch nie. Erdgas dient häufig als Energiequelle zur Stromerzeugung.
TÜRKISCHE LIRA ERNEUT AUF HÖHENFLUG - AKTIEN FALLEN
Am Devisenmarkt entfernte sich die türkische Währung von ihren Rekordtiefs. Dollar und Euro gaben jeweils etwa fünf Prozent auf 12,744 beziehungsweise 14,475 Lira nach. Am Montag hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unter anderem angekündigt, dass zum Schutz der Sparer künftig die Differenz zwischen Lira-Anlagen und vergleichbaren Dollar-Anlagen aus der Staatskasse beglichen werden.
Dies schürte die Furcht vor einem Zahlungsausfall der Türkei. Die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall verteuerte sich dem Datenanbieter IHS Markit zufolge 613.000 Dollar, den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.
Gleichzeitig rutschte der Leitindex der Istanbuler Börse um zeitweise mehr als acht Prozent ab. Er wird von exportorientierten Werten dominiert, deren Waren bei einer Aufwertung der Lira im Ausland weniger wettbewerbsfähig werden.
ZAHLEN VON MICRON UND NIKE BEFLÜGELN IHRE BRANCHEN
Am Aktienmarkt hellten ermutigende Zahlen von Micron die Stimmung im Chipsektor auf. Der europäische Branchenindex stieg um zwei Prozent. "Wir und viele Investoren hatten mit einem Quartalsergebnis über Markterwartungen gerechnet", kommentierte Analyst Karl Ackerman vom Cowen. Dass auch der Ausblick darüber liege, komme dagegen überraschend. Micron-Titel legten im vorbörslichen US-Geschäft 8,5 Prozent zu.
Auch Nike legte starke Quartalszahlen vor. "Die Ergebnisse illustrieren, dass die Marke so stark ist wie nie", schrieb Analyst Randal Konik von der Investmentbank Jefferies. Die Aktien des weltgrößten Sportartikel-Herstellers stiegen an der Wall Street um 3,5 Prozent. In ihrem Windschatten gewannen die Rivalen Adidas und Puma jeweils etwa ein Prozent.
rtr