US-Notenbank-Chef Jerome Powell sorgt für neue Verunsicherung auch am deutschen Aktienmarkt. Er signalisierte am Donnerstagabend in einer Rede, dass Zinserhöhungen weiter eine Option sind. Anleger spekulierten zuletzt darauf, dass die Zinsen auf der nächsten Fed-Sitzung im Dezember nicht steigen werden. Nun wird es auch charttechnisch sehr spannend.

Trotz aller Vorsicht auf dem weiteren geldpolitischen Kurs sind Zinserhöhungen laut US-Notenbank-Chef Jerome Powell weiter eine Option. Die Währungshüter seien "nicht überzeugt", dass das Zinsniveau zur Bekämpfung der Inflation ausreichend restriktiv sei, erklärte der Fed-Chef am Donnerstag-Abend in einer Rede auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Und weiter: "Wenn es angemessen sein sollte, die Geldpolitik weiter zu verschärfen, werden wir nicht zögern, dies zu tun."

Neue Bullenfalle?

Die Powell-Aussagen sorgen für fallende Aktien-Notierungen. In Deutschland dreht der DAX am Freitag wieder abwärts. Am Mittag steht der Leitindex 0,8 Prozent unter dem Xetra-Schluss vom Vortag bei nun 15.230 Punkten. Damit ist er auch wieder unter die 50-Tage-Linie zurückgefallen, die heute bei 15.304 Punkten verläuft und die der DAX am Donnerstag noch geknackt hatte. 

In den vergangenen drei Monaten hatte der DAX die für den kurzfristigen Trend wichtige Linie (Ende August und Mitte September) bereits zwei Mal überwunden, war aber direkt wieder zurückgefallen. In beiden Fällen erwies sich der kurze Ausbruch als Bullenfalle. Wer das Signal zum Kauf von DAX-Long-Zertifikaten nutzte, musste in der Folge deutliche Kursrückgänge verdauen.

DAX
Foto: TradingView.com
Sechs-Monats-Chart DAX (Xetra, Tageskerzen)

Rückfall in alten Abwärtstrendkanal möglich

Ob es sich auch diesmal als eine Bullenfalle herausstellt, steht noch nicht fest. Der DAX notiert zwar wieder unter seinem GD50, bleibt aber noch oberhalb der Abwärtstrendlinie, die heute bei etwa 15.180 Punkten verläuft. Wird sie auf Tagesschluss-Basis unterschritten, wäre das sich dann verschlechternde Chartbild kein gutes Omen für die kommende Woche.

Ein Rückfall in den 'alten' Abwärtstrendkanal würde nochmals Abwärtspotenzial bis 14.950 DAX-Punkte eröffnen. Dort hat das Standardwerte-Barometer Anfang Oktober ein Zwischentief markiert und Anfang November ein Gap gebildet. Letzteres müsste von der Charttheorie her nochmals geschlossen werden, bevor der Index seinen Aufwärtstrend wieder aufnahmen kann.

Der Schlusskurs vom heutigen Freitag sollte oberhalb von 15.180 DAX-Punkten liegen, da dort auch die seit 1. November intakte, ganz frische Aufwärtstrendlinie verläuft. Auch ein Blick auf die Stundenkerzen der vergangenen Tage zeigt, dass der DAX unterhalb von 15.200 Punkten mehrmals aufsetzte und wieder nach oben drehte.

DAX-Chart
IG.com
Vier-Tage-Chart DAX (Indikation, Stundenkerzen)

BÖRSE ONLINE rät kurzfristig orientierten Anlegern, die per Long- oder Short-Zertifikaten den DAX verfolgen, vor einem Neuengagement die wichtigen Marken im Auge zu behalten. Ein nachhaltiger Rückfall in den 'alten' Abwärtstrendkanal würde frisches Abwärtspotenzial öffnen, eine Verteidigung der Zone um 15.180 Zähler wäre ein gutes Zeichen für eine Fortsetzung der begonnenen Jahresendrally. Oberhalb des gleitenden 50-Tage-Durchschnitts käme dann der Bereich 15.500 bis 15.650 DAX-Punkten in Reichweite.

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