Der von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreise-Stopp von Europäern sowie die unerwartete Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) den Einlagezins unverändert bei minus 0,5 Prozent zu belassen, belasteten die Börse. Der DAX rauschte deshalb deutlich unter die 10.000 Punkte-Marke. In nicht einmal einer Handelswoche büßte das deutsche Börsenbarometer inzwischen fast 20 Prozent ein. Einen größeren Verlust hatte es zuletzt nur während der Finanzmarktkrise im Oktober 2008 gegeben. Das keine vier Wochen zurückliegende Rekordhoch bei knapp unter 13.800 Punkten ist in weite Ferne gerückt.

Entgegen der Erwartungen müssen Geschäftsbanken weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Zinsen wurden unterdessen auf dem Rekordtief von null Prozent belassen. Die EZB kündigte aber die Aufstockung ihrer Wertpapierkäufe und Billig-Kredite für mittlere und kleinere Unternehmen an. "Das alles ist nicht falsch", sagte Otmar Lang, Chef-Volkswirt der Targobank. "Aber anders als früher sind Notenbankmaßnahmen aktuell nur schmückendes Beiwerk, das keinen Turnaround bewirken kann. Die klassische Geldpolitik ist damit nicht am Ende - aber sie ist derzeit einfach nicht das richtige Mittel."

Neben dem Konjunkturpessimismus drückte am Rohölmarkt der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland auf die Stimmung der Investoren. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich deutlich. "Sollte der Kampf um Marktanteile nicht stoppen, wird Brent zum Jahresende bei etwa 20 Dollar liegen", sagte Robert Ryan, Chef-Anlagestratege für Energie beim Research-Haus BCA.

Die "Antikrisen-Währung" Gold konnte ihre anfänglichen Gewinne nicht halten und verbilligte sich. Laut Börsianern dämpfe die Aufwertung des Dollar die Nachfrage, weil er das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA verteuere. Außerdem könnten einige von ihnen zu Verkäufen gezwungen sein, um Verluste in anderen Anlageklassen auszugleichen.

Für DAX-Werte ging es ebenfalls auf Talfahrt. Mit Verlusten von mehr als fünf Prozent haben die Papiere von Linde am wenigsten nachgegeben. Mit Verlusten von 17 bis 19 Prozent schlossen die Deutsche Bank, Wirecard sowie das Schlusslicht Daimler.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war



RWE blickt vorsichtig in die Zukunft - Höhere Dividende auch für 2020
Der Energiehandel hat RWE 2019 noch ein starkes Jahr beschert. Allerdings geht das Management nicht davon aus, dass das so weitergeht und blickt deshalb sehr zurückhaltend auf die Zukunft. Das Handelsgeschäft sei sehr schwankungsanfällig: "Normalerweise ergibt sich hier eher ein gemischtes Bild", erläuterte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz bei einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Deshalb rechnet er im laufenden Jahr damit, dass das operative Ergebnis leicht sinken wird.

EBA verschiebt Banken-Stresstest auf 2021
Europas Bankenaufseher verschieben angesichts der Belastungen für die Branche wegen der Coronavirus-Krise den für dieses Jahr geplanten Stresstest. Der Krisentest finde nun 2021 statt, teilte die europäische Bankenaufsicht EBA am Donnerstag mit. "Auf diese Weise können sich die Banken auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren und deren Kontinuität sicherstellen, einschließlich der Unterstützung ihrer Kunden."

VW-Betriebsratschef: Golf-8-Anlauf missraten - Vorstand in der Kritik
Die andauernden Produktionsprobleme beim neuen Golf 8 führen zu heftigem Unmut im Betriebsrat und in Teilen der Belegschaft von Volkswagen. Von den ursprünglich mehr als 100 000 geplanten Einheiten des wichtigsten Modells seien während des Anlaufs im vergangenen Jahr gerade einmal knapp 8400 Stück im Stammwerk Wolfsburg fertiggestellt worden. Diese Zahlen nannte die Mitarbeitervertretung am Donnerstag in der internen Firmenzeitung "Mitbestimmen". Hauptgrund seien Software- und Elektronik-Störungen.

VW setzt in China auf Normalisierung bis Jahresmitte
Nach dem Einbruch am chinesischen Automarkt wegen des neuen Coronavirus rechnet der Volkswagen-Konzern nach und nach mit einer Besserung der Lage. Derzeit seien bis auf 2 der insgesamt 33 Werke im Land wieder alle Fabriken am Netz, sagte ein China-Manager des Autobauers am Donnerstag. "Wir sind im Wesentlichen im Ein-Schicht-Betrieb unterwegs." Das werde sukzessive hochgefahren, so solle in den kommenden Tagen in den Komponentenwerken wieder in den Zwei-Schicht-Betrieb übergegangen werden. Üblich in Chinas Industrie ist die Fertigung in drei Schichten.

Corona-Krise schlägt bei Fraport durch - Aktie sackt ab
Die Angst vor dem neuartigen Coronavirus schlägt am Frankfurter Flughafen immer stärker durch. Im Februar zählte der Flughafenbetreiber Fraport mit 4,4 Millionen Passagieren rund vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In der letzten Februarwoche bis 1. März habe der Rückgang bereits 14,5 Prozent betragen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit. "Diese negative Dynamik hat sich in der ersten Märzwoche sogar verstärkt." Wegen eines gerade erst verhängten Einreiseverbots für Europäer dürfte nun auch der Flugverkehr in die USA einbrechen.

Deutsche-Bank-Chef: Werden diese schwierige Lage gemeinsam meistern
Die Deutsche Bank sieht sich in Zeiten der Coronavirus-Pandemie gut gerüstet. "Bei aller Vorsicht bin ich überzeugt davon, dass wir diese Situation alle gemeinsam gut meistern werden. Wir haben durchdachte Krisenpläne, wir haben die Disziplin, wir haben die Finanzkraft, um in diesen Zeiten zu bestehen", schrieb Vorstandschef Christian Sewing am Donnerstag in einer Mail an die Mitarbeiter des Dax-Konzerns.

Eilantrag gegen Berliner Mietendeckel scheitert in Karlsruhe
Die Nachteile aus der vorläufigen Anwendung der Bußgeldvorschriften seien zwar von besonderem Gewicht, sollte sich das Gesetz als verfassungswidrig erweisen, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss vom Dienstag. "Sie überwiegen aber nicht deutlich die Nachteile, die entstehen würden, wenn die Bußgeldvorschriften außer Kraft träten, sich das Gesetz aber später doch als verfassungsgemäß erweisen würde."

Lufthansa prüft Folgen von US-Einreisestopp
Die Lufthansa prüft die Folgen des überraschend verkündeten Einreisestopps für Europäer in die USA. Es sei noch zu früh, konkrete Auswirkungen auf Flugplan und Betrieb zu nennen, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag. Es sei aber klar, dass sich die Situation mit den Ankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump noch einmal verschlechtert habe und es zu weiteren Flugstreichungen kommen werde.

Kohlefaserspezialist SGL Carbon mit tiefroten Zahlen - Aktie im Minus
Der angeschlagene Kohlefaserspezialist SGL Carbon will seine Erlöse bis 2024 jährlich um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigern. Obwohl der Konzern 2019 unter dem Strich einen Verlust von 90 Millionen Euro einfuhr und die Entwicklung wegen Problemen im Geschäft mit Textilfasern und Industrieanwendungen enttäuschend war, zeigte sich Finanzchef und Vorstandssprecher Michael Majerus am Donnerstag bei der Bilanzvorlage zuversichtlich. Die strategische Ausrichtung von SGL Carbon stimme, künftige Wachstumstreiber sollen die Themen Energie, Digitalisierung und nachhaltige Mobilität sein.

K+S kommt beim Schuldenabbau nur langsam voran - Verkauf Salzgeschäft im Fokus
Der Dünger- und Chemiekonzern K+S hat die Nettoverschuldung im vergangenen Jahr angesichts träger Geschäfte nur leicht reduziert. Per Ende 2019 beliefen sich die Nettofinanzschulden auf rund 3,12 Milliarden Euro nach 3,24 Milliarden Euro im Vorjahr, wie der Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Zahlen in Kassel mitteilte. Der damit immer noch hoch verschuldete MDax-Konzern hatte bereits zur Wochenmitte Eckdaten für 2019 vorgelegt und den Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts angekündigt. Dadurch soll die Verschuldung bis Ende 2021 um deutlich mehr als 2 Milliarden Euro abgebaut werden. Die Aktien hatten daraufhin zugelegt.

Princess Cruises setzt Kreuzfahrtbetrieb wegen Coronavirus aus Der Kreuzfahrtanbieter Princess Cruises zieht seine 18 Schiffe zählende Flotte wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus für 60 Tage aus dem Verkehr. Es handele sich um eine freiwillige Vorsichtsmaßnahme, teilte Unternehmenschefin Jan Schwartz am Donnerstag in einer Videobotschaft mit. Der zum Tourismus-Riesen Carnival gehörende Anbieter war zuvor durch Coronavirus-Ausbrüche auf zwei seiner Kreuzfahrtschiffe in die Schlagzeilen geraten.

rtr/dpa-AFX/iw