von Andreas Büchler und Franz-Georg Wenner




Chart 1 - DAX im Stunden-Chart





Bereits am Zwischentief Anfang Mai war zu beobachten, dass eine starke Erholung keinen nachhaltigen Trendumschwung zurück nach oben einläuten muss: Damals stabilisierte sich der DAX nur vorübergehend, um diese Woche dann auf ein neues Dreimonats-Tief abzusacken. Verbindet man die beiden Tiefpunkte sowie die beiden letzten Zwischenhochs im Chart, ergibt sich daraus ein Abwärtstrendkanal, der mit rund 15 Punkten pro Handelstag sinkt.

Daran ändert auch nichts, dass die Kurse den ersten potenziellen Verkaufsbereich bei 11.150/11.167 nun wieder nach oben durchbrochen haben. Nach Verlusten von mehr als 1000 Punkten in nur zehn Tagen ist ein als Technische Reaktion bekanntes Phänomen, also eine kleine Aufwärtsbewegung, normal. Sie kommt schon alleine dadurch zustande, dass Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, nun Gewinne mitnehmen, und dafür so genannte Eindeckungskäufe tätigen müssen. Ein Trendwechsel nach oben käme erst zustande, wenn die Erholung ein im Verhältnis zur voran gegangenen Abwärtsbewegung sehr hohes Ausmaß annimmt.

Dazu müssten die Kurse zumindest über den Bereich um 11.480/11.515 klettern, wo derzeit der durchschnittliche DAX-Stand des vergangenen Handelsmonats liegt. Dieses Areal bildet nun das nächste Kursziel. Um mehr Sicherheit zu gewinnen, sollten Anleger auch einen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal nach oben abwarten, bevor sie wieder auf länger steigende Kurse setzen. Die Obergrenze des Kanals verläuft aktuell bei etwa 11.735 Punkten.

Bis diese Schwelle nicht überwunden wird, bleibt eine weitere Bewegung nach Süden nach einer Atempause das vorherrschende Szenario - immerhin ist das Verkaufssignal durch den Einbruch unter die ehemalige Unterstützung bei 11.150/11.167 noch frisch. Das kurzfristige Potenzial nach unten lässt sich dabei ermitteln indem die Abweichung zum Monatsdurchschnitt, die in der Vergangenheit in Extremen zwischen 5,4 und 8 Prozent lag, kalkuliert wird. Es ergibt sich ein Kursziel zwischen 10.570 und 10.870 Zählern, was auch recht gut zu den Marken der "klassischen" Chartanalyse passt. Diese liegen momentan bei etwa 10.465, der Position der viel beachteten 200-Tage-Linie, und 10.825, der Untergrenze des Abwärtstrendkanals.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Unterstützungen und Widerstände





























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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