von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

keine Frage, an den Märkten ist die Spannung zurückgekehrt und die Millionen-Dollar-Frage lautet, ob wir jetzt einen Trendwechsel erleben? Angeheizt wird die Unsicherheit noch durch die lästige "Mai-Unsicherheit", da die Sommermonate bei uns Börsianern keinen guten Ruf haben. In der Tat wurden die Märkte in den vergangenen Handelstagen ordentlich durcheinander gewirbelt, wobei es die Renten-und Devisenmärkte sogar noch viel stärker als die Aktienmärkte getroffen hat. Der Bund-Future z.B. erlebte kürzlich den größten Tagesverlust seit seinem Bestehen - und das, obwohl ja mit der EZB ein starker Käufer bereitsteht.

Wir müssen uns also fragen, wer wohin aus welchen Gründen Kapital abzieht, da dieses ja meist von einem Markt in den anderen schwappt. Denn immerhin sind keine neuen und originellen fundamentalen Gründe zu erkennen, die auf eine Umverteilungsphase oder gar einen Trendwechsel deuten. Daher sollte man sich als vorsichtiger Anleger die Frage stellen, ob es vielleicht große institutionelle Investoren gibt, die mehr als wir wissen und gezielt Kapital abziehen, während die Masse noch jeden Kursrückschlag als günstige Gelegenheit zum Nachkaufen bewertet?

Vor allem, da man keinen zwingenden Grund für die Turbulenzen erkennt, sollten wir sehr genau die Signale der Charttechnik und des inneren Marktes beachten. Denn diese zeigen recht gut die Zu- und Abflüsse von Kapital in die Märkte, bevor diese die bekannten Unterstützungen der äußeren Charts testen.

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Kurze Erholungen werden verkauft

Die kürzlich veröffentlichten schwachen Daten der US- Handelsbilanz, die häufig als Grund für den Kursrutsch genannt wurden, sind wegen des festen Dollars selbstverständlich keine Überraschung und längst eingepreist. Auch die sinkenden Gewinne der US -Firmen sollten keinen ausgeschlafenen Investor in Aufregung versetzen. Vielmehr sollte allmählich die Spekulation beginnen, ob nun nicht für die FED weitere wichtige Gründe vorliegen, die Zinsanhebung auf die lange Bank zu schieben?

Trotzdem wurden kleine Erholungen an den Aktienmärkten während der vergangenen Tage schnell abverkauft - und das ist natürlich kein gutes Zeichen. Umgekehrt hat der "innere Markt" noch jede Menge Luft nach unten und die potentielle Fallhöhe ist recht groß.

Da einige wichtige Indizes wie der DAX an wichtigen Marken nach unten gedreht haben und wichtige Sektoren wie die Nebenwerte und die Chip Aktien schwächelten, zeige ich Ihnen heute einen wichtigen Risikoindikator für die weltweit tonangebende Technologiebörse Nasdaq.



Hier sehen Sie die Relation der Verkaufssignale nach P & F an der NASDAQ 100. Im rechten Bereich der Grafik erkennen Sie eine negative 0-Spalte. Diese zeigt Ihnen, dass sich der Anteil der Aktien vergrößert, die auf einem Verkaufssignal der P & F Technik handeln. Alleine gestern ist der Indikator um mehr als 4 % nach unten gerutscht, also vier weitere Werte aus dem wichtigen Index Handel nun auf einem P & F Verkaufssignal. Interessant ist auch, dass sich bereits seit dem Jahreswechsel 2013/2014 die Marktbreite an der Nasdaq 100 verschlechtert und immer weniger Titel den Index oben halten.

Es wird also systematisch Kapital aus dem Markt gezogen und immer mehr Aktien geraten unter den Einfluss des Angebots. Dabei wurde auch die wichtige Schwelle von 70 % unterschritten. Dies alleine ist noch kein Beinbruch, zeigt ihn aber, dass man ab jetzt die Abflüsse nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen sollte. Möglicherweise gerät das Segment der Technologiewerte in den nächsten Tagen und Wochen noch stärker unter den Einfluss des Angebots. Jedenfalls muss man nun feststellen, dass hier die Bären am Ball sind und man nicht mehr bedingungslos "Long" sein sollte. Denn immerhin zeigt die Grafik, dass nach unten hin noch jede Menge Platz und die potentielle Fallhöhe hoch ist. Beachten Sie bitte in diesem Zusammenhang, dass Märkte die Eigenschaft haben, zwischen ihren extremen Zonen hin und her zu pendeln. Die untere extreme Zone beginnt bei 30 % und wurde zuletzt im vergangenen Herbst kurz berührt. Heute handeln wir bei etwa 65 %.

Da die US Wachstumsbörse ein weltweiter Indikator für das Risikoempfinden der Anleger ist, schadet es nicht, seine Risiken zu begrenzen, Gewinne mitzunehmen und auf die Stoppkurse etwas enger zu setzen. Wie schon häufig geschrieben, dieser Indikator ist ein Risikoindikator und kein Timing- Instrument. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir auch im DAX für einige Wochen keine neuen Hochs mehr bilden, sondern bestenfalls seitwärts tendieren.

Daher ist es nun an der Zeit, nicht mehr bedingungslos "Long-Only" investiert zu sein. Es schadet bestimmt nicht, einige Absicherungen und Short-Zertifikate bzw. ETF`s einzusetzen.

Auf Seite 3: DAX: das Ende der Party?





DAX: das Ende der Party?

Wie oben angedeutet müssen jetzt aktuell Fragen, ob die Party bei den deutschen Aktien schon beendet sein könnte? Immerhin hat der DAX von seinem Hoch aus betrachtet etwa 9 % verloren und der für einen großen Teil des Rückenwindes verantwortliche US-Dollar ist auf 1,14 gesprungen.

Trotz dieser Abkühlung, die bisher übrigens einer ganz normalen Konsolidierung entspricht, sind entsprechend der besonnenen P & F Technik die Würfel noch längst nicht gefallen. Obwohl ich davon ausgehe, dass wir für eine Weile keine neuen Hochs mehr sehen werden, deutet bisher einiges darauf, dass die Akteure nur eine Atempause einlegen. Dies ist übergeordnet sogar positiv, da dadurch neue Käufer angelockt werden, sobald die Volatilität nachlässt.

Der folgende P & F Chart zeigt Ihnen das derzeit die Bären am Ball sind. Bei 11.350 Punkten hat sich ein Verkaufssignal gebildet, was bedeutet, dass an dieser Stelle der Druck der Verkäufer heute größer ist als beim letzten Test dieser Region.



Auf der anderen Seite aber zeigt Ihnen die intakte aufsteigende Unterstützungsgerade, dass der übergeordnete Aufwärtstrend noch längst nicht angekratzt ist. Vielmehr ist es in der Philosophie der P & F Technik völlig normal, dass die automatisch im 45 Grad-Winkel verlaufenden Trendgeraten von Zeit zu Zeit getestet werden. Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, dass ein Verkaufssignal oberhalb der Trendgerade weniger gravierend ist als eines unterhalb davon. Nun kommt es darauf an, dass die nächste relevante Unterstützung bei 11.200 hält. Unterhalb davon käme recht schnell die Umgebung der aufsteigenden Trendgerade auf den Radar der Bären, also die Umgebung von 10.800 Punkten. Erst unterhalb davon würde es richtig ungemütlich werden. Nach oben hin beachten sollten Sie die hartnäckigen Widerstände zwischen 11.650 und 11.700 Punkten. Dort, und dann bei 12.050 liegen die Regionen, die es für die Bullen zu knacken gilt, um wieder in Reichweite der bisherigen Hochs zu gelangen.

Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch mein diesbezügliches kostenloses E-Book.

Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit ihren Anlagen und einen schönen Tag.

Mit herzlichen Grüßen

ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".