Die Commerzbank hat ihren Ausblick für das kommende Jahr vorgelegt - und setzt für den DAX ein "bewusst konservatives" Ziel. Mit 13.700 Punkten erwartet sie den deutschen Leitindex Ende 2020 nur knapp vier Prozent höher als er momentan steht. Extreme Prognosen seien zwar immer interessant, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Aber mit Blick auf das kommende Jahr liegt die Wahrheit wohl eher in der Mitte."

Konkret erwarten die Analysten der Bank, dass gegenläufige Kräfte auf die Konjunktur und damit auch auf die Stimmung der Anleger wirken. Auf der positiven Seite seien die weiter lockere Geldpolitik sowie ein Waffenstillstand an der Handelsfront. So geht die Commerzbank davon aus, dass US-Präsident Donald Trump im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in den USA im November weiter zumindest ein Teilabkommen mit China anstrebt und gegenüber der EU und Deutschland bis auf weiteres auf Autozölle verzichten dürfte. "Diese Politik der De-Eskalation sollte die handelspolitische Unsicherheit 2020 etwas reduzieren, was für die Konjunktur verglichen mit 2019 positiv ist." Allerdings könne der Handelskonflikt nach der Wahl schnell wieder auf die Agenda rücken - forciert durch eine Wiederwahl Trumps oder einen ähnlich protektionistischen Kandidaten der Demokraten. Zudem belaste die schwächelnde Konjunktur in China die Wirtschaft und die Märkte, weshalb die DAX-Konzerne ihre Gewinne laut Commerzbank-Prognose 2020 nur noch um elf Prozent steigern dürften.

Dieses Patt der Kräfte dürfte den DAX nur wenig von der Stelle kommen lassen. "Nach möglichen weiteren Kursgewinnen im ersten Halbjahr steigen in der zweiten Hälfte von 2020 die Risiken", heißt es in dem Dokument, dass die Commerzbank heute an Ihre Kunden verschickt hat. Für Bundesanleihe könne sich entsprechend ein spiegelbildliches Muster mit zunächst eher fallenden und später dann steigenden Kursen abzeichnen. Sie geht zudem davon aus dass die US-Notenbank die Zinsen wegen konjunktureller Risiken und Druck von US-Präsident Trump noch einmal senken wird und der US-Dollar wegen weiter steigender Importe in die USA an Wert verlieren dürfte.