Am deutschen Aktienmarkt hat sich der Kursrutsch angesichts des Ukraine-Kriegs am Freitag beschleunigt. Ein Feuer auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja schürte die Sorgen der Anleger an den Märkten weiter. Der Dax schloss mit minus 4,41 Prozent auf Tagestief bei 13 094,54 Punkten. Im Wochenverlauf hat er damit zehn Prozent eingebüßt und ist inzwischen zurückgekehrt auf den Punktestand von Ende 2020.

Der MDax fiel am Freitag um 4,86 Prozent auf 28 858,53 Zähler, womit auch der Index der mittelgroßen Werte zurück ist auf dem tiefsten Stand seit Ende 2020. Auf europäischer Bühne setzte sich der Abwärtsdruck ebenfalls vehement fort und auch in den USA wurden Verluste verzeichnet.

"Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit all seiner Zerstörung und Opfern hält die Welt in Atem und führt an den Märkten zu einem enormen Maß an Unsicherheit", schrieb Aktienstratege Uwe Streich von der LBBW.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war

SAP: Keine neuen Geschäfte mit Russland
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine stellt der Softwarekonzern SAP sein Geschäft in Russland teilweise ein. Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fallen, würden aber "im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen weiter bedient", sagte ein Sprecher von SAP mit Sitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) am Freitag auf Anfrage. Nicht äußern wollte er sich zu Geschäftszahlen in Russland und dazu, welche Geschäfte konkret eingestellt werden.

Flughafenbetreiber Fraport lässt Aktivität in Russland ruhen - Aktie sackt ab
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport lässt wegen des Angriffs auf die Ukraine seine Aktivitäten am Pulkovo-Flughafen in St. Petersburg ruhen. Man erbringe in der zweitgrößten Stadt Russlands keine Beratungsleistungen mehr und transferiere kein Betriebs-Know-how, sagte ein Sprecher des MDax-Konzerns am Freitag. Vor Ort habe man kein eigenes Personal und sei auch nicht in den Betrieb des Flughafens involviert.

KWS Saat senkt Prognosen wegen Ukraine-Krieg
Der Saatgutkonzern KWS Saat hat wegen des Ukraine-Krieges seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende Juni) gekappt. Das Umsatzwachstum dürfte 2021/2022 mit 6 bis 8 Prozent jeweils drei Prozentpunkte unter dem bisherigen Ziel liegen. Vom erzielten Umsatz sollen nun 8 bis 9 Prozent als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bleiben, teilte der Konzern am Freitag überraschend in Einbeck mit. In der erst jüngst angehobenen Prognose war das Management von einer Marge von 10 Prozent ausgegangen. Der Aktienkurs sackte zuletzt um viereinhalb Prozent ab.

Daimler Truck und Hannover Rück kommen in den Dax
Daimler Truck steigt in die erste Börsenliga auf: Dem vom damaligen Daimler-Konzern abgespaltenen Lkw-Bauer gelingt knapp drei Monate nach seiner Erstnotierung der Sprung in den Leitindex Dax . Die Aufnahme erfolgt zum 21. März, wie der zur Deutschen Börse gehörende Index-Anbieter Qontigo am Donnerstagabend bekanntgab. Experten hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Zudem steigt der Versicherer Hannover Rück in den Dax auf. Weichen müssen der Konsumgüterhersteller Beiersdorf und der Energiekonzern Siemens Energy , die in den MDax abrutschen.

Intel stoppt Lieferungen nach Russland
Der Chipriese Intel setzt alle Lieferungen an Kunden in Russland nach dem Angriff auf die Ukraine aus. Auch Belarus, das die russische Invasion in die Ukraine unterstützt, wird nicht mehr versorgt, wie der US-Konzern am Freitag mitteilte. Intel ist der wichtigste Anbieter von Prozessoren und Servern in Rechenzentren.

Google stoppt Werbegeschäft in Russland
Google setzt sein Anzeigengeschäft in Russland nach dem Angriff auf die Ukraine bis auf Weiteres aus. Betroffen sei Werbung sowohl im Umfeld der Internet-Suche als auch bei der Videoplattform Youtube, teilte der Konzern unter anderem dem US-Sender CNBC mit. Zuvor hatte Google nur bestimmte Anzeigen rund um den Krieg blockiert.

Von China unterstützte Bank AIIB stoppt Aktivitäten in Russland
Die von China mitbegründete und in Peking ansässige Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) legt alle Aktivitäten in Bezug auf Russland und Belarus auf Eis. Vor dem Hintergrund des "sich entfaltenden Krieges" in der Ukraine habe das Management beschlossen, "dass alle Aktivitäten in Bezug auf Russland und Belarus ausgesetzt und überprüft werden", hieß es in einer Mitteilung des Instituts am Donnerstag. Die AIIB sei eine multilaterale Organisation in deren Mittelpunkt die "Einhaltung des Völkerrechts" stehe. Neben China ist auch Russland ein Gründungsmitglied der Entwicklungsbank, die als ein pozentieller Rivale der Weltbank angesehen wird. Die AIIB wurde 2016 gegründet und hat nach eigenen Angaben 105 Mitglieder.

dpa-AFX