Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie hat die EZB ein Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt. "Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln", schrieb EZB-Chefin Christine Lagarde auf Twitter. So richtig konnte das Notpaket Anlger jedoch nicht überzeugen. "Die Anleger wünschen sich lieber einen Impfstoff gegen den Erreger Covid-19 anstelle einer weiteren Flutung des Marktes mit billigem Geld", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Dennoch ging der DAX etwas erholt aus dem Handel.

Börsianer äußerten sich zurückhaltend zum Vorgehen der EZB. "Die Wirkung der Maßnahmen bleibt abzuwarten", sagte Volkswirt Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank. Zwar habe die EZB ein "großes Sicherheitsnetz eingezogen". Voraussetzung für nachhaltig stabile Märkte seien aber positive Nachrichten über die Entwicklung der Zahlen der vom Coronavirus Infizierten.

Negative Spuren hat das Virus bereits in der Konjunktur hinterlassen. So hat sich das vom ifo Institut ermittelte Geschäftsklima in deutschen Unternehmen im März so stark eingetrübt wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Er fiel von 96,0 auf 87,7 Punkte, so stark wie zuletzt 1991. "Die deutsche Wirtschaft stürzt in die Rezession", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Am Rohstoffmarkt verbilligte sich Gold. Es leide vor allem unter dem Höhenflug des Dollar, der das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA teurer mache, sagte Analyst Debajit Saha vom Research-Haus GFMS Refinitiv. "Anleger werden Dollar aber nicht ewig halten und Gold wird als sichere Anlage wieder attraktiv." Am Rohölmarkt ging es derweil etwas aufwärts. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um mehr als vier Prozent.

Als DAX-Gewinner ging MTU aus dem Handel. Der Konzern hatte zuletzt besonders stark unter der Corona-Krise gelitten. Gefolgt wurde der Triebwerkersteller von Munich RE und der Lufthansa. Die Gesellschaft streicht ihr Flugprogramm wegen der Krise noch stärker zusammen als bisher bekannt. Am Ende des DAX stand die Aktie von HeidelbergCement. Der Zementhersteller strich wegen des Coronavirus die Ziele für das laufende Jahr.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war



Lufthansa steht nahezu still - Branche im Krisenmodus
Die Lufthansa und ihre Töchter wollen mit einem beispiellosen Sparprogramm durch die Coronakrise kommen. Der Dax-Konzern legt nahezu die gesamte Flotte still, schickt Zehntausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit und wirbt um milliardenschwere Staatshilfen. Nach der Krise werde nicht nur die globale Branche, sondern auch das Unternehmen ein anderes sein, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. "Wir haben eine kleinere Lufthansa-Gruppe vor uns."

HeidelbergCement streicht wegen Coronakrise Jahresausblick
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement gibt wegen des neuartigen Coronavirus keinen Ausblick mehr auf das laufende Jahr. Zuvor wollte der Dax-Konzern Umsatz und operatives Ergebnis leicht steigern. "Wir nehmen den Ausblick nicht zurück, sondern setzen ihn nur aus", betonte der seit Anfang Februar amtierende Unternehmenschef Dominik von Achten in einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag. Die massiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erforderten fortwährende Anpassungen bei der operativen Steuerung der Geschäfte. Täglich müsse das Unternehmen die Situation neu bewerten.

US-Pharmakonzern Abbott erhält Notfall-Zulassung für Coronavirus-Test
Der Pharmakonzern Abbott Laboratories hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfall-Zulassung für einen neu entwickelten Coronavirus-Test erhalten. Mit dem Molekulartest lasse sich das neuartige SARS-CoV-2-Virus nachweisen, das die Lungenkrankheit Covid-19 verursacht, teilte das Unternehmen mit. Es würden nun umgehend 150 000 Labortests in den USA in Krankenhäusern und Laboren zur Verfügung gestellt werden, hieß es weiter. Dazu werde die Produktion noch weiter hochgefahren, mit dem Ziel, bis Ende März jede Woche eine Million Tests herstellen zu können. Die Aktie legte vor Handelsbeginn um knapp 3 Prozent zu.

Düngerkonzern K+S verschiebt Hauptversammlung - Dividende später
Der Dünger- und Salzkonzern K+S verschiebt aufgrund der Coronavirus-Pandemie seine Hauptversammlung. Ein neuer Termin für die ursprünglich für den 12. Mai geplante Veranstaltung soll zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden, wie die Kasseler am Donnerstag mitteilten. Damit wird sich auch die Ausschüttung der vorgeschlagenen Dividende in Höhe von 15 Cent je Aktie verschieben. Aktuell sagen viele Unternehmen ihre Aktionärsversammlungen ab.

Siemens Healthineers: Geschäft bislang stabil
Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers zeigt sich bislang widerstandsfähig im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Es sei bisher gelungen, das Geschäft stabil zu halten, erklärte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag in einem am Donnerstag in Erlangen veröffentlichten Statement. "Teilweise sehen wir sogar ein deutlich gesteigertes Interesse an unseren bildgebenden Geräten."

Wacker Chemie verschiebt Hauptversammlung - Dividendenzahlung später
Der Spezialchemiekonzern Wacker Chemie verschiebt aufgrund der Coronavirus-Pandemie seine Hauptversammlung. Die ursprünglich für den 20. Mai geplante Veranstaltung soll nun am 4. August 2020 stattfinden, wie der Spezialchemiekonzern am Donnerstag mitteilte.

Zulieferer Schaeffler kappt Produktion im Autogeschäft
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler fährt angesichts der Coronavirus-Pandemie die Produktion im Automobilgeschäft zurück. Die Anpassung erfolge standortspezifisch und unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedarfssituationen in den Sparten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Herzogenaurach mit. Zu dem mit Arbeitnehmervertretern verabschiedeten Maßnahmenpaket gehörten neben bewährten Instrumenten wie Schließtagen, Gleitzeitkonten und Betriebsferien auch die im Zuge der Corona-Krise verabschiedeten Regeln zur Kurzarbeit, hieß es. Die Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen laufe ab sofort.

Bechtle stieht 2020 viele Unwägbarkeiten - Dividende steigt
Für den IT-Dienstleister Bechtle wird 2020 ein unberechenbares Jahr. Die Coronavirus-Pandemie zwingt mehr und mehr Menschen zur Heimarbeit, was dem Unternehmen derzeit noch in die Karten spielt. Denn gerade dafür bietet Bechtle technische Lösungen, die nötige Hard- und Software und weitere Beratung an. Probleme könnte es allerdings bald bei der Lieferkette geben. An der Börse gab die Aktie am Vormittag um knapp 3 Prozent nach.

rtr/dpa-AFX/iw