Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag vor der Brexit-Abstimmung am Abend die Füße still gehalten. Nach einem freundlichen Start drehte der DAX am Nachmittag ins Minus, konnte sich aber zum Handelsschluss wieder ins Plus retten.

Am Morgen hatte das neue Konjunkturprogramm in China - Steuersenkungen, um die Wirtschaft anzukurbeln - für gute Stimmung gesorgt.

Die Unsicherheit über den Ausgang der Abstimmung im britischen Parlament über die Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und Europa sorgte dann aber für fallende Kurse. Erwartet wird ohnehin eine Niederlage. Die britische Premierministerin Theresa May müsse die "richtige Art" Niederlage einstecken, sagte Analyst JR Zhou vom Online-Broker Infinox. "Nicht zu groß und nicht zu knapp. Dies würde ihr erlauben, im Amt zu bleiben und den Brexit zu verschieben, aufzuweichen oder ganz zu blockieren."

Unklar ist zudem, wie es nach der Abstimmung weitergeht. "Wir haben in der jüngeren Vergangenheit gelernt, dass in London Dinge häufig eine unverhoffte Eigendynamik bekommen oder, um es auf den Punkt zu bringen: Wege aus dem Chaos lassen sich nur schwer prognostizieren", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

Zudem belasteten enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland. Die Wirtschaft hierzulande schrammte im vierten Quartal 2018 nur knapp an der Rezession vorbei. Sie schaffte von Oktober bis Dezember laut Statistischem Bundesamt nur "ein kleines Plus" beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), nach einem Minus von 0,2 Prozent im Sommer."Die Wachstumsdynamik 2018 hat enttäuscht. Das sollte ein Warnzeichen auch für dieses Jahr sein", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, am Dienstag.

Was am Dienstag sonst noch passiert ist



Kreise: Portoerhöhung bei Post rückt näher
BONN - Die Portoerhöhung bei der Deutschen Post rückt in greifbare Nähe. Möglicherweise zum 1. April sollen die Preise angehoben werden, wie aus einem Schreiben der zuständigen Regulierungsbehörde - der Bundesnetzagentur - an ihren Beirat hervorgeht. Neue Briefentgelte werden "voraussichtlich zu Beginn des zweiten Quartals 2019 wirksam", heißt es in dem Schreiben, das dpa vorliegt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstag) hatte zuvor darüber berichtet. Die Post erklärte am Nachmittag allerdings, dass der nun eingeräumte Erhöhungsspielraum bei Briefen 4,8 Prozent beträgt. Der endgültige Beschluss werde Mitte März 2019 erwartet.

JPMorgan mit Rekordgewinn in Milliardenhöhe - Aktie fällt dennoch
Die größte US-Bank JPMorgan hat 2018 dank guter Geschäfte an den Finanzmärkten, der breiten Aufstellung und niedrigeren Steuern so viel verdient wie noch nie. Daran konnte auch das relativ schwache Geschäft an den Anleihemärkten zum Jahresende hin nichts ändern. Der Gewinn stieg um 36 Prozent auf fast 31 Milliarden Dollar (27 Mrd Euro), wie die Bank am Dienstag in New York mitteilte. Die Erträge legten um etwas mehr als sechs Prozent auf etwas mehr als 111 Milliarden Dollar zu.

Wells Fargo profitiert von Sparkurs - Gewinn steigt trotz sinkender Erträge
Die US-Großbank Wells Fargo hat im vergangenen Jahr nur dank geringerer Kosten mehr verdient. Der Gewinn legte 2018 um ein Prozent auf 20,7 Milliarden US-Dollar (18 Mrd Euro) zu, wie die Bank am Dienstag in San Francisco mitteilte. Bei den Erträgen musste Wells Fargo einen Rückgang um rund zwei Prozent auf 86,4 Milliarden Dollar hinnehmen. Damit konnte die Bank von der Westküste, die nach Skandalen wegen fingierter Konten und anderer dubioser Vertriebspraktiken immer noch mit Image-Problemen kämpft, nicht mit den deutlichen Zuwächsen der Citigroup und JPMorgan mithalten. Zudem wurden die Erwartungen der Experten verfehlt. Die Aktie gab vorbörslich zunächst ein Prozent nach.

VW und Ford verkünden Allianz - zunächst bei leichten Nutzfahrzeugen
Die globale Allianz des Autokonzerns VW mit dem US-Rivalen Ford bleibt zunächst auf die Sparte der leichten Nutzfahrzeuge beschränkt. Erster konkreter Schritt der Zusammenarbeit sei die geplante Entwicklung von Transportern und mittelgroßen Pick-ups ab 2022, bestätigten Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess und Ford-Chef Jim Hackett am Dienstag in Detroit. Beide erwarten den Angaben zufolge ab 2023 operative Ergebnisverbesserungen. Eine Kapitalverflechtung der beiden Unternehmen sei nicht vorgesehen. Geprüft werde eine mögliche Zusammenarbeit bei Elektromobilität, autonomen Autos und Mobilitätsdiensten.

Nordex steigert Neugeschäft 2018 deutlich
Der Windanlagenbauer Nordex hat im vergangenen Jahr nach dem Einbruch 2017 wieder erheblich mehr Aufträge eingeworben. Das Neugeschäft stieg 2018 um 73 Prozent auf 4,75 Gigawatt, davon erreichte Nordex knapp 1,7 GW im Schlussquartal, wie das Unternehmen am Dienstag in Hamburg mitteilte. Dabei punktete Nordex mit seinen neu eingeführten Turbinen.

rtr/dpa-AFX/fh