Zur Wochenmitte belastete der sich ausbreitende Coronavirus den DAX schwer. Die Stabilisierung vom Vortag ist damit dahin. Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash Ende Februar summieren sich mittlerweile auf über 5.000 Dax-Punkte oder fast 40 Prozent. Das Börsenbarometer droht die nächste runde Marke von 8.000 Punkten ins Visier zu nehmen. "Der DAX befindet sich weiterhin im Crash-Modus", stellte Analyst Martin Utschneider von der Bank Donner & Reuschel fest. Es gebe bei aller Verunsicherung über die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie aber einen Silberstreif am Horizont, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Zeit zweistelliger prozentualer Kursstürze sei offenbar vorbei. "Kleinere Ausschläge sind der erste Schritt zu einer Stabilisierung."

Volkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler prognostizierte, "dass die Zahl der Infizierten im April im Trend sinkt und die Wirtschaftspolitik bis dahin eine Konkurswelle verhindern konnte". Ab Mai könnte dann die Quarantäne gelockert werden und die Weltwirtschaft habe gute Chancen auf eine spürbare Erholung.

Besonders unter Druck geriet der Rohölmarkt, da es im Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland keine Annäherung gibt. Der Kurs der US-Sorte WTI fiel um gut zwölf Prozent auf ein 18-Jahres-Tief von 23,60 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Sorte Brent aus der Nordsee war mit 26,65 Dollar so billig wie zuletzt im Herbst 2003.

Ebenfalls unter Druck standen die in Krisenzeiten üblicherweise als "sichere Häfen" geltenden Edelmetalle und Staatsanleihen. Viele Anleger trennten sich von Gold und der Preis gab nach. Anleihen litten unter der Aussicht auf eine Flut von Neuemissionen, weil Staaten für die planten Konjunkturprogramme neue Schulden machen müssen.

Auf Unternehmensseite richteten Anleger ihren Blick auf BMW. Die Aktie verlor mehr als vier Prozent. Die Münchener stellen wegen des Virus die Produktion in Europa für vier Wochen ein und erwarten 2020 einen schwächeren Absatz und eine niedrigere Profitabilität. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.

Zum Handelsschluss wurde der DAX angeführt von Beiersdorf gefolgt von der Deutschen Bank und Henkel. DAX-Schlusslicht war Infineon.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war



BMW stoppt Europa-Werke für vier Wochen - Marge unter Druck
Der Autobauer BMW geht wegen der Coronakrise von einem deutlichen Ergebnisrückgang aus und stoppt seine Werke in Europa und Südafrika für vier Wochen. Für das laufende Jahr dürften die Auswirkungen der Ausbreitung des neuartigen Virus in der wichtigen Autosparte gut die Hälfte des ursprünglich geplanten operativen Gewinns zunichte machen, hieß es am Mittwoch vom Dax-Konzern in München. Der Absatz von Autos wird vom Management wegen eines Nachfrageeinbruchs nun deutlich unter dem Vorjahr erwartet, bisher ging der seit August amtierende neue Vorstandschef Oliver Zipse noch von einem leicht steigenden Absatz aus.

Boeing ruft Milliarden-Kreditlinie ab - zusätzliche Hilfen benötigt
Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing hat in der Coronavirus-Krise eine 13,8 Milliarden Dollar (12,5 Mrd Euro) schwere Kreditlinie vollständig ausgeschöpft. Das gab das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC bekannt und bestätigte damit Medienberichte.

Heidelberger Druck sichert Finanzierung und will 2000 Stellen streichen
Die angeschlagene Heidelberger Druckmaschinen AG baut erneut um. Um die Kosten zu senken und die Profitabilität zu verbessern, will das Unternehmen unter anderem verlustbringende Produkte einstellen und bis zu 2000 Stellen weltweit abbauen. Heidelberger Druck wage den "Befreiungsschlag", sagte Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Künftig solle die Konzentration auf der Profitabilität und nicht mehr auf dem Umsatzwachstum liegen. Dazu stellt der Konzern seine Finanzierung neu auf.

Autoabsatz in China geht auch in ersten Märzwochen weiter deutlich zurück
Der Automarkt in China bleibt auch in den ersten Märzwochen deutlich unter dem Niveau von vor einem Jahr. Nachdem die durchschnittlichen Tagesverkäufe in der ersten Märzwoche rund die Hälfte unter den Vorjahreswerten lagen, stand auch in der zweiten Märzwoche ein Minus von 44 Prozent zu Buche, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Mittwoch in Peking mitteilte.

Qiagen will Produktion von Corona-Testkits vervielfachen
Das Gendiagnostik- und Biotechunternehmen Qiagen baut seine Kapazität für die Herstellung von Corona-Testkits kräftig aus. Das teilte Qiagen am Dienstagabend mit.

Ceconomy kassiert Jahresziele - Läden in vielen Ländern dicht
Der Eletronikeinzelhändler Ceconomy kassiert wegen wegbrechender Geschäfte im Zuge der Coronakrise seine Jahresziele. Zwar würden Maßnahmen zur Geschäftssicherung, wie Kostensenkungen und Investitionskürzungen ergriffen, teilte der Mutterkonzern von von Media Markt und Saturn am Mittwoch in Düsseldorf mit. Doch die Auswirkungen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus seien aktuell aber nicht zuverlässig verhersagbar. Der Mitte Dezember abgegebene Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 werde daher zurückgezogen.

Jungheinrich gibt sich vorsichtig für das neue Jahr - Aktie fällt
Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich blickt wegen der Coronakrise vorsichtig aufs laufende Geschäftsjahr. "Die Folgen der globalen Ausbreitung des Coronavirus sind in ihrem Ausmaß zum gegenwärtigen Zeitpunkt (...) noch nicht absehbar", teilte das Unternehmen am Mittwoch bei der Bilanzvorlage mit. Neue Prognosen für 2020 gab es angesichts dieser Unsicherheit nicht.

Rheinmetall sieht derzeit keine gravierenden Folgen der Coronakrise
Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall hält die Folgen der Coronavirus-Pandemie auf seine Geschäfte derzeit für beherrschbar. Wenn der Produktionsstillstand in der Automobilbranche nur zwei Wochen dauere, "könnten das auch vorgezogene Werksferien sein", sagte Vorstandschef Armin Papperger am Mittwoch bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. Dann ließe sich der Ausfall aufholen.

Hella mit deutlichem Umsatz- und Ergebnisrückgang nach neun Monaten
Der Licht- und Elektronikspezialist Hella hat erste Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu spüren bekommen.

'Beispiellose Coronakrise' dürfte Marke VW nach gutem Jahr belasten
Die Coronakrise wird für die Hauptmarke des VW-Konzerns inmitten des Hochlaufs der E-Mobilität in diesem Jahr zu einer schweren Belastungsprobe. 2019 konnten die Geschäftszahlen weiter verbessert werden. Neben den geplanten Milliardeninvestitionen in neue Elektromodelle muss sich der Hersteller nun aber parallel auf drohende Belastungen durch die Folgen der Pandemie einstellen.

Zara-Eigner Inditex schließt Läden - Umsätze im März eingebrochen
Der Textilhändler Inditex schließt im Zuge der Coronavirus-Pandemie vorerst tausende Läden. Der Onlinehandel laufe weiter, die Lieferketten funktionierten normal, teilte der Eigner von Modeketten wie Zara am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz für 2019 mit. Ingesamt seien seit Dienstag 3785 Läden in 39 Ländern geschlossen worden, so Inditex. Der spanische Konzern folgt damit den Vorgaben vieler Länder die im Zuge der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus die Schließung von Läden, die nicht den täglichen Bedarf der Menschen decken, angeordnet hatten. In China seien hingegen bis auf einige Ausnahmen die Geschäfte wieder geöffnet. Weltweit betreibt Inditex über 7400 Läden in 96 Märkten.

rtr/dpa-AFX/iw