Verunsicherung über einen womöglich erneuten Lockdown in Deutschland hat am Freitag auf die Rekord-Laune der Anleger geschlagen. Der DAX gab seine frühen Gewinne ab und fiel zum Nachmittag. Am Donnerstag hatte es seine inzwischen fast siebenwöchige Rally mit einem weiteren Höchststand von 16.290 Punkten gekrönt, bevor dann leichte Gewinnmitnahmen einsetzten.

"Die Sorgen über den weiteren Fortgang im Bezug auf die Corona-Pandemie belasten", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Entsprechend profitierten davon erneut die Aktien der klassischen "Stay-at-Home-Gewinner", während auf der Verliererseite zyklische Unternehmen wie MTU, Volkswagen / Porsche SE oder auch Airbus stünden.

Gewinner im DAX war somit Zalando mit einem Plus von fast 4,5 Prozent. Die Aktie profitierte bereits in den anderen Lockdowns.

Die Anteile der Deutschen Bank büßten zuletzt als DAX-Schlusslicht fünf Prozent ein und die der Commerzbank verloren fast vier Prozent. Sie litten unter Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese lässt sich vom kräftigen Anstieg der Teuerungsraten nicht aus der Ruhe bringen und erteilte einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes eine Absage. Wie Lagarde sagte, wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirtschaft auch dann weiterhin unterstützen, wenn die akute Pandemie-Notlage beendet sei. Das beinhalte auch eine "angemessene Kalibrierung" der Anleihekäufe der Notenbank.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Google schließt Verträge mit Verlagen nach Leistungsschutzrecht
Google hat auf Basis des neuen Leistungsschutzrechts in Deutschland erste Verträge mit deutschen Verlagen abgeschlossen. Zu den Vertragspartnern gehören nach Angaben des Internet-Konzerns unter anderem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Wochenzeitung "Die Zeit" und das Portal Golem. Diese Medienhäuser bestätigten die Angaben von Google.

Lagarde: Keine verfrühte Straffung der Geldpolitik wegen Inflation
Europas Währungshüter lassen sich vom kräftigen Anstieg der Teuerungsraten nicht zu einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes drängen. Im Gegenteil: EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte am Freitag, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirtschaft auch dann weiterhin unterstützen werde, wenn die akute Pandemie-Notlage beendet sei. Das beinhalte auch eine "angemessene Kalibrierung" der Anleihenkäufe der Notenbank. "Wir werden unsere diesbezüglichen Absichten im Dezember bekannt geben", sagte Lagarde. Der EZB-Rat kommt am 16. Dezember zu seiner nächsten turnusgemäßen geldpolitischen Sitzung zusammen.

Unilever verkauft Tee-Sparte an Finanzinvestor CVC
Der Konsumgüter-Konzern Unilever verkauft seine Tee-Sparte Ekaterra für eine Milliardensumme an einen Fonds des Finanzinvestors CVC Partners. Der Kaufpreis belaufe sich ohne Schulden und Bankguthaben auf 4,5 Milliarden Euro, teilte das niederländisch-britische Unternehmen am Donnerstag kurz vor Börsenschluss in London mit. Die Sparte umfasst den Angaben zufolge 34 Marken, darunter Lipton, Pukka und Tazo. Im Jahr 2020 erzielte Ekaterra einen Umsatz von etwa 2 Milliarden Euro.

BASF verkauft Kaolinmineralien-Geschäft
Der Chemiekonzern BASF verkauft sein Geschäft mit Kaolinmineralien an das US-Unternehmen KaMin. Der Deal beinhalte das Produktionszentrum mit Standorten in Daveyville, Toddville, Edgar und Gordon sowie die zugehörigen Minen, Vorkommen und Mühlen in Toomsboro und Sandersville im US-Bundesstaat Georgia, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Ludwigshafen mitteilte. Die am gleichen Standort ansässige Raffineriekatalysator-Produktion bleibe bei BASF. Wenn die Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 vollzogen werden. Über den Kaufpreis machte BASF keine Angaben.

Curevac steigert Umsatz kräftig - Verlust legt ebenfalls deutlich zu
Das Biotechunternehmen Curevac hat im dritten Quartal bei kräftig gestiegenen Umsätzen den Verlust deutlich ausgeweitet. Der Erlös sei zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 463 Prozent auf 29,3 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend in Tübingen mit. Das Umsatzplus der ersten neun Monate liegt immerhin noch bei 44 Prozent. Der Anstieg sei jeweils hauptsächlich auf höhere Umsätze aus den Kooperationen mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline zurückzuführen, hieß es zur Begründung.

Ryanair will im Dezember Börsennotierung in London einstellen
Der irische Billigflieger Ryanair zieht sich von der Londoner Börse zurück. Ein entsprechender Antrag sei bei der britischen Finanzaufsicht FCA gestellt worden, teilte das Unternehmen am Freitag in London mit. Der letzte Handelstag soll demnach der 17. Dezember sein. Die Notierung an der Euronext Dublin bleibe bestehen. Ryanair hatte bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Anfang November bereits über entsprechende Überlegungen informiert. Im Zuge des Brexits sei das gehandelte Aktienvolumen deutlich zurückgegangen, hieß es da unter anderem zur Begründung.

Fraport gibt Teile von Luftsicherheitstochter ab
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport AG gibt Anteile seiner Tochter FraSec Luftsicherheit GmbH an einen privaten Wettbewerber ab. Die Dr. Sasse AG aus München soll zum Jahreswechsel zunächst 26 Prozent des Unternehmens übernehmen, das bislang am größten deutschen Flughafen und in Stuttgart Passagierkontrollen durchführt. Zum Jahreswechsel 2022/2023 sollen dann noch weitere 25 Prozent folgen, sodass Sasse Mehrheitseigner wird, wie beide Seiten am Freitag mitteilten.

US-Investor Singer erhöht Anteil an Hella auf mehr als 10 Prozent
Der aktivistische US-Investor Paul E. Singer hat seine Anteile an dem Autozulieferer Hella aufgestockt. In mehreren Schritten hob er seine Beteiligung per 10. November auf insgesamt 10,75 Prozent, wie aus von Hella am Freitag veröffentlichten Stimmrechtsmitteilungen hervorgeht. Die Beteiligung speist sich dabei aus Aktien sowie Finanzinstrumenten. Zuletzt hatte Singer einen Anteil von 6,57 Prozent gemeldet. Die Hella-Aktie notierte am späten Vormittag leicht im Minus bei gut 62 Euro.

dpa-AFX/rtr/ak