Investoren waren hauptsächlich mit der Nachlese der überraschend starken US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag beschäftigt. "Wir rechnen weiterhin mit einer Fed-Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt", erklärten die Analysten der Bank Mitsubishi UFJ. "Der Trend des Beschäftigungswachstums schwächt sich weiter ab." Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, hingegen bezeichnete auch die Erwartung einer moderaten Zinsreduzierung auf der US-Notenbank-Sitzung Ende Juli als überzogen. Durch solche Spekulationen gerate die Fed allerdings in die Zwickmühle. "Die Zinsen nicht zu senken käme einer Zinserhöhung gleich", führte Wilson aus.


REGIERUNGSWECHSEL IN GRIECHENLAND


Der Sieg der oppositionellen Konservativen bei der griechischen Parlamentswahl hievte den Athener Leitindex zunächst auf ein Viereinhalb-Jahres-Hoch von 900,31 Punkten. Er rutschte bis zum frühen Nachmittag aber 1,3 Prozent ins Minus. Damit notierte er aber immer noch rund 20 Prozent über dem Niveau vor Ankündigung der vorgezogenen Neuwahlen Ende Mai. Die EU könnte Griechenland als Gegenleistung für Reformen kurzfristig Schuldenerleichterungen anbieten, sagte Holger Schmieding, Chef-Volkswirt der Berenberg Bank. "Für Griechenland und die Euro-Zone insgesamt wäre das eine Win-Win-Situation."


RADIKALKUR MIT VIELEN FRAGEZEICHEN


Auch die Aktien der Deutschen Bank konnten ihre Eröffnungsgewinne nicht halten und verloren zwei Prozent. Die Analysten der Bank JPMorgan lobten die angekündigte Rosskur des Geldhauses als mutig. Allerdings sei noch unklar, ob die Maßnahmen wie angekündigt umgesetzt werden und wie die Bank wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden wolle.

Titel des Schmierstoff-Anbieters Fuchs Petrolub fielen nach einer Prognose-Senkung sogar um bis zu 6,1 Prozent. "Wenngleich es sich um einen Nebenwert handelt, zeigt die Gewinnwarnung, dass hoch gesteckte Erwartungen an das erste Halbjahr 2019 auch bei anderen Unternehmen zeitnah kassiert werden könnten", warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Ein Beispiel seien die Mitte Juni kassierten Ziele der Lufthansa. "Es ist wenig wahrscheinlich, dass es sich angesichts der schwachen Wirtschaftsdaten um Einzelfälle handelt."

Die Aktien von Thyssenkrupp stiegen dagegen um bis zu 5,5 Prozent. Händler verwiesen auf einen Medienbericht, wonach im Herbst Gespräche über einen Verkauf der Aufzugsparte beginnen sollen. Konkurrent Kone hat bereits ein Auge auf die lukrative Sparte geworfen. Die Titel des finnischen Konzerns drehten kurzzeitig ins Plus. Ein Börsengang der Thyssen-Aufzugsparte sei allerdings weiterhin die wahrscheinlichere Option, sagte ein Börsianer. Einem Verkauf stünden kartellrechtliche Hürden entgegen.

rtr