"Kommt es nicht zu einem Deal in letzter Sekunde oder zu einer Verschiebung des Brexit, stünden der britischen Wirtschaft chaotische Zeiten bevor", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Die Verhandlungen über eine Nachbesserung der Scheidungsvereinbarung befinden sich britischen Regierungskreisen zufolge in einer Sackgasse.

Am Dienstag will Premierministerin Theresa May ihren zuvor gescheiterten Brexit-Deal erneut zur Abstimmung stellen. Lassen ihn die Abgeordneten wieder durchfallen, sollen sie am Mittwoch entscheiden, ob Großbritannien ohne Vereinbarung über die künftigen Beziehungen am 29. März aus der EU ausscheiden soll. Spricht sich die Mehrheit - wie erwartet - auch dagegen aus, soll am Donnerstag eine Abstimmung über eine Verschiebung des Brexit folgen. Ein Aufschub würde die Gefahr eines ungeregelten EU-Ausstiegs Großbritanniens aber nicht komplett bannen, warnte Volkswirt Kallum Pickering von der Berenberg Bank. "Dieser könnte nach Ablauf der Verlängerung oder nach einem zweiten Referendum kommen." Das Pfund Sterling legte leicht auf 1,3035 Dollar zu. Der Euro stagnierte bei 1,1240 Dollar.

Parallel dazu deckten sich Anleger mit Rohöl ein. Börsianer verwiesen auf ein erneutes Bekenntnis Saudi-Arabiens zu der von den Opec-Staaten und ihren Verbündeten vereinbarten Förderbremse. Außerdem will das Königreich seine Exporte im April auf weniger als sieben Millionen Barrel pro Tag drosseln. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 66,28 Dollar je Barrel (159 Liter).

DEUTSCHE BANK UND COMMERZBANK



Am Aktienmarkt lag der Fokus auf Deutscher Bank und Commerzbank. Einem Insider zufolge führen beide informelle Gespräche über eine Fusion. Hierüber wird seit Monaten spekuliert, weil die Politik aus Sorge vor einer erneuten Krise bei der Deutschen Bank Druck macht. Keines der beiden Geldhäuser wollte sich zu dem Thema äußern. "Ich bezweifle, dass eine Fusion für die Aktionäre der Deutschen Bank vorteilhaft wäre", sagte ein Börsianer. Deren Aktien legten dennoch 3,4 Prozent auf 7,94 Euro zu. Commerzbank-Papiere verteuerten sich um 5,4 Prozent auf 6,99 Euro.

Spitzenreiter im Dax war indes Wirecard mit einem Kursplus von bis zu 8,4 Prozent. Am Markt kursierten Börsianern zufolge Spekulationen, der Untersuchungsbericht über angebliche Unregelmäßigkeiten werde vorzeitig veröffentlicht. Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Vorwürfe erhärteten. Firmenchef Markus Braun hatte am Freitag getwittert, der Markt könne sich bald wieder auf die "starke operative Entwicklung" von Wirecard konzentrieren.

Aktien von Safran gaben 2,8 Prozent nach. Eine Gemeinschaftsfirma des französischen Flugzeug-Zulieferers mit General Electric (GE) baute die Triebwerke der am Wochenende abgestürzten Boeing 737 der Ethiopian Airlines. Bei dem Unglück kamen alle 157 Insassen ums Leben. GE-Titel büßten vorbörslich ein knappes Prozent ein.

Boeing-Papiere sackten um gut zehn Prozent ab und standen vor dem größten Tagesverlust seit 2001. Die chinesische Luftfahrt-Aufsicht verbot Starts des betroffenen Flugzeugtyps 737 MAX bis auf weiteres. Auch Ethiopian Airlines lässt diese Maschinen am Boden. Im Oktober war bereits eine 737 MAX in Indonesien abgestürzt. Die Ursache hierfür ist noch nicht vollständig geklärt.

rtr