"Die Kurzfriststimmung am Aktienmarkt steigt Richtung Euphorie", schrieben die Experten der Landesbank Baden-Württemberg. Im Frühjahr hatte die Lage noch ganz anders ausgesehen: Direkt nach dem Jahreswechsel war der Dax wegen Sorgen um die Weltwirtschaft eingeknickt und hatte sich seitdem nicht aus der Verlustzone arbeiten können. Das gelang erst jetzt - trotz des zwischenzeitlichen Brexit-Votums.

Der MDAX der mittelgroßen Werte bewegte sich am Montag zuletzt mit minus 0,04 Prozent auf 21 829,33 Punkte kaum vom Fleck, hatte im frühen Handel aber bei 21 947,54 Punkten ein absolutes Rekordhoch erreicht. Für den Technologiewerte-Index TecDAX ging es um 0,40 Prozent auf 1744,52 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 lag moderat im Plus.

'RISIKEN WERDEN AUSGEBLENDET'

Bemerkenswert sei weiterhin, dass die Marktteilnehmer offensichtlich alle Risiken ausblendeten, schrieben die Analysten der Landesbank Helaba. Zuletzt hätten die wieder zunehmenden Spannungen in der Ukraine kaum Reaktionen am Aktienmarkt ausgelöst.

Vielmehr hätten zu Wochenbeginn einige Anleger eigentlich negative Nachrichten aus Japan positiv interpretiert, ergänzte Markus Huber, Händler für den Broker City of London Markets. So hatte sich zwar das Wachstum der japanischen Wirtschaft im zweiten Quartal unerwartet deutlich verlangsamt. Nun aber werde spekuliert, dass die Regierung eher früher als später weitere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ergreifen könnte.

VOLKSWAGEN LEGEN ZU

Unter den Favoriten im Dax zogen die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (Volkswagen vz) um 1,36 Prozent an. Der Autobauer darf 460 000 weitere Fahrzeuge technisch umrüsten, die vom Dieselskandal betroffen sind. Das Kraftfahrtbundesamt hat die Nachbesserungslösungen freigegeben.

Schlusslicht im Dax waren die Papiere der Lufthansa (Deutsche Lufthansa) mit einem Minus von rund 1,5 Prozent. Im Tarifstreit bei der Fluggesellschaft hatten das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft VC ihre Gespräche ergebnislos abgebrochen. Flugreisende müssten derzeit aber keine Streiks befürchten. Der Knackpunkt der Gespräche dürfte erneut die Vorruhestandregelung der Flugzeugführer gewesen sein, schrieb Commerzbank-Analyst Johannes Braun.

K+S SACKEN WEITER AB

Die Aktionäre des Dünger- und Salzproduzenten K+S (K+S) scheinen zunehmend den Glauben an eine baldige Geschäftserholung zu verlieren. Die Papiere setzten im MDax ihren Abwärtstrend mit minus 5,01 Prozent auf 17,555 Euro fort. Der Konzern hatte die Anleger erst am vergangenen Donnerstag mit seinem Jahresausblick verschreckt. Nun schrieb Analystin Sophie Jourdier vom britischen Investmenthaus Liberum, dass bei K+S das kurzfristige Absatzpotenzial durch die Umweltauflagen in Deutschland und die Verzögerung beim Produktionsstart in der neuen Kali-Mine in Kanada begrenzt sei.

Derweil klingt die Berichtssaison der Unternehmen zum zweiten Quartal aus. Unter den Nachzüglern legte nun Tele Columbus seine Geschäftszahlen vor. Der Kabelnetzbetreiber steigerte den Umsatz überraschend deutlich und bekräftigte seine Ziele für dieses Jahr. Die Anleger zeigten sich erfreut: Die Papiere stiegen unter den besten Werten im SDAX der gering kapitalisierten Werte um knapp 1,5 Prozent./la/das

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---