Gebremst wurde die Kauflaune allerdings, weil Unsicherheit herrscht, ob das britische Parlament dem Abkommen zustimmen wird. Auch die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland sorgten für Zurückhaltung. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures etwas steigende Kurse.

Doch viele Börsianer blieben skeptisch: "An der Großwetterlage an den Märkten hat sich wenig verändert", fasste Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba die Stimmung zusammen. Weiterhin seien verschiedene Risikofaktoren auszumachen - von Italien bis zur Ukraine. Auch viele Händler wollten von einer nachhaltigen Erholung nichts wissen und sprachen von einer technischen Reaktion. In der vorigen Woche hatte der Dax 1,3 Prozent verloren. An der Wall Street waren die Kurse im Schnitt gar um rund vier Prozent eingebrochen.

Gestützt wurde die Kurserholung von den jüngsten Signalen aus Rom: Italiens Vizeregierungschefs Luigi Di Maio von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und Matteo Salvini von der rechten Lega betonten, die Regierung werde nicht um jeden Preis an ihrem Defizitziel festhalten. "Ob es dann wirklich so kommt, ist fraglich. Aber erst einmal wird es an den Märkten positiv aufgenommen", sagte ein Händler.

Als großes Risiko gilt trotz der Einigung von Brüssel der Brexit. Viele Experten fürchten, dass Premierministerin Theresa May den Vertrag nicht durchs Parlament bringen wird. "Mit der Zustimmung der EU zum Brexit-Abkommen ist die nächste Hürde genommen", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die letzte Hürde sei aber die höchste. "Jetzt hängt alles am Unterhaus. So lange es kein Yes vom Unterhaus gibt, sollte niemand an der Börse vorschnell von einem geordneten Brexit ausgehen."

Am Devisenmarkt bekam das Pfund Sterling die Skepsis zu spüren: Es verharrte bei 1,2848 Dollar und damit in Sichtweite des November-Tiefs von 1,2726 Dollar.

"BLACK FRIDAY" LÄSST BEI ZALANDO DIE KASSEN KLINGELN



Vor allem Bankenwerte profitierten von den Nachrichten aus Rom. In Mailand zogen die Kurse der Geldhäuser im Schnitt um über fünf Prozent an. Intesa SanPaolo waren mit plus 5,2 Prozent im EuroStoxx50 der größte Gewinner. Auch im Dax waren die Papiere der Deutschen Bank gefragt, die um bis zu 4,4 Prozent zulegten.

Ansonsten zählten zu den größten Gewinnern die Titel von Fluggesellschaften. Deren Anleger spekulierten wegen des Einbruchs der Ölpreise auf fallende Treibstoffkosten. Aktuell kostet ein Fass (159 Liter) der Sorte Brent aus der Nordsee nur noch rund 60 Dollar - fast 30 Dollar weniger als Anfang Oktober. Die Aktien der Lufthansa legten in der Spitze vier Prozent, die von Easyjet in London gut drei Prozent zu.

Im MDax griffen Anleger bei Zalando zu, die um fünf Prozent stiegen. Der Online-Modehändler verbuchte nach eigenen Angaben Rekordzahlen während der Rabatttage rund um den "Black Friday". Daraus lasse sich ableiten, dass Zalando einen starken Start in das wichtige Weihnachtsquartal verzeichnet habe, sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank.

rtr