Mach der jüngsten Kursrally haben sich Investoren am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag mit größeren Engagements zurückgehalten. Zudem fehlten Impulse von den US-Börsen, die wegen des Feiertags "Thanksgiving" geschlossen sind. Der Handelsumsatz war so niedrig wie seit zweieinhalb Monaten nicht mehr.

"Das Thema Lock-Down-Ausweitung in Deutschland ist präsent und es wird weiter über die wirtschaftlichen Folgen spekuliert. Darunter leiden heute wieder einmal die Aktien der Automotive-Unternehmen und die Titel aus dem Chemiesektor", bemerkte Comdirect-Marktexperte Andreas Lipkow. Zuversichtlicher seien die Investoren für Technologiewerte und die defensiven Vertreter aus der Immobilienbranche.

Bitcoin-Kurs bricht ein


Im Fokus der Anleger stand indes die Kryptowährung Bitcoin. Der Kurs der Cyber-Devise schaffte es erneut nicht, das Rekordhoch aus dem Jahr 2017 zu übertreffen. Am Nachmittag kostete ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp etwa 16 900 Dollar. Auch andere Digitalwährungen, von denen es Tausende gibt, verloren am Donnerstag an Wert. Das Rekordhoch des Bitcoin beträgt auf Bitstamp 19 666 Dollar. Erreicht wurde es Ende 2017.

Am Markt wurden mehrere mögliche Gründe für den Kurseinbruch genannt. Einige Bitcoin-Fans verwiesen auf eine Twitter-Nachricht von Brian Armstrong, Chef der großen US-Handelsplattform Coinbase. In Armstrongs Tweet vom späten Mittwochabend ging es um Spekulationen über Regulierungsbestreben der US-Regierung für den Kryptomarkt.

Andere Marktteilnehmer sagten, der Bitcoin sei in den vergangenen Wochen so stark gestiegen, dass er schlicht "überkauft" sei. Einige Bitcoin-Anleger hätten daher verkauft und so Gewinne mitgenommen. Allein seit Anfang Oktober hat sich der Bitcoin-Kurs vor seinem Einbruch fast verdoppelt.

Der neuerliche Kurseinbruch dürfte Diskussionen auslösen, wie nachhaltig der jüngste Kursanstieg des Bitcoin ist. Optimisten hatten argumentiert, das Ansehen der Digitalwährung habe sich in den vergangenen Monaten verbessert. Genannt wurde etwa das Vorhaben des Bezahldienstes Paypal, seinen Kunden die Bezahlung in Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu ermöglichen. Profianleger hätten sich deshalb mehr für Bitcoin und Co. interessiert, lautete ein Argument.

Für Kritiker hingegen dürfte der Kursabsturz nur eine Bestätigung ihrer skeptischen Haltung gegenüber Digitalwährungen sein. Sie argumentieren seit jeher, die hohen Kursausschläge stünden einer Verwendung als Zahlungsmittel und Anlageform im Wege. Sie betrachten Digitalwährungen daher als reines Spekulationsobjekt

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Instone spürt Erholung - Prognose bestätigt
Die Geschäfte des Immobilienentwicklers Instone Real Estate kommen wieder in Schwung. Nach dem pandemiebedingten Dämpfer im Vorquartal konnte die Gesellschaft im dritten Jahresviertel wieder mehr Immobilien vermarkten, wie Instone am Donnerstag in Essen mitteilte. Das Management bleibt daher für das kommende Jahr optimistisch und hält auch an der geplanten erstmaligen Dividende fest.

Patentstreit zwischen Nokia und Daimler geht zum EuGH
Im Mobilfunk-Patentstreit zwischen dem Netzwerkausrüster Nokia und dem Autobauer Daimler sollen zentrale Fragen nun vom Europäischen Gerichtshof geklärt werden. Das Landgericht Düsseldorf wird den Luxemburger Richtern einen Fall vorlegen, wie es am Donnerstag mitteilte (Az. 4c O 17/19). Nokia wirft Daimler vor verschiedenen Gerichten Patentverletzungen im Zusammenhang mit der Mobilfunktechnik im Auto vor und klagt jeweils auf Unterlassung. Vor dem Landgericht Mannheim war der Netzwerkausrüster im August in einem Fall erfolgreich, in anderen Fällen dagegen nicht.

Spanischer Ölkonzern Repsol setzt stärker auf erneuerbare Energien
Der spanische Ölkonzern Repsol will im Bemühen um weniger CO2-Ausstoß seine Suche nach Ölvorkommen zurückfahren und die Kapazitäten bei erneuerbaren Energien im nächsten Jahrzehnt verfünffachen. Dazu wollen die Spanier bis 2025 mit 5,5 Milliarden Euro rund 30 Prozent ihrer Investitionen in Geschäfte mit niedrigen Kohlendioxidemissionen stecken, wie der Konzern am Donnerstag in Madrid mitteilte. 2025 sollen dann 7,5 Gigawatt Leistung etwa aus Solar- und Windkraft bezogen werden, 2030 rund 15 Gigawatt. Vergangenes Jahr waren es nur rund 3 Gigawatt an CO2-armen Energien.

Übernahmegerüchte treiben Slack-Kurs kräftig an
Die Aussicht auf eine Übernahme durch den SAP-Konkurrenten Salesforce hat dem Bürokommunikationsdienst Slack am Mittwoch massiv Kursauftrieb an der Börse gegeben. Die Aktien von Slack legten im New Yorker Handel zeitweise um rund 30 Prozent zu, nachdem das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider über Gespräche zwischen den US-Unternehmen berichtete.

Hersteller Moderna will Corona-Impfstoff schon im Dezember liefern
Der US-Hersteller Moderna will die Lieferung seines Corona-Impfstoffs an die Europäische Union womöglich schon im Dezember starten - vorausgesetzt, das Mittel erhält eine Zulassung. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Es bestätigte den Abschluss eines Rahmenvertrags mit der EU-Kommission. Demnach sollen zunächst 80 Millionen Impfstoffdosen geliefert werden, mit der Option auf 80 Millionen weitere Einheiten.

Airbus-Chef rechnet nicht mit weiterem Stellenabbau
Airbus-Vorstandschef Guillaume Faury rechnet trotz der Corona-Einschränkungen in europäischen Ländern und des Einbruchs im Flugverkehr mit keinem weiterem Stellenabbau in Deutschland. Das Ziel von rund 5000 Stellen weniger "reicht aus heutiger Sicht", sagte Faury der "Bild"-Zeitung. "Wir sind in konstruktivem Dialog mit unseren Arbeitnehmervertretern. Die Unterstützung der Bundesregierung in puncto Kurzarbeitergeld und Forschungsförderung ist hier eine große Hilfe."

Ceconomy-Aufsichtsrat schlägt neuen Vorsitzenden vor
Der Aufsichtsrat des Elektronikhändlers Ceconomy will Thomas Dannenfeldt als neuen Chef an seiner Spitze. Der langjährige Telekom-Manager solle damit auf Jürgen Fitschen folgen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag mit. Den Aktionären soll er bei der Hauptversammlung am 17. Februar 2021 als neues Mitglied vorgeschlagen werden und anschließend soll er - deren Zustimmung vorausgesetzt - zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt werden.

IG Metall bleibt bei Forderung nach 4 Prozent
Die IG Metall zieht mit einer Forderung nach vier Prozent mehr Geld in die Tarifverhandlungen für 3,8 Millionen Beschäftigte in der deutschen Metall- und Elektroindustrie. Der Gewerkschaftsvorstand bestätigte am Donnerstag in Frankfurt entsprechende Beschlüsse der regionalen Tarifkommissionen. Vier Prozent mehr verlangt die Gewerkschaft parallel auch im Haustarif für rund 120 000 Volkswagen-Beschäftigte sowie in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie.

Vestager: Millionenstrafe für Pharmafirmen wegen illegaler Absprache
Die Pharmafirmen Teva und Cephalon sollen 60,5 Millionen Euro Strafe zahlen, weil sie mit Absprachen eine Arznei gegen Schlafstörungen künstlich teuer gehalten haben sollen. Dies teilte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel mit. Konkret soll Cephalon den damaligen Konkurrenten Teva mit geschäftlichen Vorteilen davon abgebracht haben, ein billiges Nachahmerprodukt zum Medikament Modafinil anzubieten.

rtr/dpa-AFX/fh