Trotz neuer US-Zölle auf chinesische Importe haben an Europas Börsen am Freitag die Optimisten den Ton angegeben. Anleger sahen immer noch Chancen, dass sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt im Handelsstreit auf einen Deal verständigen. "Die Hoffnung auf eine Einigung in letzter Minute ist noch nicht gestorben, auch wenn technisch die höheren Strafzölle in Kraft getreten sind", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Handelshaus CMC Markets.

Als positives Zeichen werteten Börsianer ein von US-Präsident Donald Trump geplantes Telefonat mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. "Wichtig ist, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt - offenbar auch für die Marktteilnehmer, die mit der aktuellen Eskalation bemerkenswert gelassen umgehen", sagte Marktexperte Stephan Rieke von der Bank ODDO BHF. Das Angstbarometer VDax gab sechs Prozent nach. "Allzu viel Gelassenheit sollten die Anleger aber in dieser Situation nicht an den Tag legen", warnte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader.

Am Anleihemarkt legte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen wieder etwas zu. Dennoch steuerte sie auf den größten Wochenverlust seit sieben Wochen zu. Nach Einschätzung der Helaba-Experten spielen bei der derzeit hohen Nachfrage nach den als sicher geltenden Bonds neben dem Handelskonflikt auch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran eine Rolle. Trump zeigte sich zwar gesprächsbereit und hatte am Donnerstag erklärt, dass ihn die Führung der Islamischen Republik zur Verabredung eines Treffens anrufen solle. Eine Militäraktion könne er aber angesichts der Spannungen nicht ausschließen. In Teheran stieß das Gesprächsangebot auf Ablehnung.

UBER-DEBÜT IM BLICK

Anleger von ThyssenKrupp feierten die Abkehr des Managements von den bisherigen Aufspaltungsplänen. Die Aktien legten bis zu 20,5 Prozent zu und steuerten damit auf ihren größten Tagesgewinn zu. Vor allem der mögliche Börsengang der lukrativen Aufzugssparte weckte die Fantasie der Anleger. "Hier werden mit der Transrapid-Schwebetechnik vertikal und auch horizontal fahrende Aufzüge auf Weltklasseniveau gebaut. Das findet die Börse spannend", sagte Stanzl.

Im MDax gewannen die Gea-Papiere knapp zehn Prozent. Der seit drei Monaten amtierende Konzernchef Stefan Klebert gab den Startschuss für einen Umbau des unter Druck geratenen Anlagenbauers und will bis zu 250 Stellen streichen. Die Bechtle-Titel legten ebenfalls zeitweise knapp zehn Prozent zu. Bei dem schwäbischen IT-Händler brummt das Geschäft.

In den USA stand einer der größten Börsengänge seit Jahren bevor: Der Fahrdienstvermittler Uber strebte aufs Parkett. Das vor zehn Jahren gegründete Technologieunternehmen aus Kalifornien, das noch immer keine Gewinne schreibt, kommt auf eine Gesamtbewertung von mehr als 82 Milliarden Dollar - und ist damit so viel wert wie BMW und Volkswagen zusammen.

rtr