Liebe Anlegerinnen und Anleger,

das nenne ich eine positive Überraschung. Kaum startete der Handel in den bei uns Anlegern unbeliebten Mai, schoss der DAX wie von der Tarantel gestochen über den starken Widerstand der viel zitierten 200- Tage- Linie. Wer hätte dies vor kurzem ernsthaft geglaubt oder gar zu prognostizieren gewagt? Immerhin erinnern wir uns alle noch an die zahlreichen Crash-Prognosen und Untergangstheorien in der jüngeren Vergangenheit.

Offenbar ist die gegenwärtige Marktlage ein weiterer Beleg, warum Prognosen an der Börse ein so schwieriges Geschäft sind. Und ein Hinweis darauf, dass es kein Zufall ist, wenn aus irgendwelchen Gründen die großen Investoren viel Kapital in bestimmte Märkte, Sektoren oder Aktien lenken. Für diejenigen Anleger, die dem "großen Kapital" auf der Spur bleiben wollen, bieten sich einige wichtige oder auch konjunkturempfindliche Sektoren an, z.B. die Transportaktien.

Transportaktien auf der Kippe



Ganz besonders in schwierigen Marktsituationen lohnt sich ein kritischer Blick auf den Sektor der Transportaktien. Diese gelten als besonders konjunkturempfindlich. In positiven Marktphasen sollen die Transportaktien abwechselnd mit dem Dow-Jones Industrial neue Hochs bilden. Und umgekehrt neue Tiefs in intakten Abwärtstrends.

Bereits ein kurzer Blick auf den besonnenen P & F Chart des Transportsektors lässt erkennen, dass trotz des jüngst überraschend positiven Verlaufs des DAX die Ausgangslage für die Bullen an der US-Börse schwierig ist.

Wie Ihnen die Grafik zeigt, ist der Transportsektor nur noch ganz knapp von einem Verkaufssignal entfernt und tendiert außerdem seit Jahresanfang per Saldo seitwärts.



Ebenfalls musste die seit dem Frühjahr 2016 intakte Unterstützungsgerade im Frühjahr von den Bullen aufgeben werden. Der Aufwärtstrend der P & F Technik im häufig sehr eng mit der konjunkturellen Entwicklung verknüpften Transportsektor existiert dementsprechend nicht mehr. Im April hat sich zwar bei 10.600 Punkten ein weiteres Kaufsignal gebildet, dieses wurde aber rasch wieder durch die negative 0-Spalte, die Sie ganz rechts sehen, neutralisiert.

Bereits unterhalb von 10.300 Punkten würde sich ein neues Verkaufssignal bilden. Gestärkt werden die Bullen durch die kurzfristig aufsteigende Unterstützungsgerade. Sollte diese ebenfalls durchbrochen werden, muss rasch mit einem Test der Unterstützung bei etwa 10.000 Punkten gerechnet werden. Insgesamt ist der Anblick des Transportsektors nicht besonders inspirierend und deutet an, dass nun mit dem Monat Mai die für uns Anleger schwierige Jahreszeit beginnt. Insbesondere in den so genannten Zwischenwahljahren - in den USA wird im November ein neuer Kongress gewählt - sind die Sommermonate überdurchschnittlich volatil. Der Transportsektor signalisiert, dass wir Anleger für die kommenden Monate nicht zu optimistisch sein sollten.

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Der Innere Markt zieht die US-Indizes nach unten



Die folgende Grafik zeigt Ihnen einen mittelfristig wichtigen Risikoindikator des sogenannten Inneren Marktes. Abgebildet ist hier der Prozentsatz der im S P 500 Index notierten Aktien, die oberhalb des gleitenden Durchschnitts der vergangenen 30- Wochen notieren. Diese Einstellung ist weniger sprunghaft als der häufig von mir hier gezeigte 50- Tage- Indikator. Aber auch nicht so behäbig wie das Pendant der 200- Tage- Linie, welches den übergeordneten Trend anzeigt und etwas unflexibel ist.



Wie Sie sehen, verschlechtert sich seit Ende Januar kontinuierlich die Marktbreite. Heute notieren nur noch weniger als die Hälfte der Aktien oberhalb ihres 30-Wochen- Durchschnitts. Ende Januar waren es noch 83 % Immer mehr Indexmitglieder geraten also unter den Einfluss des Angebots und belasten im weiteren Verlauf die bekannten Indizes.

Auf Seite 3: DAX knackt wichtigen Widerstand





DAX knackt wichtigen Widerstand



Hier sehen Sie den heutigen überraschenden Ausbruch des DAX über die Widerstandsregion bei 12.600 Punkten. Diese setzt sich aus dem horizontalen Widerstand der bisherigen Seitwärtsbewegung und der negativen Widerstandsgeraden zusammen.



Trotz der positiven Entwicklung hat der DAX nun weitere schwierige Widerstände vor der Brust und die Frage lautet, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Die gesamte Wegstrecke bis zur Region von 13.000 und weiter bis zum Allzeithoch bei 13.600 wird sicherlich kein Sonntagsspaziergang werden. Der nächste Widerstand lauert aus Sicht der P & F Technik nun erst bei 13.100 Punkten.

Verantwortlich für die freundliche Stimmung sind die guten Quartalszahlen auf beiden Seiten des Atlantiks und die jüngste Euro-Schwäche. Jedenfalls erleben wir aktuell, dass Kurse Nachrichten machen und nicht Nachrichten die Kurse.

Für den stärksten Rückenwind sorgen wahrscheinlich die Pessimisten selber. Nach einer Reihe von guten Nachrichten und positiven Geschäftszahlen müssen die "Shorties" ihre zuvor verkauften Positionen wieder eindecken um ihren Verlust zu begrenzen.

Immerhin war die Verunsicherung und die Anspannung der Anleger in den vergangenen Wochen sehr groß. Da genügen einige gute Nachrichten von prominenten Aktien, positive Geschäftszahlen von Apple und natürlich die Verlängerung des Ultimatums für die EU im Handelsstreit mit den USA um die Stimmung zu drehen und die Leerverkäufer in den "Schwitzkasten" zu nehmen.

Da bekanntlich politische Börsen kurze Beine haben, ist aktuell der stärkste positive Impuls für die Anleger wahrscheinlich der seit einigen Wochen schwache Euro, der traditionell die heimischen Exporteure begünstigt. Zusätzlich Rückenwind erhalten die Bullen vom US- Rentenmarkt, wo sich die Dynamik des Zinsanstiegs verringert hat. Die wichtige zehnjährige US- Anleihe notiert wieder unterhalb der magischen Rendite von 3 %. Möglicherweise gewöhnen sich die Anleger allmählich an die höhere Rendite und akzeptieren, dass "runde Zahlen" vor allem eine psychologische Belastung sind. Trotz der heute guten Stimmung will ich Sie aber daran erinnern, dass die Sommermonate vor allem in den sog. "Zwischenwahljahren" - in den USA wird im November ein neuer Kongress gewählt - grundsätzlich schwache Börsenmonate sind.

Ein Warnhinweis ist auch die relativ schwache US- Börse gegenüber dem deutschen Markt. Falls Sie sich für die traditionellen P & F Charts und die Philosophie des inneren Marktes interessieren, können Sie sich auf meiner Seite informieren.

Viel Erfolg mit Ihren Investitionen und herzliche Grüße Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".