"Die Furcht vor einer Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Notenbanken dämpft offenbar die Zuversicht etwas", kommentierten die Analysten der Deutschen Bank. Vor dem Hintergrund einer Inflationsrate auf dem höchsten Stand seit fast einem Jahrzehnt kommt der EZB-Rat am Donnerstag zusammen. Am 22. September berät die US-Notenbank (Fed) über ihre Geldpolitik und am Tag darauf die Bank von England (BoE).

Die EZB werde keine Grundsatz-Entscheidung über das Pandemie-Notprogramm PEPP fällen, sondern nur über die Kaufvolumina in nächster Zeit, prognostizierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Dies wäre kein Tapering, also kein Anfang vom Ende des PEPP-Programms.

DELTA-VARIANTE IM BLICK


Als weiteren Grund für die aktuelle Schwäche des Aktienmarktes nannte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown die rasche Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus. Diese Entwicklung könne die Erholung der Weltwirtschaft verlangsamen. "Bei nachlassendem Wachstum steigt das Risiko für Gewinnwarnungen aus den Unternehmen", gab Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken. Die Firmen könnten Probleme bekommen, gestiegene Rohstoffpreise an ihre Kunden weiterzugeben.

Am Aluminium-Markt spielte dies allerdings keine Rolle. Spekulationen auf Liefer-Engpässe trieben den Preis für das im Automobil- und Flugzeugbau benötigte Metall um weitere 1,5 Prozent auf ein Zehneinhalb-Jahres-Hoch von 2798 Dollar je Tonne. Der chinesische Terminkontrakt notierte mit 22.075 Yuan (3416 Dollar) sogar so hoch wie zuletzt vor gut 15 Jahren. Die Regierung in Peking begrenzt die Produktion der chinesischen Aluminium-Hütten, um Energieverbrauch und Umweltverschmutzung zu begrenzen. Außerdem versuchten Verarbeiter, sich vor den dortigen Feiertagen noch schnell mit dem Metall einzudecken, sagte ein Börsianer.

SANOFI SCHLUCKT US-FIRMA - DISCOUNTER B&M IM AUFWIND


Bei den Unternehmen rückte Sanofi ins Rampenlicht. Der Pharmakonzern schluckt Kadmon für 9,50 Dollar je Aktie oder insgesamt 1,9 Milliarden Dollar. Die Titel der US-Biotechfirma verbuchten daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft einen Rekord-Kurssprung von 74 Prozent auf 9,23 Dollar. Sanofi-Papiere gaben dagegen in Paris zwei Prozent nach. Der Deal komme etwas überraschend und werde den Konzerngewinn 2022 voraussichtlich etwas drücken, kommentierte Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies.

In London setzten sich die Aktien von B&M mit einem Plus von bis zu 7,4 Prozent an die Spitze des Auswahlindex FTSE und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit zwei Jahren zu. Der Discounter stellte dank starker Margen für die laufende erste Hälfte des Geschäftsjahres einen überraschend hohen Gewinn von umgerechnet 320 bis 332 Millionen Euro in Aussicht. Der Verzicht auf die Veröffentlichung von Gesamtjahreszielen deute allerdings darauf hin, dass der aktuelle Rückenwind abflauen werde, warnte ein Börsianer.

Mit einem Kurssprung von bis zu 14 Prozent winkte Dunelm das größte Tagesplus seit zwei Jahren. Der Haushaltswaren-Händler peilt dank eines boomenden Online-Geschäfts im angelaufenen Bilanzjahr ein Ergebnis leicht über Markterwartungen an und will eine Sonder-Dividende zahlen.

rtr