Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochnachmittag kaum verändert bei 15.914 beziehungsweise 4190 Punkten. Angesichts der schwelenden Konjunktursorgen setzten Investoren auf die Sicherheit des Dollar. Der Dollar-Index hielt sich gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen nur knapp unter dem Anfang April erreichten Wert von 93,20 Punkten.

"Wir sehen ein Spannungsfeld zwischen der Hoffnung auf eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung auf der einen Seite und einer zunehmenden Zahl von Risiken auf der anderen Seite", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. Am Dienstag hatten enttäuschende US-Einzelhandelszahlen die Anleger an der Wall Street aus dem Tritt gebracht. Auch am Mittwoch deuteten die US-Futures auf einen verhaltenen Handelsstart hin.

FOLGEN VON DELTA UNKLAR


"Wir denken tatsächlich, dass einige der Sorgen über die Delta-Variante übertrieben sein könnten, zumal Länder wie Deutschland oder Frankreich bei den Impfraten aufgeholt haben", sagte Matthias Scheiber, Anlageexperte bei der Wells Fargo Vermögensverwaltung. Ob die Delta-Variante des Coronavirus den Aufschwung tatsächlich beeinträchtigen werde, sei noch unklar, hatte auch US-Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag gesagt. Zwar werfe die Pandemie immer noch einen Schatten auf die Konjunktur. Aber viele Firmen hätten ihre Geschäftsmodelle mittlerweile an die neue Lage angepasst.

In den Fed-Protokollen suchen Börsianer vor allem nach Hinweisen, wann die US-Notenbank damit beginnen könnte, die massiven Anleihenkäufe zur Stützung der Wirtschaft in der Coronakrise herunterzufahren. Powell hat zuletzt klargestellt, dass er als Voraussetzung dafür vor allem Fortschritte am US-Arbeitsmarkt sehen möchte. "Eine Reihe von US-Daten bot ein schwaches Bild für die Wirtschaft und könnte für die Tauben ausreichen, um zu argumentieren, dass die Fed keine Eile hat", sagte Neil Wilson, Analyst vom Online-Broker Markets.com.

Auf die Bremse drückte am Mittwoch die neuseeländische Zentralbank, die die Zinsen überraschend nicht anhob. Börsianer hatten damit gerechnet, dass die Währungshüter als erste im asiatisch-pazifischen Raum seit Beginn der Pandemie die Zinsen wieder hochsetzen werden. Die Abriegelung des Landes nach neuen Corona-Infektionen hielt die Notenbanker in Neuseeland aber offensichtlich davon ab, die Kehrtwende jetzt einzuleiten.

"Es ist ziemlich klar, dass das makroökonomische Umfeld vielleicht nicht ganz so rosig ist, wenn man den Anstieg der Delta-Varianten betrachtet und der Beweis dafür kam natürlich von den US-Einzelhandelsumsatzdaten, die einen großen Fehlschlag darstellten", sagte der Analyst Ross Norman. US-Einzelhändler verloren im Juli überraschend viel Umsatz, was die Befürchtungen einer Konjunkturabschwächung verstärkt hatte.

Unter Druck gerieten in Europa Bergbauwerte und Autobauer; die entsprechenden Branchenindizes gaben 2,3 beziehungsweise 0,7 Prozent nach. Neben den Unsicherheiten rund um die Pandemie wirkte sich auch der Preisdruck negativ aus.

Bei den Einzelwerten profitierte Wacker Chemie von einem Großauftrag aus China. Die Aktien des Spezialchemie-Konzerns legten nach einem langfristigen Lieferauftrag um bis zu fünf Prozent zu. Der in den USA gelistete chinesische Solarmodulhersteller Jinkosolar sicherte sich den Zugriff auf insgesamt 70.000 Tonnen Polysilizium bis Ende 2026.

Nach oben ging es dank der wieder deutlich angezogenen Bier-Nachfrage in China und Russland auch bei Carlsberg. Die Titel des dänischen Konzerns kletterten nach einem optimistischeren Ausblick bis zu 3,8 Prozent. "Wir schließen eine weitere Anhebung der Prognose für das dritte Quartal nicht aus, wenn der Gegenwind durch die Pandemie nachlässt", konstatieren die Analysten von Jefferies.

rtr