Die hohe Inflation und die steigenden Zinsen bleiben am deutschen Aktienmarkt die dominierenden Themen und schüren bei den Investoren die Angst vor einer Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz hatte die Kurse am Vortag stark belastet.

Auch die Drosselungen der Gaslieferungen aus Russland spielen zunehmend eine Rolle. Das Szenario eines Lieferstopps von russischem Gas scheine jetzt immer wahrscheinlicher zu werden und hinterlasse auf dem Frankfurter Parkett entsprechend seine Spuren, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Es könnte eine sofortige Rezession in Deutschland auslösen. Auch der finale Ausverkauf im DAX hat für Stanzl noch nicht stattgefunden.

Vincent Mortier, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Amundi, sieht durch die Kursverluste der vergangenen Tage zwar die Überbewertung des Aktienmarktes verringert. In einem extrem nervösen Marktumfeld hat der DAX binnen weniger Tage zwischenzeitlich rund 1.700 Punkte oder mehr als elf Prozent verloren. Aber: Sollten sich die Fundamentaldaten der Unternehmen allerdings verschlechtern, müsse mit weiteren Kursrückschlägen gerechnet werden.

Die aktuelle DAX-Chartlage


Der DAX übersprang am Vormittag zeitweise wieder die Marke von 13.200 Punkten, pendelte zuletzt wieder darunter. Charttechnisch befindet sich der Leitindex seit Januar in einem Abwärtstrend (siehe 5-Jahres-Chart). Die entsprechende Trendlinie verläuft bei etwa 14.500 Punkten.

Im Bereich darüber wartet dann die fallende 200-Tage-Linie, die aktuell bei 14.972 Punkten verläuft. Nach unten bildet die Marke von 13.000 Punkten nur eine psychologische Unterstützung. Bei einem Fall darunter gerät das März-Tief bei 12.831 Punkten (Schlussstand) ins Visier. Das Verlaufstief lag damals nach dem Einmarsch Russlands übrigens bei 12.438 Punkten.

Sollte in den kommenden Wochen auch dieser Xetra-Stand unterschritten werden, käme als nächstes DAX-Ziel auf dem Weg nach unten das November-2020-Tief bei 11.450 Punkten ins Spiel. Darunter käme die 10.500-Punkte-Marke in Betracht. Zwischenzeitliche Käufe von längerfristig orientierten Anlegern dürften den Abschwung jedoch erschweren.

mmr mit dpa