Die Zinsentscheide der Fed und der EZB könnten dem Dax in der ersten Maiwoche neues Leben einhauchen. Denn damit dürfte sich entscheiden, ob der deutsche Leitindex neue Hochs in Angriff nehme oder der Bullenmarkt der vergangenen Monate erst einmal beendet sei, prognostiziert Marktstratege Konstantin Oldenburger von CMC Markets.



Zuletzt war der Dax trotz einer Flut an Unternehmensbilanzen kaum vom Fleck gekommen. Zwar hievte er sich am Freitagmittag zunächst auf ein frisches Jahreshoch von 15.919,47 Punkten, verlor aber auf Wochensicht rund ein Prozent. Der jüngste Ausverkauf bei den Aktien der Krisenbank First Republic ließ die Sorgen um die Stabilität des US-Finanzsektors wiederaufflammen. Dass die Probleme dort noch nicht gelöst sind wie erhofft, zeigte der massive Einlagenverlust bei dem Regionalinstitut. "Rezessionssorgen in den USA, ein kurzes Aufflackern der Bankenkrise sowie die Unsicherheit vor den Zinsentscheidungen in der kommenden Woche ließen die Anleger deutlich vorsichtiger agieren", heißt es bei den Strategen von Raiffeisen Research. "Stabilisierend wirkte sich hingegen die bis dato sehr solide verlaufende Berichtssaison aus."

Wie weit gehen die Notenbanken noch?

Zudem erwarten viele Analysten, dass sich zumindest in den USA der Zinserhöhungszyklus langsam dem Ende nähert. Um den Preisauftrieb zu zügeln, hatte die Fed den Leitzins zuletzt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gesetzt. Viele Marktteilnehmer rechnen derzeit auf der Sitzung am Mittwoch mit einer weiteren Zinserhöhung der Fed um 25 Basispunkte. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Währungshüter aufgrund einer nachlassenden konjunkturellen Dynamik ihren Leitzins dann wieder senken, meint Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger.

Anders sieht es laut Helaba-Experte Ralf Umlauf bei der Europäischen Zentralbank aus: Es sei davon auszugehen, "dass die EZB noch einen gewissen Weg zu gehen hat, um die Inflation in den Griff zu bekommen." Marktbeobachter erwarten, dass die Notenbanker am kommenden Donnerstag das siebte Mal in Folge die Zinsen heraufsetzen könnte. Allerdings rechnen Analysten mehrheitlich damit, dass die Euro-Wächter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde auch wegen der jüngsten Banken-Turbulenzen auf ihrer Ratssitzung am Donnerstag den Fuß etwas vom Gas nehmen werden. Statt einer kräftigen Anhebung um 0,50 Prozentpunkte wie noch im März wird ein kleinerer Schritt um 0,25 Prozentpunkte erwartet.

US-Jobmarkt dürfte sich weiter abkühlen

Wie es um die Inflationsentwicklung in der Euro-Zone bestellt ist, werden die April-Daten am Dienstag zeigen. Bei den US-Daten blicken die Investoren vor allem auf die ISM-Indizes am Montag und Mittwoch und den Arbeitsmarktbericht am Freitag. Erstere sind interessant, da sie Aufschlüsse darüber liefern können, ob sich die Konjunkturschwäche gegen Ende des ersten Quartals fortsetzt. Für den Arbeitsmarktbericht wird eine weitere Entschleunigung des Beschäftigungswachstums erwartet. Im Schnitt gehen Analysten von einem Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft von 181.00 aus nach 236.000 im März.

Auf der Unternehmensseite geht der Bilanzreigen aus dem In- und Ausland weiter. Auf deutscher Seite lassen sich am Donnerstag die Autobauer BMW und Volkswagen in die Bücher schauen. Mercedes-Benz blickte nach einem starken Jahresauftakt zuletzt optimistischer auf das Gesamtjahr und sieht vor allem in den USA und China Anzeichen für eine anziehende Nachfrage. Einblick in den Geschäftsverlauf geben darüber hinaus unter anderem auch Airbus, die Deutsche Post, Infineon, Rheinmetall und Adidas.

rtr