Schon am Montag hatten Signale der Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China die Hoffnung der Anleger geschürt. Dieser vorsichtige Optimismus setzte sich auch am Dienstag fort. Börsianer warnten allerdings vor übertriebener Zuversicht. "Die Anleger, die jede neue Eskalation lediglich als Provokation Trumps sehen, halten sich die Waage mit denen, die gerade den versöhnlichen Tönen aus dem Weißen Haus keinen Glauben mehr schenken", fasste Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Handelshaus AxiTrader zusammen. Daneben profitierte die Börse von den angekündigten Konsumhilfen Chinas und die Hoffnung auf ein glimpfliches Ende im Brexit-Streit.

Weiterhin begehrt war Gold. Der Preis der "Anti-Krisen-Währung ist um 0,4 Prozent je Feinunze gestiegen. Bewegung gab es auch an den Ölmärkten: der Preis für die führende Nordseesorte Brent stieg um bis zu 1,2 Prozent auf 59,41 Dollar.

Die Immobilienbranche erholte sich von ihren Vortagsverlusten. Sowohl Vonovia, wie auch Deutsche Wohnen und Adler Real Estate stiegen um teils mehrere Prozent an.

Auf Unternehmensseite stand heute der IT-Dienstleister Cancom im Fokus. Am Montagabend meldete die Deutsche Börse den Aufstieg des Unternehmens in den MDax. Ab dem 29. August wird Cancom für den vor der Übernahme durch den Finanzinvestor KKR stehenden Medienkonzern Axel Springer aufrücken.

Der Dax wurde angeführt von Lufthansa, RWE und Covestro. Das Schlusslicht bildete die Deutsche Börse selbst, die heute unter Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft im Rahmen von Cum-Ex-Ermittlungen gegen Kunden und Mitarbeiter litt. Die Papiere der Deutschen Börse fielen um mehr als ein Prozent.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Razzia bei Deutsche-Börse-Tochter Clearstream wegen 'Cum Ex'
Die Polizei hat bei der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream am Dienstag Büros durchsucht. Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte, es gebe "im Rahmen des Verfahrenskomplexes um die Cum-Ex-Geschäfte Durchsuchungsmaßnahmen bei Beschuldigten". Aufgrund des Steuergeheimnisses wollte er keine weiteren Angaben machen. Ein Sprecher der Deutschen Börse erklärte, die Durchsuchungen erfolgten "im Rahmen von Ermittlungen gegen Kunden und Mitarbeiter". Der Dax-Konzern kooperiere "vollumfänglich" mit den Ermittlungsbehörden. Zu der Frage, welche Büros im Fokus standen, wollte er nichts sagen. Die Aktien waren mit einem Kursrückgang von gut einem Prozent in einem festen Markt Dax-Schlusslicht.

Trauer um langjährigen VW-Chef Piëch: 'Großer Manager und Ingenieur'
Nach dem Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch haben Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers ausgedrückt. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als "großen Manager und Ingenieur". "Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", sagte Osterloh am Dienstag.

Unternehmen und Familien würdigen langjährigen VW-Chef Piëch
Volkswagen sowie die Familien Porsche und Piëch haben das Lebenswerk und die Verdienste des gestorbenen Ex-VW-Chefs Ferdinand Piëch gewürdigt. "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer", sagte der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch am Dienstag. Konzernchef Herbert Diess bezeichnete Piëch als mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant. "Vor allem hat Ferdinand Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert", sagte Diess.

Dräger will Personalkosten drücken - Proteste vom Betriebsrat
Der Medizintechnikkonzern Drägerwerk will aufgrund der schwachen Ergebnisentwicklung die Personalkosten senken. So solle das Unternehmen wieder effizienter werden, teilte Drägerwerk am Dienstag in Lübeck mit. Die Aktie drehte nach der Bekanntgabe ins Plus und legte zuletzt in einem festeren Markt um 0,62 Prozent zu. Der Geschäftsführer der IG Metall Lübeck-Wismar, Daniel Friedrich, kritisierte die Ankündigung als kontraproduktiv. Nötig seien jetzt Perspektive und Innovation statt Verzicht und Entlassungen, sagte er.

Instone verdreifacht operatives Ergebnis - Aktie gefragt
Die Geschäfte beim Immobilienentwickler Instone Real Estate sind im erste Halbjahr dank des Bau-Booms in Deutschland sehr gut verlaufen. Die Essener, die bald Cancom im SDax ersetzen, verdreifachten ihr operatives Ergebnis (Ebit) in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres. Das teilte das auf Wohnimmobilien spezialisierte Unternehmen am Dienstag in Essen mit.

Pharmakonzern Johnson & Johnson zu Strafe in Schmerzmittelprozess verurteilt
Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) ist wegen unrechtmäßiger Vermarktung von suchtgefährdenden Schmerzmitteln zu einer hohen Strafe verurteilt worden. Der zuständige Richter Thad Balkman ordnete am Montag eine Zahlung von 572 Millionen Dollar (515 Mio Euro) an, weil der Konzern zur Epidemie der Medikamentenabhängigkeit im Bundesstaat Oklahoma beigetragen habe. Johnson & Johnson kündigte umgehend an, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen.

Beyond Meat gewinnt Fast-Food-Gigant KFC als Kunden
Die für ihre veganen Burger gefeierte Fleischersatzfirma Beyond Meat hat mit Kentucky Fried Chicken (KFC) eine große US-Fast-Food-Kette als Kunden gewonnen. Die Unternehmen verkündeten am Montag (Ortszeit), gemeinsam ein pflanzliches Hühnerfleisch-Imitat unter dem Label "Beyond Fried Chicken" auf den Markt zu bringen.

Miele spürt weltweite Konjunkturabkühlung
Die weltweite Konjunkturabkühlung geht auch am Hausgerätehersteller Miele nicht spurlos vorbei. Der Umsatz des Familienunternehmens stieg im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 lediglich um 1,5 Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro. Ohne die erstmalige Einbeziehung der koreanischen Tochter Yujin Robot hätte das Plus im 120. Jahr der Firmengeschichte sogar nur bei 0,2 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Vor 12 Monaten meldete Miele noch ein Umsatzplus von 4,3 Prozent. Zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben.

Spahn will Hersteller von Medizinprodukten strenger überwachen
Die Überwachung von Medizinprodukten wie Prothesen und Herzschrittmachern soll schlagkräftiger werden. "Wir wollen, dass Medizinprodukte für die Patienten sicher und kein Risiko für sie sind", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Ein nun vorgelegter erster Gesetzentwurf des Ministeriums sieht dafür mehr Kompetenzen des Bundes vor. Damit sollen auch europäische Vorgaben umgesetzt werden.

rtr/dpa-AFX/iw