von Franz-Georg Wenner




Chart 1 - DAX mit Performance über 5 Tage





Nach der äußerst volatilen Phase in der vergangenen Woche gönnt sich der Aktienmarkt eine wohlverdiente Verschnaufpause. Wie bereits gestern beschrieben, ist dies nicht überraschend und mit Blick auf die leicht überhitzte Marktlage sogar wünschenswert. Aus dem Kursverhalten lassen sich zudem einige Rückschlüsse über die Qualität der jüngsten Aufwärtsbewegung ableiten.

Seit Anfang der Woche handelt der DAX in einer Spanne zwischen 11.414 bis 11.519. Ausgehend vom Bewegungstief am vergangenen Mittwoch kletterte der Index um rund acht Prozent. Vergleichbare Sprünge sind beim DAX die Ausnahme, wie auch der erste Chart deutlich zeigt. Unter dem Kursverlauf ist die Performance des Index über 5-Tages-Intervalle abgetragen. Den jüngsten Anstieg verdeutlicht die rote horizontale Markierung. Ähnliche Bewegungen waren seit Beginn des Bullen-Marktes 2009 fast ausschließlich nach einem vorherigen Crash zu diagnostizieren.

Die fallenden Kurse seit dem Rekordhoch im April können allerdings nur als Korrektur bezeichnet werden. Lediglich zwei Zeiträume in den vergangenen sechs Jahren lassen sich mit der aktuellen Bewegung am Markt vergleichen (s. vertikale Linien). Im Juli 2009 sprang der DAX nach einem vorherigen Rücksetzer ebenfalls deutlich an, noch passender erscheint die Erholung an die Korrektur im Frühjahr 2012. In beiden Fällen spielte ähnlich wie zuletzt die 200-Tage-Linie eine wichtige Rolle. Anschließend setzte der DAX seine Aufwärtsbewegung in einem gemäßigten Tempo fort und kletterte in den Folgemonaten auf neue Bewegungshochpunkte.

Chart 2 - DAX im Stunden-Chart



Im Stunden-Chart spielen diese Vergleiche natürlich noch keine Rolle. Nach dem Anstieg über die Oberseite des Abwärtskanals hat dieser einen Rollentausch hin zu einer Unterstützung vollzogen, wie die Käufe in den vergangenen Tagen im Bereich um 11.410 zeigen. Marktteilnehmer, die den Anstieg verpassten, nutzen die Rückkehr, um "günstiger" einzusteigen. Eine stärkere Korrektur wäre aber noch kein Beinbruch. Solange der DAX per Tagesschluss mindestens über seinem Monatsmittelwert bei aktuell 11.117 notiert, bleiben die Aussichten gut. Knapp darunter sollten spekulative Anleger den Stoppkurs platzieren. So abgesichert stehen die Chancen gut, an einer weiteren Aufwärtsbewegung bis zur nächsten vorläufigen Zielmarke bei 11.630 verstärkt zu partizipieren.



Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



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Unterstützungen und Widerstände




























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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