Dank der Übernahme der südkoreanischen Woowa verzeichnete Delivery Hero in Q4 einen Anstieg der Bestellungen von 610,1 Millionen auf 775,5 Millionen (+27,1 Prozent), einen Zuwachs des Bruttowarenwerts (GMV) von 6,95 Milliarden auf 9,64 Milliarden Euro (+38,8 Prozent) sowie ein Umsatzplus ohne Berücksichtigung von Gutscheineffekten (Segmentumsatz) von 1,15 Milliarden auf 1,92 Milliarden Euro (+66,5 Prozent). Damit wurden die Wachstumsraten des Vorjahres zwar deutlich unterschritten, da sich der Bruttowarenwert auf Gesamtjahressicht um 62 Prozent auf den Rekordwert von 35,4 Milliarden Euro erhöht hat, wurden sowohl die eigenen Erwartungen als auch die Prognosen der Analysten leicht übertroffen. Verfehlt wurde hingegen die bereinigte EBITDA/GMV-Marge. Mit minus 2,2 Prozent fiel der Verlust höher als die erwarteten minus 2,0 Prozent aus. An der Börse wurde dieser Sachverhalt sowie der schwache Ausblick im frühen Donnerstagshandel offensichtlich abgestraft und führte zeitweise zu einem Tagesverlust von in der Spitze 20 Prozent.

Beim Ausblick für das laufende Geschäftsjahr stellte das Management Bruttowarenumsätze zwischen 44 Milliarden und 45 Milliarden Euro in Aussicht. Außerdem wolle man die bereinigte EBITDA/GMV-Marge auf minus 1,0 Prozent bis minus 1.2 Prozent verbessern. Beim plattform-basierten Geschäft halte man 2022 beim EBITDA sogar ein Erreichen der Gewinnzone für möglich. Weitere Einzelheiten werden im Rahmen einer Telefonkonferenz am Nachmittag kommuniziert. Gemäß den von FactSet Research erfassten Analystenschätzungen soll sich der Gewinn pro Aktie von minus 5,56 Euro (2021) auf minus 4,41 Euro (2022) verbessern und im Geschäftsjahr 2023 dann bei minus 2,32 Euro liegen. Nicht in dieses Bild passen die von Börse online erfassten Analysteneinschätzungen. Diese weisen nämlich auf 14 Kauf- sowie zwei Halteempfehlungen hin. Kein einziger Experte stuft das Papier hingegen als Verkauf ein.

Charttechnischer Boden massiv verletzt


Unter charttechnischen Aspekten kann man der Aktie seit September mehr als eine Kurshalbierung attestieren, nachdem die Pandemie an Schrecken verloren hat und dadurch die geschäftlichen Perspektiven des Lieferdienstes erheblich eingetrübt haben. Der Versuch einer Bodenbildung im Bereich von 65 Euro kann mit dem heutigen Kurseinbruch als gescheitert betrachtet werden. Nun droht ein Test des im Frühjahr 2020 kurzzeitig markierten Mini-Unterstützung bei 52 Euro. So richtig tragfähig sieht dieser Kursbereich allerdings nicht aus. Möglicherweise gelingt dem DAX-Newcomer ein technischer Rebound, schließlich weist insbesondere der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit aktuell 26 Prozent eine überverkaufte Lage aus. Ein Überschreiten der Marke von 30 Prozent werten chartorientierte Investoren zwar als Kaufsignal, Ende Januar erwies sich ein solches Einstiegssignal allerdings als "Bullenfalle", die bislang richtig teuer wurde. Summa summarum kann man das derzeitige charttechnische Marktsentiment als "very bearish" bezeichnen, was unter anderem auf den steilen Abwärtstrend der langfristigen 200-Tage-Linie zurückzuführen ist. An eine Rückkehr über diese für Chartisten extrem wichtige Durchschnittslinie ist derzeit wahrlich nicht zu denken. Um sie zu erreichen, müsste die Aktie auf Basis aktueller Marktdaten mehr als verdoppeln.

Der Blick auf die Timingindikatoren kann derzeit problemlos als "desaströs" bezeichnet werden. So steht zum Beispiel auf der Website Tradingview bei der Delivery-Hero-Aktie das Pendel aktuell auf "Starker Verkauf". Von insgesamt 26 analysierten Indikatoren legen 17 das "Verkaufen" und acht das "Halten" der Aktie nahe. Lediglich ein Indikator rät gegenwärtig zum "Kaufen". Dieser bezieht sich auf den MACD-Level.