Rund 202 Milliarden Euro stecken nach Angaben des Fondsverbands BVI in Rentenfonds. Das Anlagevolumen zeigt, wie sehr Investoren nach relativ sicheren Ertragsquellen suchen. Lange Zeit wurden die Erwartungen auch erfüllt. Seit Jahren fallen die Renditen von Anleihen beziehungsweise steigen die Kurse. "Mit Bonds kein Geld zu verdienen, war eigentlich nicht möglich", sagt Tobias Spies.

Der 39-Jährige managt den von der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen aufgelegten Arbor Invest-Spezialrenten. Seit Anfang 2016 erzielte er 15 Prozent Plus. Der Fonds rangiert damit in der Anlageklasse weit vorn.

Den guten Platz will Spies auch in Zukunft halten: "Mit Kaufen und Halten ist dies aber nicht zu schaffen", sagt der Fixed-Income-Experte. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, bereitet die Marktteilnehmer allmählich auf das Ende der lockeren Geldpolitik vor. "Die Reduzierung der Anleihekäufe sowie das allmähliche Straffen der Zinszügel werden jedoch mit Kursverlusten einhergehen", weiß Spies. Der Manager will daher die Gefahren so niedrig wie möglich halten und alle sich bietenden Chancen nutzen. So weisen die Bonds im Portfolio im Schnitt eine Bonität von "BBB" auf, das ist die zweitniedrigste Stufe im Investment-Grade-Bereich. Die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls ist damit noch relativ gering. Die Papiere werfen jedoch mehr ab als absolut sichere. Auch werden Fremdwährungsrisiken abgesichert. Und indem er in Bonds mit relativ kurzer Laufzeit investiert, minimiert Spies das Zinsänderungsrisiko.

Um überdurchschnittliche Erträge zu erzielen, sucht der Manager gleichzeitig den Rentenmarkt nach Sondersituationen ab. Dazu studiert er akribisch die oft mehrere Hundert Seiten umfassenden Anleiheprospekte und fokussiert sich unter anderem auf Kündigungstermine. "Nimmt ein Emittent sein Kündigungsrecht nicht wahr, sinkt der Kurs. Für uns ist das dann nicht selten eine gute Einstiegsgelegenheit", erklärt Spies.

Spezialsituationen findet er insbesondere bei nachrangigen Bonds aus dem Finanzbereich. Diese sind im Portfolio mit 59 Prozent gewichtet. Laut Fondsprospekt ist der bis 2031 laufende Bond Dresdner Funding Trust eine der größten Positionen. Das Papier ist mit 8,51 Prozent verzinst. "Der Kupon kann aber nur dann ausfallen, wenn Mindestkapitalquoten unterschritten werden", sagt Spies.

Intensiv geprüft, dann gekauft



Zudem lässt sich der Manager durch nervöse Investoren nicht beirren. Diese fürchteten nach Bekanntwerden des Dieselskandals, dass VW den Kupon der Anleihe nicht zahlen werde und verkauften. Spies prüfte intensiv die rechtlichen Rahmenbedingungen und stieg ein: "Der Kupon war nie gefährdet." Seit dem Kauf hat sich der Titel gut erholt.