Die Aktie der Deutschen Bank hat im Handel am Dienstag deutlich an Wert verloren. Über acht Prozent ist das Papier bis zum Mittag eingebrochen. Der Hintergrund ist, dass ein Großinvestor seine Beteiligung an der Großbank verkauft hat. Die Investmentbank Morgan Stanley bot am Montagabend Aktienpakete der Commerzbank und der Deutschen Bank in Höhe von über fünf Prozent an.

Nach Angaben der beauftragten Bank sollen 116 Millionen Deutsche-Bank-Aktien zu einem Preis von mindestens 10,98 Euro verkauft werden. Das sind knapp acht Prozent weniger als der Xetra-Schlusskurs vom Montag.

Der Namen des Verkäufers wurde nicht genannt. Eine mit der Transaktion vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag sagte, dass der Vermögensverwalter Capital Group dahinter stecke. Darauf deutete vieles hin. Der US-Vermögensverwalter ist mit einem verwalteten Vermögen von fast zwei Billionen Dollar einer der weltgrößten Kapitalanleger und hatte erst im November bei der Deutschen Bank aufgestockt. Die Capital Group steht unter anderem hinter dem 165 Milliarden Dollar schweren EuroPacific Growth Fund. Neben dem Fondsriesen aus Los Angeles hält nur noch der US-Vermögensverwalter Blackrock so große Aktienpakete an den beiden Banken. Die Blackrock zugerechneten Aktien liegen aber überwiegend in börsennotierten Indexfonds (ETF), die die großen Börsenindizes abbilden und nicht ohne weiteres verkauft werden können. Die Capital Group wollte sich nicht zu der Platzierung äußern. Binnen weniger Tage dürften aber offizielle Mitteilungen zu den Beteiligungen fällig sein.

Damit folgt der Investor dem US-Hedgefonds Cerberus, der bereits begonnen hat, seine Beteiligung an dem Geldhaus zu reduzieren. Wie das Manager-Magazin am Dienstag berichtete, hätte Cerberus auf eine Fusion gesetzt. Doch weder fusionierten die beiden Geldhäuser Commerzbank und die Deutsche Bank, noch kam ein Zusammenschluss mit einer ausländischen Bank zustande.

Die Aktie der Deutschen Bank notiert seit Jahresbeginn 4,5 Prozent im Minus. Im Vergleich hat der deutsche Leitindex DAX im selben Zeitraum über zwölf Prozent verloren.

Einschätzung zur Deutschen Bank-Aktie


Banken werden mit einem Abschlag von 40 Prozent auf das erwartete KGV gegenüber dem breiten Markt gehandelt. Das KGV beschreibt das Verhältnis zwischen aktuellem Kurs und Jahresgewinn. Sie sind demnach nach wie vor sehr günstig zu erwerben.

Die Erträge der globalen Investmentbanken hätten sich im Zuge des Ukraine-Kriegs verbessert, die höhere Volatilität würde die Spreads und die Aktivitäten im Derivatesegment antreiben, so die Analysten der US-Investmentbank JPMorgan. Ein Spread ist die Differenz im An- und Verkaufspreis.

"Die Banken hinken den Renditen weit hinterher" und scheinen "fehlbewertet" zu sein, schrieben die Analysten von Barclays unter der Leitung von Emmanuel Cau in einer Studie. Sie verwiesen auch auf weitere unterstützende Faktoren: Das direkte Engagement in Russland sei gering. Außerdem werden wieder Dividenden gezahlt - die von dem Ukraine-Krieg nicht beeinflusst werden würden.

Analysten der Investmentbank Goldmann Sachs erklärten, dass die Branche zwischen den Vorteilen höherer Zinsen und den Nachteilen wirtschaftlicher Unsicherheit schwanke. Denn die Bankaktien dürften von den steigenden Zinsen profitieren, die Zinsmargen würden in diesem Fall steigen.

Die Bankhäuser HSBC und BNP Paribas geben das Kursziel der Deutsche Bank-Aktie mit zwölf Euro an. Wir sehen den Kursrutsch als einen guten Einstiegszeitpunkt und empfehlen das Papier unverändert zum Kauf. Unser Kursziel beläuft sich sogar auf 16 Euro.

lb/rtr