Bei einigen langjährigen Aktionären der Deutschen Bank keimt wieder neue Hoffnung auf, der Finanzwert zählte zuletzt zu den beliebtesten Werten. In den ersten drei Monaten ging es um rund 40 Prozent nach oben, eine sehr gute Bilanz unter den Blue Chips. Für die vergangenen drei Wochen stehen Kursgewinne von 20 Prozent in den Büchern, dass Jahreshoch bei 33,40 Euro scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Zu viel Euphorie ist aber nicht angebracht: In den vergangenen Jahren kam es bereits mehrfach zu ähnlichen Erholungen, die alle spätestens an der 40 Euro-Marke wieder verpufften. Bis zur richtungsweisenden Schwelle sind es noch rund 25 Prozent.

Voraussetzung für weiter steigende Kurse sind entsprechend gute Nachrichten von der operativen Seite. Und hier haperte es in der Vergangenheit. Inzwischen wurde das Führungsduo Fitschen/Jain durch John Cryan ersetzt. Die Erwartungen an den neuen Chef sind hoch. Im Herbst will er Details der "Strategie 2020" vorstellen, der Termin dürfte für die Aktie zur Weichenstellung werden.

Cryan kennt die Bank und sieht sich großen Herausforderungen gegenüber: Die Entscheidungsstrukturen sind sehr komplex, die Kosten zu hoch, die technologische Plattform veraltet, ganz zu schweigen von teuren Rechtsstreitigkeiten.

Vor diesem Hintergrund kann es eigentlich nur aufwärts gehen. Mit den Zahlen zum zweiten Quartal überzeugten die Frankfurter. Als einzig verbliebene Investmentbank aus Europa von Bedeutung ist vor allem die Entwicklung auf den weltweiten Anleihemärkten von Bedeutung. Nachdem das Handelsvolumen am Anleihenmarkt wegen der massiven Käufe der Notenbanken stark gesunken ist, profitierte das Institut von den jüngsten Turbulenzen und dem Rückzug der Konkurrenz.



Im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen (FICC) sowie im Aktienhandel geht es aufwärts, hier müssen die Frankfurter nun nachlegen. Zuletzt schwächelten die anderen globalen Investmentbanken im Kapitalmarktgeschäft, eine Chance, die es zu nutzen gilt. Den Fokus wird Cryan aber vor allem auch auf die Ausgabenseite richten, die Deutsche Bank-Aktie wird zur Kostensenkungsstory.

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Durchschnitte liefern Orientierung



Hohe Aufwendungen zur notwendigen Restrukturierung, dazu die schwelenden Rechtsrisiken und eine mögliche Kapitalerhöhung im Volumen von fünf bis zwölf Mrd. Euro dämpfen vorerst die Perspektiven. Doch an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt, und hier könnte die Aktie der Deutschen Bank mittelfristig durchaus Freude bereiten, wenn Cryan mit seiner Strategie überzeugt.

Technisch gibt der Chart die wichtigsten Leitplanken vor, nach unten liegen Nachfragezonen bei 29 und 30 Euro. Mittelfristig ausgerichtete Anleger sollten aber erst aussteigen, wenn auch das jüngste Tief um 26,50 Euro unterboten wird. Nach oben gibt die Markttechnik die Richtung vor. In den vergangenen Monaten wurde ab einer Differenz von acht Prozent zur 21-Tage-Linie die Luft dünn. Da der Durchschnitt steigt, verschieben sich die Ziele weiter nach oben. Eine erste Schwelle stellt das Jahreshoch bei 33,40 Euro dar, darüber kommt langsam die Zone von 39 / 40 Euro ins Spiel. Aber auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Spätestens ab einer Differenz von 25 Prozent zur 200-Tage-Linie war in den vergangenen Jahren Schluss.

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Der passende Schein



Die Tendenz geht langsam nach oben, unter Schwankungen könnte der Wert in den kommenden Monaten bis in den Bereich von knapp 40 Euro laufen. Für Knock out Bull-Papiere erscheint die Ausgangslage noch zu riskant, Derivate mit einer Seitwärtsrendite wie Capped-Calls bieten sich eher an. Die WKN PS64EU bietet eine Rendite von 34 Prozent oder 38 Prozent p.a., wenn die Aktie zum Laufzeitende Mitte Juni 2016 über 29 Euro notiert. Steht die Aktie hingegen unter 26 Euro, verfällt der Schein wertlos.



Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de