Die Deutsche Bank-Aktie fiel am Mittwoch um rund 2,7 Prozent auf 15,70 Euro.

DEUTSCHE BANK STARTET WOHL VERKAUF VON POLEN-GESCHÄFT



Die Deutsche Bank hat Finanzkreisen zufolge den Startschuss für den Verkauf ihres Polen-Geschäfts gegeben. Das Institut habe Informationen über die Deutsche Bank Polska an potenzielle Käufer verschickt und warte nun auf erste, unverbindliche Angebote, sagte eine mit dem Verkaufsprozess vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Deutschlands größte Geldhaus könnte durch die Veräußerung nach Einschätzung von Bankern mindestens 400 Millionen Euro einnehmen.

Reuters hatte über die Verkaufspläne bereits im November berichtet. Die Deutsche Bank will mit dem Rückzug aus mehreren Auslandsmärkten ihre komplexe Struktur vereinfachen und ihre Kapitaldecke stärken. Der polnischen Regierung dürfte ein Ausstieg zupasskommen. Sie will die Rolle heimischer Geldhäuser im Bankensektor stärken.

Deutsche Bank Polska ist die zwölfgrößte Bank Polens. Ihr machen die niedrigen Zinsen, der harte Wettbewerb und die Bankenabgabe in dem Land zu schaffen. Als potenzielle Käufer gelten Bankern zufolge die Commerzbank-Tochter mBank, die Santander-Tochter-Tochter BZ WBK und die polnische Sparte des portugiesischen Instituts BCP. Alle genannten Banken wollten sich nicht äußern oder waren nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Ob ein Verkauf der Deutschen Bank Polska am Ende gelingt, steht in den Sternen. Für kleinere Institute in Polen sei es immer schwieriger, mit großen, staatlich gelenkten Instituten mitzuhalten, sagten mehrere mit dem Prozess vertraute Personen. Zudem hat die Deutsche Bank Polska viele Fremdwährungsdarlehen in der Bilanz, überwiegend auf Schweizer Franken und Euro lautende Hypothekenkredite. Diese stehen in der Kritik, weil die Belastungen der Kreditnehmer angesichts des Verfalls des polnischen Zloty wachsen. Die polnische Bankenbehörde fordert, dass ausländische Geldhäuser Fremdwährungskredite auch bei einem Rückzug aus dem Land nicht verkaufen. Einem Insidern zufolge ist es deshalb wahrscheinlich, dass die Deutsche Bank nur ihre in Zloty vergebenen Kredite losschlägt.

Auf Seite 2: Russland-Affäre





DEUTSCHE BANK MUSS WEGEN RUSSLAND-AFFÄRE ERNEUT BEZAHLEN



Die Deutsche Bank bekommt wegen des Geldwäsche-Skandals in Russland eine weitere Strafe aufgebrummt. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) verhängte in der Nacht auf Mittwoch ein Bußgeld von 41 Millionen Dollar (rund 37 Millionen Euro) wegen mangelnder Vorkehrungen gegen Geldwäsche. Die Fed kritisierte "unsichere und unzuverlässige Praktiken" im US-Geschäft von Deutschlands größtem Geldhaus. Die Kontrollsysteme und das Management der Deutschen Bank seien nicht in der Lage gewesen, verdächtigte Transaktionen in den Jahren 2011 bis 2015 zu erkennen.

Nach Einschätzung von Ermittlern haben dubiose russische Kunden über die Deutsche Bank Rubel-Schwarzgeld im Wert von rund zehn Milliarden Dollar gewaschen. Sie hatten beim Institut in Moskau russische Aktien in Rubel gekauft. Mit ihnen verbundene Unternehmen verkauften die gleichen Papiere - oft noch am selben Tag - über die Deutsche Bank in London und kassierten dafür Dollar. Da die US-Währung betroffen war, schalteten sich auch die amerikanischen Behörden in den Fall ein.

Die New Yorker Finanzaufsichtsbehörde DFS und die britische Bankenaufsicht FCA hatten in der Affäre bereits Ende Januar Strafen von umgerechnet rund 600 Millionen Euro gegen die Deutsche Bank verhängt. Eine Verständigung mit dem US-Justizministerium steht dagegen weiter aus. Die Fed fordert neben dem Bußgeld, dass die Bank ihre Kontrollsysteme und die Beaufsichtigung durch Spitzenmanager verbessert. Das Geldhaus will dem Folge leisten, wie ein Sprecher betonte. "Wir werden alles dafür tun, die von der Fed geforderten Korrekturen vorzunehmen und ihre Erwartungen zu erfüllen."

WOHIN GING DAS GELD?



Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat im März angekündigt, sich künftig intensiver um das US-Geschäft zu kümmern. Um dafür mehr Zeit zu haben, bekam er mit Marcus Schenck und Christian Sewing zwei stellvertretende Vorstandschefs zur Seite gestellt. Grundsätzlich ist Cryan zuversichtlich, dass es für die Bank nach diversen Milliarden-Strafen in den vergangenen Jahren wieder bergauf geht. "Auch wenn es weitere offene Fälle gibt: Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben", sagte der Brite kürzlich auf der Hauptversammlung.

Politisch ist der Druck auf die Deutsche Bank zuletzt jedoch wieder gestiegen. Die Demokraten im US-Kongress fordern eine detaillierte Erklärung über die Geschäfte des Geldhauses mit dem ehemaligen Immobilien-Mogul und heutigen US-Präsidenten Donald Trump. Zudem wollen die Demokraten im Rahmen der Geldwäsche-Affäre wissen, welche "Russen in das Komplott verwickelt waren, wohin das Geld ging und wer von den riesigen Summen profitiert hat, die aus Russland herausgeschleust wurden."

Auf Seite 3: Kooperation in China





DEUTSCHE BANK FINANZIERT PROJEKTE DER 'NEUEN SEIDENSTRAßE'



Die Deutsche Bank will zusammen mit der China Development Bank (CDB) Milliarden in den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Volksrepublik stecken. Beide Institute hätten in einer Absichtserklärung vereinbart, in den nächsten fünf Jahren insgesamt drei Milliarden Dollar für Projekte der Initiative "Neue Seidenstraße" zur Verfügung zu stellen, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch mit. Dabei gehe es beispielsweise um gemeinsame Kreditvergaben und Projektfinanzierungen. Zudem soll die Internationalisierung der chinesischen Währung Renminbi vorangetrieben werden.

China knüpft mit dem 2013 eingeleiteten Investitionsprojekt an die historische Seidenstraße an, die wichtigste Handelsverbindung zwischen China und Europa in der Antike und dem frühen Mittelalter. Nun sind hier neue Straßen und Schienenverbindungen geplant, die den Handel ankurbeln und für Stabilität in den Staaten Zentralasiens sorgen sollen. "Der Ausbau der Infrastrukturverbindungen zwischen China und Europa ist eine große Chance für die Bürger und die Volkswirtschaften Chinas und Europas", sagte Deutsche-Bank-Vorstand Garth Ritchie. Die Verkündung der Initiative erfolgt passend zum Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang in Deutschland.

rtr/dpa-AFX/fh