Stattdessen wird die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank binnen zwei Jahren zum Teil an die Börse gebracht. Der Handel sowie das Beratungs- und Finanzierungsgeschäft werden wieder in einer Investmentbanking-Sparte zusammengeführt. Das plant Cryan im Einzelnen:

KAPITALERHÖHUNG:

Die Bank will bis zu 687,5 Millionen neue Aktien ausgeben und damit acht Milliarden Euro einnehmen. Die begleitenden Investmentbanken haben der Bank einen Preis von mindestens 11,65 Euro garantiert. Die Zeichnungsfrist läuft vom 21. März bis zum 6. April. Wenn die Bank mit diesem Kraftakt durch ist, wird sie seit 2010 fast 30 Milliarden Euro frisches Geld eingesammelt haben - mehr als sie heute an der Börse wert ist. Der Börsengang eines Minderheitsanteils der Vermögensverwaltung könnte weitere bis zu zwei Milliarden Euro in die Kasse spülen.

EIGENKAPITALRENDITE:

Cryan formuliert das Ziel schwammiger und weniger ambitioniert als bisher. Während die Deutsche Bank bisher schon 2018 eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent erreichen wollte, sieht Cryan die zehn Prozent nun erst dann erreichbar, "sobald sich das wirtschaftliche Umfeld normalisiert hat" - sprich: wenn die Zinsen wieder steigen.

KAPITALDECKE:

Die Bank schraubt die Zielmarke für die harte Kernkapitalquote weiter nach oben. "Deutlich über 13 Prozent" sollen es nun werden. Zuletzt hatte die Bank "mindestens 12,5 Prozent" bis Ende 2018 für ausreichend gehalten - auch das war schon mehr als unter Cryans Vorgänger Anshu Jain, der 11 Prozent anvisiert hatte. Ende 2016 stand die Bank bei 11,9 Prozent. Mit der Kapitalerhöhung verschafft Cryan sich einen Puffer: Mit den zusätzlichen acht Milliarden Euro steht die Deutsche Bank bei 14,1 Prozent. Sie muss aber damit rechnen, dass die aufsichtlichen Vorschriften ("Basel IV") weiter verschärft werden und die Quote doch wieder abschmilzt. Deshalb sollen Altlasten in der Investmentbank schneller abgebaut werden als bisher geplant.

VERSCHULDUNGSQUOTE:

Die Bank peilt eine Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von 4,5 Prozent an. Von den 5,0 Prozent, die sie bisher für 2020 geplant hatte, ist nicht mehr die Rede. Das liegt möglicherweise an den Verhandlungen der Regulierer und Bankenaufseher, die weniger harte Vorgaben für die ungewichtete Eigenkapitalquote erwarten lassen. Ende 2016 kam die Deutsche Bank auf eine Verschuldungsquote von 3,5 Prozent, und auch mit der Kapitalerhöhung ist sie noch nicht am Ziel: 4,1 Prozent stünden dann zu Buche. Auch hier soll der beschleunigte Abbau von Altlasten helfen.

KOSTEN:

Hier legt die Bank noch eine Schippe drauf. Nach der geplanten Reduzierung der um Sondereffekte bereinigten Kosten auf 22 Milliarden Euro im Jahr 2018 sollen die Kosten bis 2021 weiter auf 21 Milliarden Euro 2021 sinken. Im vergangenen Jahr waren es noch 24,1 Milliarden. Das dürfte auch Arbeitsplätze kosten - wie viele, lässt sich die Bank noch nicht entlocken. Jedenfalls hat sie für Abfindungen und für den Umbau - unter anderem die Eingliederung der Postbank - zwei Milliarden Euro für die Jahre 2017 bis 2019 eingeplant.

POSTBANK:

Das Institut, das gerade erst mit viel Aufwand und Geld entflochten wurde, um verkauft zu werden, soll nun doch nicht veräußert werden. Ein Verkauf oder Börsengang wäre nur mit Milliardenabschreibungen zu bewerkstelligen gewesen. Cryan will die Postbank stattdessen nun mittelfristig mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank sowie dem Geschäft mit vermögenden Kunden zusammenlegen. Davon erhofft er sich in fünf Jahren rund 900 Millionen Euro an Einsparungen. Aber auch die Kehrtwende kostet erst einmal Geld: rund eine Milliarde Euro.

DIVIDENDE:

Eigentlich sollten die Aktionäre für das Jahr 2016 leer ausgehen - wie schon ein Jahr zuvor. Doch gegen den Ausfall für 2015 hatten Aktionäre geklagt - in erster Instanz mit Erfolg. Nun plant die Bank eine Ausschüttung von rund 400 Millionen Euro. Von den 19 Cent Dividende je Aktie, die der Hauptversammlung vorgeschlagen werden, sind acht Cent eine Art Nachzahlung für 2015. Für 2017 ist eine "Mindestdividende" von elf Cent vorgesehen, ein Jahr später soll die Ausschüttung wieder "wettbewerbsfähig" sein. Vor wenigen Wochen hatte Cryan erklärt, die Deutsche Bank solle "irgendwann wieder eine Bank zu werden, die Dividenden zahlt".

rtr