Eine mögliche Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank stößt nicht nur bei Anteilseignern und Belegschaften auf Ablehnung. Auch in Berlin gibt es quer durch alle Parteien immer mehr Widerstand gegen das vor allem von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) vorangetriebene Projekt.

So positionierte sich der CDU/CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach gegen einen Zusammenschluss der beiden Institute. Der Nutzen sei begrenzt, die Risiken seien hoch, sagte Michelbach. "Beide Banken müssen vielmehr die eigenen Wachstumschancen offensiv wahrnehmen." Der FDP-Haushaltspolitiker Otto Fricke warnte Scholz mit Blick auf den milliardenschweren Kapitalbedarf einer solchen Transaktion davor, zur geplanten Hochzeit eine "Mitgift des Steuerzahlers zu verschenken". Selbst in der SPD formierte sich Widerstand. Die deutschen Banken müssten besser, nicht größer werden, forderte SPD-Wirtschaftssprecher Bernd Westphal.

Die "Deutschlandbank AG"



Scholz hatte sich bei einem Auftritt im Haushaltsausschuss am Mittwoch weitgehend bedeckt zu den Plänen gehalten und damit für zusätzlichen Ärger gesorgt. Unter Abgeordneten zirkulierte eine Studie der Unternehmensberatung ZEB zur Umsetzung der "Deutschlandbank AG". Demnach benötige eine fusionierte Großbank eine Kapitalerhöhung von drei bis vier Milliarden Euro. Um bei der Profitabilität auf europäische Wettbewerber aufzuschließen, müssten sechs Milliarden Euro Kosten gespart und 25 000 bis 30 000 Stellen gestrichen werden. Der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz warnte im Fall einer Fusion vor der Aufdeckung stiller Lasten beider Institute, was in eine aufsichts- und genehmigungsrechtliche Sackgasse führe. Zudem befeuere Scholz mit seinem Lavieren weitere Spekulationen und schicke die Aktien weiter auf Talfahrt.

Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bereits vor einiger Zeit ein Mandat des Vorstands für informelle Fusions-gespräche eingeholt hat. Scholz hatte Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank am Montag bestätigt. Der Bund ist mit gut 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt, sieht sich aber auch in der Verantwortung für die Stabilität der Deutschen Bank.

In den Aufsichtsräten der beiden Banken könnten die Pläne am kommenden Donnerstag (21.3.) zur Sprache kommen. Beide Gremien treffen sich laut Reuters zu bereits länger vereinbarten, getrennten Sitzungen. Vor allem bei der Deutschen Bank dürfte das Treffen demnach spannend werden, weil mehrere Großaktionäre des Branchenprimus eine Fusion mit dem heimischen Konkurrenten kritisch sehen.

Die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV), die Arbeitnehmer in beiden Banken vertreten, haben sich bereits klar gegen eine Fusion ausgesprochen. DBV-Chef Stephan Szukalski ist Aufsichtsratsmitglied bei der Deutschen Bank. Er hat bereits damit gedroht, die laufenden Verhandlungen über eine Integration der Postbank so lange auf Eis zu legen, bis Klarheit über die Fusion herrsche. "Einen Arbeitsplatzabbau bei der Integration der Postbank in die Deutsche Bank und anschließend in einem zweiten Schritt einen erneuten Abbau durch eine Fusion mit der Commerzbank wird es mit uns nicht geben", schrieb Szukalski den DBV-Mitgliedern.

Entscheidendes Quartal



Auf den Gremiumssitzungen der beiden Institute soll es vor allem um die Geschäftsberichte gehen, die am 22. März (Deutsche Bank) und am 27. März (Commerzbank) veröffentlicht werden sollen. Zudem dürfte es auch um den bisherigen Verlauf des ersten Geschäftsquartals gehen, das traditionell als besonders wichtig gilt. Für den weiteren Verlauf der Fusionsgespräche könnte es entscheidend sein, wie das Quartal für die beiden Institute gelaufen ist.