Deutschlands größtes Geldhaus warnte am Mittwoch vor erheblichen Belastungen in allen Sparten. Ob am Jahresende wie bisher geplant zumindest vor Steuern schwarze Zahlen herauskommen, steht in den Sternen. Unter dem Strich rutschte die Bank im ersten Quartal in die Verlustzone. Anleger ließ das kalt - die Aktien legten knapp zwei Prozent zu.

"Der Start ins Jahr war zwar besser als erwartet, aber es ist noch nicht abzusehen, wie sich der Rest vom Jahr entwickelt", sagte Finanzchef James von Moltke. Das Management werde alle Hebel in Bewegung setzen, um das Institut auf Kurs zu halten. Vorstandschef Christian Sewing hält seine Bank inzwischen für stark genug, um dem Sturm standzuhalten. "Das erste Quartal bestätigt ein weiteres Mal, dass wir im vergangenen Jahr die strategischen Weichen richtig gestellt haben", schrieb er in einem Brief an die 86.700 Mitarbeiter. "Unser Geschäftsmodell ist robust und widerstandsfähig, das zeigt sich in diesen turbulenten Zeiten ganz besonders."

Doch bereits im ersten Quartal schlug die Corona-Krise ins Kontor. Vor allem wegen einer höheren Risikovorsorge für faule Kredite ging der Vorsteuergewinn um fast ein Drittel auf 206 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich - also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen - stand ein Verlust von 43 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal hatte die Bank hier noch einen Gewinn von 97 Millionen Euro erzielt.

Weil aber Anfang des Jahres der Handel mit Anleihen, Zinsen und Währungen so gut lief wie lange nicht mehr, stiegen die Erträge im Investmentbanking um 18 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Vor Steuern verdiente die Sparte 622 Millionen Euro - ein Zuwachs von 150 Prozent und deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Im Privat- und Firmenkundengeschäft gingen die Gewinne dagegen zurück, obwohl das gesamte Kreditvolumen um elf Prozent auf 459 Milliarden Euro zulegte und damit auch die Zinseinnahmen stiegen. Das Management räumte jedoch ein, dass sich die Schwankungen an den Kapitalmärkten und die hohe Kundenaktivität zumindest teilweise normalisieren werden. Die Steigerung der Einnahmen sei vor allem auf Januar und Februar zurückzuführen, bevor die Corona-Krise voll zugeschlagen habe. Die Erträge würden sich daher im Investmentbanking im Jahresverlauf nicht auf dem Niveau des ersten Quartals halten können und 2020 insgesamt nur leicht höher gegenüber dem Vorjahr sein.

RISIKEN SCHLUMMERN IM KREDITGESCHÄFT


Auch Analysten blieben skeptisch. "Im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen verliert die Deutsche Bank gegenüber den US-Wettbewerbern weiter Marktanteile", sagte Benjardin Gärtner, Chef-Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment, die auch einer der Großinvestoren des Instituts ist. Die Deutsche Bank entwickele sich in die richtige Richtung, fraglich sei aber, wie nachhaltig die Erträge im Anleihegeschäft seien, sagte Analyst Kian Abouhossein von der Bank JP Morgan.

Eine große Unbekannte schlummert nach Meinung der Experten auch im Kreditgeschäft. Ökonomen erwarten wegen der Pandemie eine schwere Rezession und mehr Firmeninsolvenzen, zahlreiche Menschen könnten ihre Jobs verlieren. Das Münchener ifo-Institut warnte am Mittwoch, viele Firmen hielten die Krise nicht lange durch. Die jüngsten Umfragen unter deutschen Unternehmen deuteten auf eine kommende Pleitewelle hin.

Das könnte auch der Deutschen Bank noch zu schaffen machen. "Die Aussichten mit Blick auf die Risikovorsorge sind sehr unsicher", sagte Analyst Russell Quelch vom Brokerhaus Redburn. Jedoch komme dem Institut zugute, dass die deutsche Regierung die ins Straucheln geratene Wirtschaft besser unterstütze als in anderen Ländern. Nach Meinung von Abouhossein hat die Bank bislang vergleichsweise wenig für faule Kredite zurückgelegt. Im ersten Quartal stieg die Risikovorsorge um 400 Millionen Euro auf gut 500 Millionen Euro. Für die kommenden Monate stellte von Moltke weitere Rückstellungen in Aussicht. US-Banken und europäische Häuser wie HSBC und Santander legten bereits mehrere Milliarden für drohende Kreditausfälle auf die Seite.

rtr