Ähnlich hoch war die Teuerungsrate zuletzt im Winter 1973/1974, als Kraftstoffe infolge der ersten Ölkrise ebenfalls stark gestiegen waren. Im April lag der Wert noch bei 7,4 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält für den Euro-Raum ein Niveau von 2,0 Prozent für ideal. Wegen des Preisschubs will die EZB um Präsidentin Christine Lagarde im Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen erhöhen.

"Hauptursache für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten", sagte Statistikamts-Präsident Georg Thiel. "Aber wir beobachten auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln." Energie verteuerte sich im Mai deutlich um 38,3 Prozent. Kraftstoffpreise zogen dabei um 41 Prozent an, leichtes Heizöl kostete knapp 95 Prozent mehr als vor einem Jahr. Sorgen bereitet Fachleuten, dass die Preise nicht nur bei Energie, sondern auf breiter Front anziehen. So verteuerten sich Nahrungsmittel um 11,1 Prozent und damit so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Erheblich mehr kosteten Speisefette und Speiseöle (+38,7 Prozent). Ebenso für Fleisch und Fleischwaren (+16,5 Prozent), Molkereiprodukte und Eier (+13,1 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+10,8 Prozent) lagen die Teuerungsraten im zweistelligen Bereich.

Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens gegen Russland sorgen für steigende Preise bei Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln. Dies wiederum belastet Firmen und Verbraucher und bremst die Konjunktur.

rtr