Der Fonds rechnet hierzulande nur noch mit einem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 1,4 Prozent und im nächsten Jahr von 1,5 Prozent - das ist für 2014 eine Absenkung um einen halben Prozentpunkt und für 2015 um 0,2 Prozentpunkte. Insgesamt klafft die weltwirtschaftliche Entwicklung nach Analysen des IWF immer weiter auseinander.

"Trotz Rückschlägen setzt sich die ungleichmäßige Erholung der Weltwirtschaft fort", ziehen der IWF und sein Chefökonom Olivier Blanchard unter dem Strich dennoch ein positives Fazit. "Die Abwärtsrisiken haben zugenommen", warnte die Organisation. Dazu zählten insbesondere die geopolitischen Risiken wie der Konflikt um die Ukraine. Zudem sieht der Fonds gerade im Euro-Raum Gefahren einer Stagnation. Deshalb sollte weltweit mehr für die Steigerung der Wachstumskräfte getan werden. Mit Blick auf Länder wie Deutschland rät der Fond zudem zu höheren staatlichen Infrastruktur-Investitionen, auch auf Pump. Zudem warnt der IWF davor, zu schnell von der lockeren Geldpolitik in den Industriestaaten Abschied zu nehmen. Darüber hinaus sieht er weiter Risiken eines Preisverfalls auf breiter Front in Europa.

Das bewertet die Bundesregierung anders. "Wir teilen die Sorge vor Deflation nicht", sagte ein Regierungsvertreter. Er verwies zudem darauf, dass der Fonds angesichts der extrem lockeren Geldpolitik die Gefahr von Preisblasen an einzelnen Vermögensmärkten sehe und dazu Anzeichen für wachsende Risikobereitschaft und Selbstgefälligkeit in der Finanzwelt.

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USA AUF DER SONNENSEITE - EURO-RAUM IM SCHATTEN

Auf der Sonnenseite des Wachstums stehen nach den Analysen des Fonds die USA. Für sie rechnet er in diesem Jahr mit einer um 2,2 Prozent höheren Wirtschaftsleistung - das ist ein halber Prozentpunkt mehr als im Juli vorausgesagt. Im kommenden Jahr dürfte sich der Zuwachs noch auf 3,1 Prozent beschleunigen. Für die weltwirtschaftliche Super-Macht China erwartet der Fonds unverändert Steigerungsraten von 7,4 Prozent in diesem und 7,1 Prozent im nächsten Jahr.

Auf der Schattenseite liegt nach Darstellung des IWF die Euro-Zone mit Deutschland, Frankreich und Italien. Das Wachstum im gemeinsamen Währungsraum veranschlagt er für 2014 nur noch mit 0,8 (zuvor: 1,1) Prozent und für 2015 mit 1,3 (zuvor: 1,5) Prozent. Ähnlich wie für Deutschland nahm der Fonds seine Prognose für Frankreich massiv zurück. Das Land werde mit 0,4 Prozent 2014 nur halb so stark zulegen wie im Juli erwartet. Und das Wachstum 2015 werde mit einem Prozent rund ein Drittel niedriger ausfallen als bisher geschätzt.

Auf Seite 3: ITALIEN UND JAPAN EBENFALLS MIT WACHSTUMSPROBLEMEN



ITALIEN UND JAPAN EBENFALLS MIT WACHSTUMSPROBLEMEN

Noch düsterer sieht der Fonds Italien. Dort erwartet er mit 0,2 Prozent für dieses Jahr gar ein Schrumpfen der Wirtschaft und für 2015 mit 0,8 Prozent eine nur mäßige Steigerung. Für den Euro-Raum warnte Blanchard davor, das durch eine stabilitätsorientierte Finanzpolitik zurückgewonnene Vertrauen an den Märkten aufs Spiel zu setzen. Das bedeute nicht, dass gar keine Spielräume für Mehrausgaben beständen - wie für Verkehrsinvestitionen. Deutlich besser als im Euro-Raum geht es in Großbritannien, für das der Fonds unverändert Wachstumsraten von 3,2 Prozent in diesem und 2,7 Prozent im nächsten Jahr sieht.

Massiv verschlechtert haben sich darüber hinaus die Aussichten für Japan. Das Land dürfte bei der Wirtschaftsleistung nur noch um 0,9 Prozent zulegen - fast ein dreiviertel Prozentpunkt weniger als in der Juli-Prognose. 2015 werde das Plus mit 0,8 Prozent noch ein wenig schwächer ausfallen. In Russland werde es mit 0,2 Prozent in diesem und 0,5 Prozent im nächsten Jahr ebenfalls nur geringe Wachstumsraten geben - auch als Folge des Ukraine-Konflikts.

Reuters