Vor vier Jahren gab es eine Umfrage unter gesetzlich Krankenversicherten. Ihr Ergebnis: Versicherte wechseln vor allem dann ihre Krankenkasse, wenn sie von Freunden und Verwandten erfahren, dass eine Kasse gut ist. Der Preis spiele eine untergeordnete Rolle. Was die Studie nicht verriet: Die wenigsten der über 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten wechseln überhaupt. Nach verschiedenen Schätzungen suchen sich pro Jahr nicht einmal eine Million Menschen eine neue Krankenkasse. Dabei kann es sich lohnen, seine Kasse und ihre Leistungen öfter einmal infrage zu stellen. Denn es existieren zum Teil eklatante Unterschiede zwischen den Anbietern, und das nicht nur beim Beitrag.

So gibt es über zehn Krankenkassen, bei denen Menschen, die kaum zum Arzt gehen, im Jahr bis zu 600 Euro sparen können. Doch es lohnt sich nicht nur für Sparfüchse, sich das Angebot ihrer aktuellen Krankenkasse anzuschauen und gegebenenfalls zu wechseln. Denn anders als etwa bei der privaten Krankenversicherung, deren Versicherte den Umfang der Leistungen mit dem Versicherer per Vertrag festhalten, können Krankenkassen die Leistungen, die sie freiwillig anbieten, jederzeit kürzen. Nicht zuletzt deshalb sollten gesetzlich Versicherte, die mehr als nur die Leistungen wollen, die Krankenkassen laut Gesetz anbieten müssen, von Zeit zu Zeit vergleichen und wechseln. Denn während für Privatpatienten der Wechsel der Versicherung ein finanzielles Fiasko werden kann und mit teilweise unangenehmen Gesundheitsfragen verbunden ist, können Kassenversicherte fast ständig einen neuen Anbieter ausprobieren.

Da nicht jeder Versicherte die gleichen Leistungen abfragt, hat €uro fünf Kundengruppen kreiert, die jede für sich einen oder mehrere spezielle Schwerpunkte hat: Familien setzen beispielsweise auf besondere Untersuchungen für Mütter und Kinder, Sparer wollen vor allem einen niedrigen Beitrag, aber auch möglichst viel Geld erstattet bekommen, Freunde alternativer Heilmethoden suchen Kassen, die zum Beispiel Homöopathie bezahlen, chronisch Kranke sind dort am besten aufgehoben, wo die Krankenkasse besondere Behandlungsprogramme bietet, und junge Menschen wollen einerseits sparen, aber etwa auch möglichst viele Impfungen bezahlt bekommen.

Die Ergebnisse im Einzelnen. Insgesamt zeigt sich, dass Krankenkassen, die bundesweit geöffnet sind, in der Spitze meist deutlich besser abschneiden als regionale Kassen. Das mag teilweise an der Größe der Kassen liegen, die mit ihrer "Marktmacht" für ihre Patienten günstigere oder umfangreichere Behandlungen durchsetzen können. Sogar beim Kundentyp, bei dem Sparen im Vordergrund steht, konnte sich mit der Techniker Krankenkasse (TK) eine bundesweit geöffnete Kasse durchsetzen. Sie erreichte die volle Punktzahl, ein Spitzenwert über alle Sparten hinweg. Aber der Reihe nach: Familien sind am besten bei der Hanseatischen Krankenkasse (HEK), der Techniker Krankenkasse oder der DAK-Gesundheit aufgehoben. Diese drei überregional aufgestellten Kassen bieten ein umfangreiches Angebot für Eltern und Kinder.

Sparer, die nicht zur Techniker wollen, sind auch bei der Salus BKK gut aufgehoben, Versicherte aus Baden-Württemberg sparen bei der BKK Scheufelen, und wer nicht gerade in Brandenburg, Bremen oder im Saarland wohnt, versichert sich günstig bei der Securvita. Die günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse, die hkk, liegt im Vergleich nur auf dem sechsten Rang, die AOK Sachsen-Anhalt, die mit 14,9 Prozent Beitrag günstigste Kasse überhaupt, kommt unter den regionalen Anbietern nur auf Platz 8. Das zeigt eindrucksvoll, dass es unter Umständen günstiger sein kann, einen etwas höheren Beitrag zu zahlen, wenn man über Erstattungsprogramme die Chance hat, deutlich mehr Geld zurückzubekommen.

Bei alternativer Medizin schaffte es wieder die HEK nach ganz vorn. Auf dem zweiten Rang landet nach Punkten die Securvita, eine Krankenkasse, die traditionell stark in diesem Bereich ist. Das beste Angebot für chronisch Kranke bietet die Techniker Krankenkasse. Deutschlands größte Krankenkasse bietet die meisten Programme zur sogenannten Integrierten Versorgung. Dabei schließen Krankenkassen mit Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen spezielle Verträge zur Behandlung einzelner Krankheiten ab. Die betroffenen Patienten bekommen damit stets Zugang zu Spezialisten auf dem jeweiligen Fachgebiet. Mit etwas Abstand folgen in dieser Kategorie die DAK und die HEK sowie bei den Regiokassen die AOK Baden-Württemberg.

Für Berufseinsteiger ist nach den Kriterien dieses Tests ebenfalls die TK die erste Wahl, sie hat die im Vorjahr noch führende HEK auf den zweiten Platz verdrängt. Die TK bietet fast sämtliche möglichen Vorsorgeuntersuchungen für junge Leute und viele Impfungen. Die HEK ist nur unwesentlich schwächer aufgestellt. Unter den Regionalkassen bietet die IKK Südwest die besten Leistungen für Berufseinsteiger. Ihr folgt mit etwas Abstand die Securvita.

Stellt sich die Frage der besten Kasse, die für alle am meisten bietet. Diesen Test führt €uro jedes Jahr in der April-Ausgabe durch. Wer die Spitzenplätze dieser Untersuchung jedoch näher betrachtet, wird bemerken, dass neben der Techniker Krankenkasse die Hanseatische Krankenkasse und die DAK Gesundheit häufig unter den Anbietern mit den besten Bewertungen zu finden sind. Unter den regionalen Kassen stechen neben der in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland geöffneten IKK Südwest und der Securvita auch die AOK Baden-Württemberg hervor.

So finden Sie die passende Kasse


Die Mehrleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind inzwischen außerordentlich umfassend. Kaum eine Krankenkasse ist mit der anderen direkt vergleichbar. Natürlich: Die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen, das sind rund 96 Prozent aller Leistungen, erbringen alle! Somit läuft niemand beim Wechsel einer Krankenkasse Gefahr, eine wirklich existenziell wichtige Leistung nicht mehr zu erhalten. Aber die Mehrleistungen sind durchaus interessant, und lange nicht jede Krankenkasse leistet für alles. Um den Lesern die Wahl der Krankenkasse möglichst einfach zu machen, hat €uro auf vielfachen Wunsch die besten Krankenkassen für fünf Kundengruppen zusammengestellt. Das sind:

1. Krankenkassen mit den umfassendsten Versorgungsangeboten im Krankheitsfall
Erst wenn man krank ist, merkt man, wie gut die eigene Krankenkasse eigentlich ist. Gerade für Chroniker und schwer erkrankte Personen ist eine verbesserte Versorgung existenziell wichtig. Hier handelt es sich um die eigentliche "Königsklasse" der Krankenkassen - also solche, die ihren Versorgungsauftrag ausgesprochen ernst nehmen und sich beispielsweise besonders Gedanken über verbesserte und strukturiert gestaltete Versorgung (sogenannte Integrierte Versorgung) machen.



2. Kassen mit einem starken Angebot an alternativer und sanfter Medizin ("Gesundheitsbewusste")
Immer mehr Menschen suchen Behandlungsalternativen abseits der oft als hart und nicht bedarfsgerecht empfundenen Schulmedizin. Das "gesunde Leben" steht hier im Vordergrund, und es besteht der starke Wunsch nach alternativen, von der Kasse auch bezahlten Behandlungsmethoden.



3. Familienorientierte Krankenkassen
Wer bereits Kinder hat oder kurz vor der Geburt steht, hat ganz besondere Anforderungen an die Leistungen einer Krankenkasse. Denn schließlich sind Kinder mit das Wichtigste in der Familie und sie sollen daher so gut wie möglich versorgt sein. Somit sind kinder und familienbezogene Mehrleistungen dieser Kundengruppe ganz besonders bedeutsam.



4. Kassen mit dem größten Sparpotenzial
Das sind die richtigen Krankenkassen für all diejenigen, denen bei der gesetzlichen Krankenkasse die Pflichtleistungen vollkommen ausreichen und die dafür finanzielle Vorteile nutzen möchten. Geboten werden günstige Beiträge, Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit, spezielle Vorteilsprogramme mit Sparpotenzial und finanziell attraktive Bonusprogramme. Auch sind kostenfreie professionelle Zahnreinigungen berücksichtigt, da diese für große Teile der Bevölkerung eine hohe subjektive Bedeutung haben.



5. Für Berufseinsteiger besonders geeignete Krankenkassen
Der Einstieg ins Berufsleben ist ein entscheidender Einschnitt im Leben. Erstmals wird man mit der Arbeitswelt konfrontiert und muss sich selbst versichern. Die Anforderungen dieser Altersgruppe zwischen meist 16 und 25 Jahren ist in vielen Bereichen anders als in späteren Jahren oder bei weiterentwickelten Lebensumständen.



Die Basis der Auswertung sind alle allgemein geöffneten Krankenkassen, die jeder gesetzlich Versicherte wählen kann. Krankenkassen, die ausschließlich für Mitarbeiter und deren Angehörige eines bestimmten Unternehmens offenstehen, wurden nicht bewertet.

Der Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse kann mit einer Kündigungsfrist von zwei vollen Monaten ohne Problem erfolgen - Gesundheitsfragen oder andere Einschränkungen gibt es hier nicht! Und nach dem Wechsel ist man maximal 18 Monate an diese neue Krankenkasse gebunden. Somit ist ein "Ausprobieren" einer leistungsstärkeren Krankenkasse ganz ohne Risiko möglich - gerade auch für bereits kranke Menschen!

Damit unsere Leser für sich schnell und einfach die richtige Krankenkasse aus den aktuell 81 allgemein geöffneten Kassen finden, haben wir diese in zwei Gruppen eingeteilt:

Bundesweit aktive Krankenkassen: Das sind Krankenkassen, die in allen Bundesländern geöffnet sind.

Regionale Kassen: Diese haben manchmal nur in einem einzigen, manche in vielen Bundesländern geöffnet, aber eben nicht bundesweit. Typisch für diese Kassen ist oft ein sehr hoher regionaler Bezug mit starker Verwurzelung vor Ort.

Nachdem diese Gruppen verschiedene Schwerpunkte setzen, haben wir sie getrennt bewertet.

Die Bewertung an sich beruht auf den Daten unseres Kooperationspartners www.gesetzlichekrankenkassen.de mit Stand 22. August 2019. Danach erfolgte Leistungsmeldungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden. Dabei haben wir in jedem Bereich die maximal möglichen Punkte als 100 Prozent gewertet und dann berechnet, wie viel Prozent der möglichen Gesamtleistung die jeweilige Kasse erreicht hat.

Je nach Höhe dieses Wertes wird die €uro-Note für den jeweiligen Leistungsbereich vergeben.

100 % - 83,34 %
1,0 * - 1,5 (sehr gut)
83,33 % - 66,66 %
1,6 - 2,5 (gut)
66,65 % - 50,00 %
2,6 - 3,5 (befriedigend)
49,99 % - 33,33 %
3,6 - 4,5 (ausreichend)
33,32 % - 16,66 %
4,6 - 5,5 (mangelhaft)
16,65 % - 0,00 %
5,6 - 6,0 (ungenügend)
* Note 1,0 = 100 % - 91,66 %; aus Platzgründen wurden jeweils nur die besten Anbieter dargestellt. Unter www.kassensuche.de finden Sie einen kostenfreien Rechner, mit dem Sie Krankenkassen, die gut zu Ihnen passen, suchen können.