Was hoch steigt, kann tief fallen, sagt eine alte Börsenweisheit. Doch auch der Umkehrschluss ist durch zahllose Bespiele aus der Vergangenheit belegt. Die heute 2500 Euro teure Amazon-Aktie etwa war am Tiefpunkt der Baisse 2000 bis 2003 für weniger als 10 Euro zu haben, nachdem kurze Zeit vorher auch schon mal über 100 aufgerufen waren. Insofern ist es nur allzu verständlich, dass es antizyklische Investoren in den Fingern juckt.

Wenn eine Aktie mehr als zwei Drittel ihres Werts verloren hat, ist die Spekulation auf eine Trendwende oder zumindest eine kräftige Gegenbewegung reizvoll. Dagegen wiederum spricht eine andere Börsenweisheit: Greife nie in ein fallendes Messer. Und trotzdem können Bewertungen so weit sinken, dass nicht nur Zocker den Versuch wagen, eine Aktie zum Tiefstkurs abzugreifen (im Englischen spricht man von bottom fishing). Beispiel Biontech: Der einstige Impfstoff-Hoffnungsträger ist derart verprügelt worden, dass Anlegern die Aktie "regelrecht nachgeworfen" werde, meint etwa Hendrik Leber. Der Mann ist keineswegs als Hasardeur bekannt, sondern als Chef der Vermögensverwaltung Acatis einer der erfolgreichsten Fondsmanager im Lande.

Diversifikation ist Trumpf


Leber hält große Stücke auf Biontech, entsprechend ist der Wert eine seiner Top-Positionen - etwa im Fonds Acatis Aktien Global. Genau da liegt jedoch für Privatanleger das Problem: Sollte die Anlageidee eines Fondsmanagers nicht aufgehen, hat er noch Dutzende anderer Positionen, weshalb ein Missgriff nicht gleich das ganze Portfolio ins Verderben reißt. Privatleute haben jedoch oft nur eine Handvoll Einzelpositionen. Umso schmerzhafter ist es, wenn die Spekulation auf das Comeback eines gefallenen Engels fehlschlägt.

Um dieses Dilemma zu lösen, lanciert BÖRSE ONLINE jetzt den ersten eigenen Index. Er setzt auf zehn abgestürzte Highflyer, die noch vor wenigen Monaten als Zukunftsaktien gehandelt wurden und zuletzt besonders schlimm unter die Räder kamen. Die ersten befinden sich bereits wieder auf dem Weg nach oben.

Folgende Aktien sind im Index enthalten:


Biontech
Der Pioniererfolg mit ihrem auf mRNA-Technologie basierenden Corona-Impfstoff liefert Biontech die finanziellen Mittel, um auch zur Behandlung von Krebs zu forschen. Hier arbeiten die Mainzer an der Entwicklung von Immuntherapien auf mRNA- und Antikörper-Basis. Für 2021 erwarten Analysten bei 17,4 Milliarden Euro Umsatz 9,2 Milliarden Euro Nettogewinn. Im laufenden Jahr werden 15,9 Milliarden Euro Erlös rund 8,3 Milliarden Euro Nettoertrag einbringen, schätzen die Experten. Aussichtsreich.

Block
In den USA populär ist der Online-Bezahldienstleister von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey mit seiner Cash-App samt Bitcoin-Bezahlfunktion. Dorsey änderte den Firmennamen von Square zu Block, um die langfristige Ausrichtung der Firma auf Bitcoins und die dazugehörende Blockchain-Technologie klarzumachen. Block ist mit dem 52-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) für 2022 bewertet. Im Vergleich zur Kryptobörse Coinbase Global (siehe S. 28), deren Börsenwert dem 14-Fachen des Ebitda entspricht, ist das teuer. Visionär Dorsey muss also Großes liefern. Das Risiko ist entsprechend hoch.

Microstrategy
Die US-Firma Microstrategy legt ihre Rücklagen in Bitcoin an. Der Vorstand mit Chef Michael J. Saylor wird in der Kryptowährung bezahlt. Ende 2020 besaß die Firma Bitcoin im Wert von 1,05 Milliarden Dollar, im September 2021 waren es bereits 2,41 Milliarden Dollar - zu einem erheblichen Teil per Kredit erworben. Microstategys Kerngeschäft ist webbasierte Analysesoftware. Für 2022 erwarten Analysten 509 Millionen Dollar Erlös, knapp sechs Prozent mehr als 2021. Hochriskant.

Palantir
Die Datenanalysefirma aus Denver in Colorado arbeitet auch für die CIA und andere Geheimdienste. Gründer Peter Thiel, Chef Alex Karp und Firmenpräsident Stephen Cohen haben sich beim IPO im September 2020 weitreichende, lebenslange Kontrollrechte über Palantir gesichert. Schätzungen für den Markt liegen nur für 2019 vor: über 26 Milliarden Dollar. Primus Microsoft und Nummer 2 SAP liegen weit vor Palantir. Wenig Transparenz, viel Risiko.

Peloton Interactive
Investoren haben den New Yorker Heimtrainerhersteller Peloton wegen angeblich falscher Angaben zu Lagerbeständen und zur Nachfrage nach dem Abflauen der Auswirkungen der Pandemie auf das öffentliche Leben verklagt. Einen Bericht über einen Stopp der Heimtrainerproduktion im Februar und März dementierte Chef John Foley in ¬einem Brief an die Belegschaft. Die ¬Organisation des Unternehmens steht auf dem Prüfstand. Hohes Risiko, aber zugleich sehr großes Potenzial.

Plug Power
Plug Power mit mehr als 900 Millionen Dollar geschätztem Umsatz für 2022 ist bei Brennstoffzellen technologisch führend. Die US-Bank JP Morgan traut der Firma hohe Zuwächse bei Erlös und Profitabilität zu. Für 2025 peilt sie drei Milliarden Dollar Umsatz und 600 Millionen Dollar operativen Gewinn an. JP Morgan schätzt das langfristige Marktpotenzial auf 200 Milliarden Dollar. Favorit nicht nur von Amerikas Tech-Aktien-Guru Cathy Wood.

RobinHood Markets
Wertpapiere über eine bedienungsfreundliche App kostenlos handeln: ¬Damit wurde US-Discountbroker Robinhood während des Hypes um Meme-Aktien und des Booms bei SPACs und IPOs zur ersten Wahl für US-Privanleger. Umsatz macht Robinhood über den Verkauf des Handelsvolumens der Kunden an Handelsplattformen. Mit 974 Millionen Dollar Erlös im US-Geschäft war der Broker 2021 die Nummer 2 nach Charles Schwab mit 1,7 Milliarden Dollar. Tech-Aktien-Star Wood erwirbt seit Oktober wöchentlich Aktienpakete.

Solaredge

Die israelische Technologiefirma entwickelt Inverter, die den in Solaranlagen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Dieser wird dann in die Netze eingespeist. Mit 35 bis 40 Dollar pro Megawatt sind die Produktionskosten für Strom in neuen Solaranlagen um 50 Prozent günstiger als in Kohlekraftwerken. Bei der globalen Installation von Solaranlagen erwarten Marktforscher jährlich prozentual zweistellige Wachstumsraten. Aussichtsreich.

Teladoc
Mit seiner cloudbasierten Softwareplattform ist Teladoc aus Purchase, New York, bei medizinischer Beratung via Web weltweit führend. Diese nutzen rund 50 Millionen Mitglieder in 175 Ländern. Den von Analysten für 2022 geschätzten Erlös von 2,6 Milliarden Dollar will Teladoc 2024 um mehr als 50 Prozent auf gut vier Milliarden steigern und netto erstmals Gewinn einfahren. Interessanter Trendsetter.

Zoom Video Communications
Der schnelle Ausbau der einfach zu bedienenden Cloud-Plattform machte Zoom Video zum Star bei Nutzern und an der Börse. Mit Teams tritt Tech-Riese Microsoft nun erfolgreich gegen den Aufsteiger an. Auch das Abflauen der Pandemie bremst Zooms Wachstum. Die hochprofitable Firma muss das Problem mit Innovationen lösen. Spannendes Investment

Produkt für Mutige


Der von Solactive berechnete, brandneue BÖRSE ONLINE Reversal Index lässt sich über ein Zertifikat 1:1 abbilden. Dass es sich an Anleger mit etwas Mut zum Risiko richtet, liegt auf der Hand. Dafür sind die Ertragschancen hoch, denn bereits stark steigende Kurse einzelner Aktien können den Wert des Zehner-Baskets deutlich nach oben ziehen. Deshalb werden die Erfolgschancen von Highflyern kaum beschnitten. Sollte sich eine Aktie so gut entwickeln, dass ihr Gewicht 30 Prozent übersteigt, wird es bei den halbjährlichen Anpassungen lediglich auf 30 Prozent zurückgesetzt. Zum Start sind alle zehn Aktien zunächst gleichgewichtet.

Hebelprodukte auf den Index:



Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG als alleinige Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere, Alphabeta Access Products Ltd. und der Morgan Stanley & Co. International plc, hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von Morgan Stanley & Co. International plc Vergütungen.