Nach den starken Zinserhöhungen und dem Quantitativ Tightening der amerikanischen Zentralbank, häuft sich nun immer mehr die Kritik an den Modellen der FED. Könnte diese ihre Zinserhöhungen bald aufgeben? Von Johann Werther

Schon seit Längerem steht die FED in Amerika in der Kritik. Nicht etwa, weil sie wie die EZB untätig verharrt, sondern weil sie nach Meinung vieler Ökonomen den Bogen schon längst überspannt hat. Immerhin ist diese Form der Jumbo-Zinsschritte zusammen mit der Reduktion der Geldmenge in der Realität noch nie so konsequent durchgeführt worden.

Zudem halten viele Ökonomen die Inflation für deutlich weniger resistent, als zu dem was sie von den Zentralbanken gemacht wird. Würde diese das allerdings sein, so könnte nach Meinung der FED diese nur mit einem kräftigen Rücksetzer am Arbeitsmarkt und starken Rezession behoben werden. Ein Vorgehen, für das sich Jerome Powell nicht erst seit gestern massive Kritik eingehandelt hat.

Das könnte passieren, wenn die FED auf Kurs bleibt

Doch was passiert eigentlich, wenn die Federal Reserve ihren Kurs ohne Blick über den Tellerrand hinaus fortsetzt? Dazu müssten zunächst Faktoren wie eine weiterhin hohe Inflation und ein konstanter Arbeitsmarkt gegeben sein. Vor allem letzteres dürfte es mit weiterem Fortschreiten einer globalen Rezession nicht mehr in dieser Form geben. Immerhin haben schon einige große Firmen Einstellungsstopps verfügt.

Damit die FED also auf ihrem jetzigen Kurs bleibt, müsste sie ihre eigenen Indikatoren ignorieren, was mehr als unwahrscheinlich ist. Dazu zeigen die Indikatoren des FED-Watch-Tool für die nächste Sitzung am 2. November nur noch eine Erhöhung um 50 Basispunkte an, der erste Schritt in eine entspanntere Geldpolitik.

Diese Aktien können von entspannterer Geldpolitik profitieren

Doch mit welchen Aktien könnten Anleger von einem solchen Trend profitieren? Das setzt erst einmal voraus, dass es für eine Trendwende der FED noch nicht zu spät ist und eine harte Rezession nicht unaufhaltbar scheint. Ist dies der Fall, so dürften vor allem die vormals gefallenen Engel eine deutliche Entwicklung nach oben erleben.

Während in den USA also vorwiegend Immobilien, REITs und Tech-Titel steigen dürften, so sieht es in Europa deutlich dunkler aus. Vielleicht erleben Aktien wie eine Vonovia doch noch mal einen Aufschwung, doch trotzdem haben Institute wie der IWF die Erwartungen für Deutschlands Wirtschaft mehr als drastisch gesenkt. Zudem kommt eine mehr oder weniger verkorkste EZB Politik, die sich zwischen Italien pleitegehen und im Rest von Europa Inflation bekämpfen, nicht entscheiden kann.

Anleger, die auf Gewinne aus einer kurzfristigen Rallye hoffen, sollten deswegen besser über den Teich hinausschauen, da es in den USA noch positivere Aussichten und deutlich weniger Probleme für Unternehmen gibt.