von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

nach den sehr schnellen Gewinnmitnahmen der vergangenen Woche muss man sich heute fragen, ob die Minikorrektur schon beendet ist - oder ob "Mr. Market" nur ein paar weitere Bullen auf die Weide lockt, um die dann ebenfalls schlachten zu lassen?

Übergeordnet und im Sinne der "echten" Investoren, die sich nicht als Trader bezeichnen, ist die Frage einfach zu beantworten. In deren Sinne ist der langfristige Aufwärtstrend eindeutig intakt. Obwohl wir den vergangenen Tagen, ausgelöst wahrscheinlich durch die (wie erwartet) mäßige Berichtssaison in den USA, einige Enttäuschungen erlebt haben, lässt sich dort eine gesunde Branchenrotation beobachten. Während die Schwergewichte leicht nachgeben oder auf der Stelle treten, gewinnen die kleinen Werte und die Rohstoffe verlorenen Boden zurück. Dies hat zur Folge, dass wichtige Indizes zwar von außen betrachtet unverändert erscheinen, einige Aktien und Mitglieder des Index aber sehr ordentlich "performen".

Auf Seite 2: Spannung bei Amazon vor den Zahlen



Spannung bei Amazon vor den Zahlen

Grundsätzlich bewegen sich entsprechend verschiedener wissenschaftlicher Studien etwa 85 % der Aktien eines Sektors oder Index entsprechend der übergeordneten Benchmark. Ein Titel, der sich wenigstens zeitweise immer wieder vom allgemeinen Trend abkoppeln kann, ist der "Tech-Gigant" Amazon. Da heute die mit Spannung erwarteten Quartalszahlen veröffentlicht werden, die schon häufig in der Vergangenheit größere Kursbewegungen ausgelöst haben, will ich kurz auf den P & F Chart von Amazon eingehen.



Gut erkennen Sie die stabile und mehrfach getestete Bodenbildung bei etwa 290 Dollar. Erst die Veröffentlichung der überraschend positiven Zahlen für das Schlussquartal 2014 Mitte Januar ließ den Kurs förmlich explodieren. Bitte beachten Sie diesbezüglich die Dynamik der positiven X-Achse und wie die bestehende Widerstandslinie förmlich pulverisiert wurde. Ursächlich für den damaligen Kursschub war der mehr als doppelt so hohe Gewinn pro Aktie im Vergleich zu den Schätzungen. Trotz der starken Performance der Aktie von fast 30 % und obwohl eine positive Überraschung wegen der hohen Ausgaben für Investitionen heute kaum zu erwarten ist, hat die Aktie jüngst erneut ein Kaufsignal erzeugt. Bei 390 Dollar wurde die vorhergehende X-Achse überboten und ein Widerstand der P & F Technik geknackt. Der nächste Widerstand befindet sich nun etwa bei 404 $, den ich aber nicht als besonders hartnäckig einstufe. Obwohl die Aktie nicht günstig ist (und noch nie war), den heutigen Preis erst durch Wachstum untermauern muss, deutet der P & F Chart an, dass da noch einiges für die Bullen zu holen ist und das bisherige zyklische Hoch bei etwa 410 Dollar geknackt wird.

Auf Seite 3: Der innere Markt bleibt positiv



Der innere Markt bleibt positiv

Besonders deutlich wird diese gesunde Branchenrotation im folgenden Chart des inneren Marktes. Abgebildet sehen Sie den Prozentsatz der an der NYSE gehandelten Aktien, der oberhalb der wichtigen 50 Tage Linie handelt. Mittlerweile handeln wieder 65 % der Mitglieder oberhalb dieses wichtigen Durchschnitts.



Deutlich erkennen Sie, wie die Marktbreite seit dem vergangenen Oktober, als wir tief in der unteren extreme Zone handelten, wieder kontinuierlich zugelegt hat. Noch befinden wir uns zwar nicht in der oberen und riskanten Zone, die oberhalb von 70 % beginnt, aber man erkennt gut, dass die Luft allmählich dünner wird. Noch ist es nicht so weit, aber wir nähern uns langsam dem Punkt, an dem die Dynamik und das Momentum nachlassen. Dies ist auch insofern fundamental verständlich, da die qualitativ hochwertigen Werte schon längst oberhalb der wichtigen Durchschnittslinie notieren und die Anleger noch zögern, die fragwürdigen Titel zu kaufen, nur weil sie optisch "billig" erscheinen. Ebenfalls ist es verständlich, dass die frühen und hartgesottenen Anleger, die bereits auf stattlichen Gewinnen sitzen, bald verstärkt über Gewinnmitnahmen nachdenken. Denn egal wie tief die Zinsen auch fallen mögen - und wie attraktiv Aktien erscheinen - blitzschnelle Gewinnmitnahmen wird es immer wieder geben.

Auf Seite 4: Der DAX scheitert an der runden Marke



Der DAX scheitert an der runden Marke

Einen schwächeren Eindruck als die US Börse macht derzeit der DAX. Immer wieder kam in den vergangenen Tagen an wichtigen charttechnischen Marken Verkaufsdruck auf. Zwar konnten sich die Kurse zum Abend hin wieder von den Tiefs absetzen, aber insgesamt lässt die Kraft der Bullen nach. Meiner Meinung nach ist dies nach dem fulminanten Sprint im ersten Quartal kein Beinbruch, sondern sogar wünschenswert.



Wie Sie im gelassenen Point &Figure Chart erkennen können, befindet sich eine recht gute Unterstützung bei etwa 11.650 Punkten. Hier sammelten die Bullen bereits mehrfach Kraft für den nächsten Angriff auf die vor allem psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Unterhalb von 11.650 während die Verkäufer für eine Weile klar im Vorteil und der Weg für weitere etwa 200 Punkte nach unten wäre frei. Auch dies wäre noch keine Vorentscheidung im Sinne der P & F Technik, da man sogar jederzeit mit einem Test der positiven Unterstützungsgerade rechnen muss. Dies klingt zwar sehr hässlich und würde sich wie ein Bärenmarkt anfühlen, wäre aber immer noch im Rahmen einer gewöhnlichen Korrektur von etwa 12 %, mit der durchschnittlich in jedem Jahr ein- bis zweimal zu rechnen ist.

Umgekehrt wird die technische Situation erst wieder mit einem neuen Hoch oberhalb von 12.350 Punkten richtig und ausnahmslos "bullish". Aber bis dahin erscheint es mir von heute aus betrachtet noch ein recht weiter Weg zu sein.

Bitte beachten Sie auch meinem Gratis- Newsletter und mein Gratis- E-Book auf meiner Seite libra-invest.de.

Viel Erfolg mit ihren Engagements und herzliche Grüße aus dem sonnigen Rheinland,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".