Höhere Zinsen und gestiegene Baukosten machen die eigene Immobilie für viele unbezahlbar und schrecken potenzielle Käufer ab. Darum zerschellt jetzt für viele der Immobilientraum. Von Simone Gröneweg

Der Traum vom Eigenheim entwickelt sich in diesen Wochen für manche zum regelrechten Albtraum. Die sprunghaft gestiegenen Bauzin­sen zusammen mit den höheren Baukosten lassen komplette Bau­projekte wackeln. "Kunden er­leben in der Beratung, dass sie sich die Raten nicht mehr leisten können", so Mirjam Mohr, Vor­ständin beim Baufinanzierungs­vermittler Interhyp, jüngst bei der Präsentation der "Wohn­traumstudie 2022".

Der Zinsanstieg bedeute für Immobilienkäufer monatliche Mehrkosten von meist mehre­ren Hundert Euro, so Expertin Mohr. Einige Immobilien­interessenten erlebten schon jetzt ein böses Erwachen. Fami­lien, die sich bereits ein Grund­stück gekauft haben, müssen es mitunter wieder veräußern.

Ein Grund für die Kosten­explosion sind die stark gestie­genen Zinsen. Für zehnjäh­rige Immobilienkredite zum Beispiel haben sich die Zins­sätze seit Jahresbeginn vervier­facht. Zuletzt kostete ein sol­ches Darlehen im Schnitt etwa 3,2 Prozent - im Januar gab es diese Kredite noch für lediglich 0,8 Prozent. Leiht sich ein Dar­lehensnehmer 400 000 Euro für zehn Jahre und zahlt dafür einen Zinssatz von 0,8 Prozent, kos­tet ihn das über die Laufzeit gut 28 700 Euro. Verlangt die Bank 3,2 Prozent, belaufen sich die Zinskosten auf mehr als 113 000 Euro (siehe Tabelle).

Ein weiteres Problem für die betroffenen Bauwilligen stel­len die höheren Baukosten dar. Die Baupreise in Deutschland sind so stark gestiegen wie seit 52 Jahren nicht mehr. Nach An­ gaben des Statistischen Bundes­amts lagen die Preise für Bauleis­tungen im Mai - inklusive Mehr­wertsteuer - um 17,6 Prozent hö­her als im Vorjahr. Knappe und teure Materialien sowie hohe Nachfrage haben den Preis­schub verursacht.

Sinkende Nachfrage erwartet


Was dies für den Immobilien­markt bedeutet, haben der Da­tenspezialist FMH X und das Institut SWI Finance untersucht. Dazu wurden unter anderem 2000 Befragungen durchge­führt. Demnach gehen viele Be­fragte davon aus, dass die Immo­bilienpreise weiter steigen wer­den und sie sich keine Immobi­lie mehr leisten können. Das gilt selbst für Besserverdienende. Die Nachfrage wird daher wohl zurückgehen. Angesichts des Rohstoffmangels und der explodierenden Kosten kommen aber auch weniger Neubauten auf den Markt, was vorerst preis­ ausgleichend wirkt.