Dabei hilft ihm sein riesiger Erfahrungsschatz aus einer Vielzahl von Top-Jobs in der Politik, vom Umweltminister bis zum Chef des Kanzleramts. Deshalb ist er auch, so scheint es, mit jedem Thema schon mal befasst worden und kennt, ein hilfreicher Nebeneffekt, eine Unzahl von Akteuren auf allen Feldern.
In seinem neuen Ministerium hat man Mühe, mit dem Tempo des neuen Chefs mitzuhalten. Dabei ist man dort einiges gewohnt. Schließlich haben Altmaiers Vorgänger wie der Sozialdemokrat Sigmar Gabriel oder der Christsoziale Karl-Theodor zu Guttenberg gleichfalls eine hohe Schlagzahl vorgelegt und die Mikrofone und Kameras gesucht. Was allerdings hilft, so ist aus Altmaiers Umkreis zu hören: "Der Mann ist es gewohnt, sehr selbständig zu agieren." Bei Auftritten wird er beileibe nicht immer von jemandem aus seinem Pressestab begleitet, und reden kann der erfahrene Netzwerker problemlos aus dem Stehgreif.
Allerdings: Bei seinem wichtigsten Klientel, den Akteuren in der Wirtschaft, hält sich die Begeisterung über den neuen Minister in Grenzen. Eines bestreitet keiner: Der Mann ist fast immer unglaublich freundlich, einfach nett und den Menschen zugewandt. "An Empathie, an Begeisterung für sein neues Amt fehlt es ihm sicherlich nicht", bescheinigt dem Saarländer ein Top-Wirtschaftsmann. Und der derart Gelobte tut alles, um solche positiven Urteile zu belegen. "Schreiben Sie eine Mail an mich persönlich", forderte er etwa einen Kleinunternehmer auf, der ihn bei einer Innovationsveranstaltung des Mittelstands anspricht. "Schreiben Sie, wir hätten uns hier getroffen!"
"DER REDET NUR"
Aber es gibt auch Gegenwind. "Was macht eigentlich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier", fragt provozierend die Bundesvorsitzende des Verbandes "Die Jungen Unternehmer", Sarna Röser. Während überall die Experten und Institute die Wachstumsprognosen drastisch nach unten drückten, sei vom Wirtschaftsminister kaum etwas zu hören, was die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft angehe. Wirksame und konkrete Maßnahmen, um in der Wirtschafts- und Energiepolitik weiterzukommen, fehlen auch dem Verband "Die Familienunternehmer" mit ihrem Präsidenten Reinhold von Eben-Worlee. Auch das trifft Altmaier.
Und diese Kritik ist noch vergleichsweise milde. "Der redet nur, der nimmt sein Ministerium doch gar nicht mit", beklagt ein Top-Manager aus einem Spitzenverband. "Und in seinem Haus passiert nichts." Ein Kollegen aus einem Branchenverband spricht "von einer Katastrophe". Die Herausforderungen durch einen härteren Steuerwettbewerb in der Welt, den Handelskonflikt mit den USA, und durch steigende Kosten im Sozialbereich nähmen überall zu. "Und bei uns passiert nichts außer vielen Reden des Ministers", beklagt er. "Und die unbearbeiteten Aktenberge auf seinem Schreibtisch wachsen."
Dabei ist Altmaier bemüht, der Wirtschaft in wichtigen Feldern Sicherheit zu geben. Dass etwa die Lohnnebenkosten-Marke von 40 Prozent nicht überschritten wird, und zwar auf Dauer, steht für ihn außer Frage. Ein "Überforderungsschutz für alle Beteiligten" nennt er das. Auch höhere Steuern für die Firmen seien mit ihm nicht zu machen, versichert er. Allerings: die Wirtschaft fordert von ihm mehr als Worte - will Taten sehen.
Kurz, nachdem Altmaier Wirtschaftsminister geworden war und damit seinem Ruf als "Tausendsassa", als "Mann für alle Fälle" ein weiteres Kapitel anfügte, beschrieb er einmal sein Umgehen mit neuen Herausforderungen. "Jedes Amt ist wie ein neues Tierchen, das schaue ich mir an und frage, was bist Du denn für eins? Das hat es mir ermöglicht, mit allen Ämtern in eine Beziehung zu kommen." Zumindest aus Sicht der Wirtschaft scheint die Beziehung Altmaiers zu seinem neuen Amt noch ausbaufähig.
rtr